Tucker & Dale vs. Evil

Killer wider Willen

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Man nehme: eine Gruppe College Kids, angereichert mit möglichst vielen gut aussehenden, jungen Mädels, die völlig ahnungslos in den Wald zum Campen fahren. Dazu addiere man zwei unterbelichtete und leicht degenerierte Hillbillies, die in jenem Wald eine Holzhütte haben. Alles gut umrühren, mit ordentlich Kettensägen, Blut und Geschrei mischen und fertig ist das typische Slasher Film Rezept. Dieses beliebte Genre zu parodieren, scheint überaus einfach. Ist es aber nicht, vor allem, wenn der Humor nicht wie die Opfer auf dem Boden kriechen soll. Leider sind Splatterkomödien in den letzten Jahren immer belangloser und dümmer geworden und haben einen Punkt erreicht, an dem mancher Filmliebhaber schon aufgegeben hat einmal etwas Gutes zu sehen.
Dass das auch ganz anders geht, zeigt nun Regiedebütant Eli Craig, der mit Tucker & Dale vs. Evil das Genre quasi im Alleingang vor der ultimativen Verblödung rettet. Tucker und Dale (Alan Tudyk und Tyler Lavine) sind zwei schmutzige, leicht degenerierte Hillbillies, die, wenn sie nicht gerade fischen oder Bier trinken, eine kleine Holzhütte in den Appalachen wieder herrichten wollen. Auf ihrem Weg begegnen sie einer Gruppe Collegesnobs, die in den Bergen beim Campen mal so richtig die Sau raus lassen wollen. Als ein Mädchen aus der Gruppe vor ihren Augen fast ertrinkt, retten sie es und bringen es in ihre Hütte. Die Zurückgebliebenen gehen natürlich davon aus, dass die zwei Rednecks verrückte Killer á la Texas Chainsaw Massacre sind. Und genau daraus entsteht der Humor des Filmes. Die schlichte Perspektivverschiebung zwischen dem freundlichen Versuch der beiden Rednecks Gutes zu tun und der aufgepeitschten Angst der Collegekids vor den bösen Slasher-Hillbillies führt zu den absurdesten Situationen. Während die Jugendlichen versuchen, ihre Freundin zu "befreien" und die vermeintlichen Killer zu töten, bringen sie sich durch herrlich aberwitzige Unfälle selbst um die Ecke. Noch bevor Tucker und Dale wissen, wie ihnen geschieht, stehen sie schon knietief in Blut und Leichenteilen.

Der Spaß beim Zuschauen generiert sich vor allem daraus, dass die beiden armen Rednecks, die doch eigentlich nur fischen wollen, in ihrer Bodenständigkeit und Naivität eben nicht den alt bekannten Rollen folgen. Damit werfen sie einen völlig entlarvenden Blick auf die, die Genreregeln brav beachtenden Jugendlichen. Mit diesem genialen Dreh rücken die typischen Mechanismen und Klischees in den Vordergrund und werden zur Freude aller Horrorfilmfreunde einmal kräftig durch den Kakao gezogen. Doch nicht nur diese kommen auf ihre Kosten. Das humoristische Timing und der überraschend tiefgründige Witz machen Tucker & Dale vs. Evil zu einer unterhaltsamen Komödie für jedermann. Dass dieser Film in Fankreisen Kultstatus erreichen wird, ist ziemlich sicher.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/tucker-dale-vs-evil