Monga - Gangs of Taipeh

Gangster unter sich

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Wenn man sich Monga - Gangs of Taipeh anschaut, wird man das Gefühl nicht los, diesen Film schon einmal gesehen zu haben. Die Geschichte kommt einem irgendwie bekannt vor. Aber das liegt wohl daran, dass sich viele Gangsterfilme in ihren Plots stark ähneln. Hier haben wir es mit einer taiwanesischen Version zu tun. Regisseur Doze Niu verarbeitet darin seine Jugendzeit in den 1980er Jahren in Taipeh.
Die Story spielt im Sommer 1986 im titelgebenden Stadtteil Monga, auch bekannt als Wanhua, dem ältesten Stadtviertel von Taipeh. Dorthin ist zu Beginn des Films der siebzehnjährige Schüler Mosquito (Mark Chao) mit seiner Mutter, einer allein erziehenden Friseurin, hingezogen. Neu auf der Schule wird es ihm nicht leicht gemacht. Doch Mosquito, der von seinen Mitschülern schikaniert und gehänselt wird, lässt sich das nicht gefallen und schlägt zurück. Als er kurz darauf von einer Gang aus Rache verprügelt wird, rettet ihn die rivalisierende "Prince Gang" um Dragon Lee (Rhydian Vaughn). Mosquito und seine vier neuen Freunde ziehen fortan gemeinsam durch die Straßen, um das zu tun, was Gangster den lieben langen Tag tun: kämpfen, saufen, Bordelle besuchen, mit Motorrädern durch die Straßen cruisen.

Es ist nicht schwer zu verstehen, warum sich Mosquito schnell sehr wohl mit diesem neuen Lebensstil fühlt. Neu in der Stadt hat er noch keine Freunde, von einem Vater ist nicht die Rede, mit dem Freund der Mutter, einem Chinesen vom Festland, wird er nicht warm. In der Gang findet er eine Ersatzfamilie, die ihm ein Zuhause und Zuneigung bietet. Es gibt nicht nur für Mosquito genügend Gründe, sich gegen das Leben als Gangster zu entscheiden, aber dennoch ist es ihre Wahl. Die Jungs sind intelligent, schlagfertig und talentiert. Eine Karriere jenseits des Gangsterlebens wäre denkbar, aber nur halb so aufregend – damals wie heute.

Die Kämpfe der Gangs sind großartig choreografiert. Wenn die Jungs in inniger Gangster-Bruderschaft durch die belebten, bunten Straßen und Märkte von Taipeh rennen und kämpfen, erinnert das an einstudierte Balletttänze. Eingefangen in Slow Motion schweben die Gangster geradezu elegant und unbeschwert durch das Bild. So schön kann Kung Fu, Brutalität und Gewalt sein. So schön kann das Leben eines Gangsters sein, möchte man fast sagen. Dieses intensive Leben, als gebe es keinen Morgen, diese hübschen farbenfrohen Drachentattoos, die zusammenschweißenden Rituale. Das Ganze ist in einem sehr unterhaltsamen, kurzweiligen Stil eingefangen, vermischt mit einer guten Portion schwarzen Humor und einer kreativen Kamera.

Doch es gibt auch Schattenseiten des Gangsterlebens. Der Zusammenhalt der "Prince Gang" wird auf eine harte Probe gestellt, als eine kriminelle Organisation von Festland-Chinesen beginnt, die Macht über Monga an sich zu reißen. Plötzlich regieren Schusswaffen, und die scheinbar stabilen Hierarchie- und traditionellen Wertsysteme der Unterwelt geraten ins Wanken. Die Tage, in denen Mosquito und seine Freunde mit bloßen Fäusten und Schwertern gekämpft haben, sind vorbei. Auch an ihren Händen klebt nun Blut, bitterböses Blut der Feuerwaffen.

Wer keine Gangsterfilme mag, kann sich das 140-minütige Action-Spektakel sparen. Wer mit japanischen und Hongkong-chinesischen Filmen dieser Art vertraut ist, den unterhält der Film ohne Probleme.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/monga-gangs-of-taipeh