Verlobung auf Umwegen

Heiraten auf Irisch

Eine Filmkritik von Claire Horst

Beim Verlassen des Kinosaals hat sich ein Wunsch tief eingeprägt: unbedingt eine Autoreise durch Irland unternehmen! Diese grandiosen Landschaften, felsigen Küsten und bildschönen Seen bieten die perfekte Kulisse für ein eigenes Roadmovie. Auf die Abenteuer der Protagonistin würde man allerdings lieber verzichten. Denn die haben es in sich.
Anna (Amy Adams), eine Bostoner High Society- Dekorateurin, ist frustriert: Schon seit vier Jahren ist sie mit ihrem Freund Jeremy (Adam Scott), einem erfolgreichen Kardiologen, zusammen, und noch immer hat er ihr keinen Heiratsantrag gemacht. Als er ihr wieder nur Ohrringe schenkt statt des ersehnten Verlobungsrings, beschließt sie, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Einer alten irischen Tradition gemäß will sie ihrem Liebsten am 29. Februar in Dublin einen Antrag machen. Jeremy befindet sich genau an diesem Tag auf einem Kongress in der Stadt – natürlich reist Anna hinterher. Doch wie der deutsche Titel schon sagt, geht die Liebe manchmal merkwürdige Umwege. Bereits auf dem Flug bauen sich die ersten Hindernisse auf. Turbulenzen behindern die Weiterreise, und so muss das Flugzeug in Wales landen – Anna ist verzweifelt. Auf keinen Fall will sie das so wichtige Datum verpassen. In der Welt, in der sie lebt, ist das Schaltjahr die einzige Möglichkeit für eine Frau, selbst in Punkto Ehe aktiv zu werden. Und heiraten will Anna unbedingt.

Deshalb scheut die eigentlich luxusverwöhnte Amerikanerin keine Mühen. In Businesskostüm und Stöckelschuhen überquert sie den stürmischen Ozean mit einem winzigen Motorboot, landet in einem Pub auf dem Land und engagiert den widerwilligen Kneipenbesitzer Declan (Matthew Goode), der sich nur wegen seiner Geldprobleme bereiterklärt, den ungebetenen Gast nach Dublin zu fahren.

Doch es ist wie verhext: Auf jedes Missgeschick folgt das nächste. Die zur Gemeinschaft verdammten Reisenden versenken ihr Auto, verpassen Züge und werden bestohlen. Aber weder vom Diebstahl ihres heißgeliebten Louis-Vuitton-Koffers noch vom Versinken ihrer High Heels in knöchelhohen Kuhfladen lässt Anna sich aufhalten – selbst als ein Hotelzimmer über ihr zusammenbricht, behält sie das Ziel im Auge: geheiratet werden um jeden Preis!

Wer sich von der sehr konventionellen Story nicht abschrecken lässt, wird mit komischen Situationen im Minutentakt belohnt. Brummige irische Trinker geben Lebensweisheiten zum Besten, auf einer Hochzeit gelingt es Anna, selbst den fröhlichsten Linedance zu ruinieren, und als sie und Declan eine Bleibe suchen, bleibt ihnen im katholischen Irland nicht anderes übrig, als sich als Paar auszugeben. Eine Katastrophe für beide, die sich (noch) nicht ausstehen können.

Zu kritisch sollte man an den Plot allerdings nicht herangehen, zu sehr erinnern Personal und Handlung an einen der schlechteren Rosamunde-Pilcher-Romane. Dieselbe Aussage wie deren Büchern liegt Anand Tuckers Film zugrunde: Männer wollen ihre Freiheit, Frauen wollen geheiratet werden. Geschenkt.

Und auch die weitere Entwicklung folgt dem Schema der Erfolgsautorin. Denn auf ihrer tagelangen Odyssee quer durch Irland stellt die wohlhabende Amerikanerin fest, dass auch das einfache Leben und der kernige junge Mann im Wollpullover etwas für sich haben. Geld ist eben nicht alles, und die wahre Liebe liegt manchmal da verborgen, wo man sie niemals erwartet hätte.

Dass das (natürlich glückliche) Ende in Weichzeichner und Sonnenuntergang versinkt, erfüllt alle Erwartungen. Wer leichte romantische Komödien liebt, wird sich am konservativen Plot dennoch nicht stören – Romantik und Humor bietet der Film zuhauf. Und die aus zahlreichen Hollywoodproduktionen bekannten SchauspielerInnen tun ihr Übriges, um den Liebesfilm gelingen zu lassen – Amy Adams ist bekannt aus Filmen wie Nachts im Museum 2, Julie & Julia, Verwünscht und Sunshine Cleaning, ihr Filmpartner Matthew Goode war zuvor in Match Point und Wiedersehen mit Brideshead zu sehen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/verlobung-auf-umwegen