Diamantenhochzeit

Der schönste Tag im Leben?

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Nun gut, zugegeben: Dass ausgerechnet am schönsten Tag des Lebens immer wieder das Schicksal erbarmungslos zuschlägt und mit Finten und Überraschungen die schönste Planung treffsicher torpediert, das mag der eine oder andere schon erlebt haben. Die Turbulenzen, die das junge Brautpaar aber in Michael Kupcyks Echtzeitkomödie Diamantenhochzeit erlebt, sind dann aber doch eindeutig zuviel des Guten – und zwar sowohl für all die Beteiligten als auch für den Zuschauer, dem dieser Slapstick mindestens so schwer im Magen liegt dürfte wie eine fette Hochzeitstorte. Oder eben das Säckchen Diamanten, um das es hier (auch irgendwie) geht.
Die Unwahrscheinlichkeiten beginnen bereits beim Brautpaar: Was Julia (Marleen Lohse) und Alex (Jörg Pohl) miteinander verbindet, darüber rätselt man nicht nur am Anfang dessen Films nach, die soziale Herkunft ist es ganz offen sichtlich schon mal nicht. Denn wäre die Eltern der Braut Abziehbilder der Gutbürgerlichkeit und Rechtschaffenheit sind, kann man das von den Alex’ kleinkriminellem Vater Manfred (Martin Brambach), und seiner esoterisch erleuchteten Mutter Renate (Anja Franke) nicht gerade behaupten. Als Alex seinen Vater abholen will, gerät er flugs in eine von dessen krummen Machenschaften. Manfred hat nämlich gerade einen Kurier (Sven Menningmann) zu Besuch, der den Bauch voller Diamanten hat und sich auf der Toilette redlich abmüht, diese wieder zu Tage zu fördern. Dumm nur, dass sich aus Manfreds Pistole ein Schuss löst, der den Kurier durch die geschlossene Tür ins Jenseits befördert – und zwar bevor die Edelsteine ihr „Transportbehältnis“ verlassen haben. Nun haben Alex und sein Vater gleich mehrere Probleme am Hals: Eine Leiche, einen stinksauren Gangster (Udo Kroschwald) und seinen Geliebten/Gehülfen (Helmut Rühl), die ihrem rechtmäßigen Hab und Gut nachjagen und eine wartende Hochzeitsgesellschaft, die so gar nicht verstehen kann, was da eigentlich vor sich geht.

Was anfangs noch ganz flott daherkommt und durch weitgehend unverbrauchte Gesichter sowie ungewöhnliche Locations (gedreht wurde in Aachen) und nette Gimmicks wie Splitscreens leidlich unterhält und bisweilen gar an manchen Film von Blake Edwards erinnert, gerät im Lauf der 84 Minuten zu einer ziemlich überdrehten und zerfahrenen Klamotte, bei der sich das Lachen, das die Macher intendiert haben, einfach nicht einstellen mag. Was vor allem daran liegen mag, dass man sich mit keinem einzigen der Akteure auch nur im Geringsten identifizieren kann, dass sich hier in selten zuvor gesehener Weise ein Klischee ans nächste reiht und das vorgebliche Tempo sich schnell als nervtötende Hektik entpuppt.

In Wahrheit, so vermutet man am Ende dieser Turbulenzen, sind die samt und sonders völlig überzeichneten Figuren dieses Filme weder den diamanten noch der Liebe hinterher gejagt, sondern schlichtweg einer halbwegs glaubhaften Geschichte. Dieses Ziel haben sie leider allenfalls am Anfang halbwegs erreicht. Als Unterhaltungsklamotte der ganz leichten Sorte mag Diamantenhochzeit gerade noch durchgehen. Wer es aber ein bisschen anspruchsvoller und glaubwürdiger mag, der wird diesen Film kaum in allzu nachdrücklicher Erinnerung behalten. Gut möglich, dass sich Julia und Alex ihren schönsten Tag anders vorgestellt haben. Manchem Zuschauer mag es mit diesem Film nach verheißungsvollem Beginn ganz ähnlich ergangen sein.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/diamantenhochzeit