Der Plan

Schlapphüte auf großer Mission

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Das Leben ist voll von verrückten Begebenheiten. Menschen verpassen ein Flugzeug – und genau diese Maschine stürzt ab. Oder sie irren sich in der Tür und treffen die Liebe ihres Lebens. Zufall oder Vorsehung? Das werden wir wohl nie erfahren. Und zum Glück gibt auch George Nolfi in seinem Regiedebüt keine Antwort auf eine der wichtigsten philosophischen und religiösen Fragen. Auch wenn er ansonsten dem Zuschauer in schönster Hollywood-Manier zu viele einfache Wahrheiten aufs Auge drückt.
Nolfis Hauptfigur David (Matt Damon) ist zu beneiden. Der aufstrebende New Yorker Jungpolitiker sieht gut aus, hat Charme und Charisma. Kaum zu glauben, dass dem dynamischen Kämpfertypen noch nicht die Richtige über den Weg gelaufen ist. Aber es dauert nicht lange, bis die ebenso verführerische wie selbstbewusste Tänzerin Elise (Emily Blunt) in sein Leben schwebt. Das Dumme ist nur, dass ein paar Herren in Schlapphüten etwas gegen die Liaison haben. Und zwar aus höchst mysteriösen Gründen. Die grauen Gestalten spielen Schicksal und sind der verwirrenden Ansicht, dass der Plan, den ein so genannter großer Vorsitzender für jeden Menschen vorsieht, im Falle von David und Elise nur ein einmaliges kurzes Zusammentreffen erlaubt. Die Hutträger sind mächtiger als alle Geheimdienste der Welt. Aber ganz offensichtlich haben sie vergessen, Davids Mut und seinen unbändigen Freiheitsdrang in ihrem Plan zu berücksichtigen.

Basierend auf einer Kurzgeschichte des Science-Fiction-Autors Philip K. Dick, kombiniert Der Plan / The Adjustment Bureau das Genre der Liebesromanze mit dem des Agententhrillers. Das gelingt vor allem am Anfang recht gut, denn da eröffnet das Rätsel um die merkwürdigen Planvollzieher viel Raum für Bildwitz und Situationskomik, für mysteriöse Geheimwelten und für immer neue Wendungen der Geschichte. Dass Matt Damon zu Hochform aufläuft, wenn er von der ganzen Welt gejagt wird, hat er unter anderem in den Bourne-Filmen oder zuletzt in Green Zone gezeigt. Nun erledigt er den Job des (mehr oder weniger) jugendlichen Liebhabers gleich mit. Der verlangt ihm nicht allzu viel ab, weil er die schmachtenden Blicke meist an seine Schauspielkollegin Emily Blunt delegiert und seine Zuneigung vor allem durch männliche Tatkraft unter Beweis stellt. Aber mit zunehmender Filmlänge machen sich dann doch die Probleme bemerkbar, die verschiedenen Genres zu verschmelzen – hier der tapfere Held gegen den Rest des Universums, dort die reine Liebe, die nicht von dieser Welt ist.

Dass die Konstruktion am Ende hölzern erscheint, liegt weder an der unterhaltsamen Inszenierung noch an der eleganten Bildsprache und auch nicht an der flüssigen Erzählweise. Es liegt an der Moral der Geschichte, die gleich zwei Elemente des amerikanischen Traums zusammenzwingt, die schon so oft beschworen wurden: dass der Tapfere am Ende alles Böse besiegt und dass die wahre Liebe auch die größten Hürden überwindet. Hier wäre weniger mehr gewesen. Nämlich sich auf gute Unterhaltung zu beschränken, statt in pseudoreligiösen Gefilden zu wildern.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/der-plan