Fluß ohne Wiederkehr

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Aus dem Jahre 1954 stammt diese packende Western-Romanze von Otto Preminger, die nicht zuletzt durch den ganz zauberhaft melancholisch von Marilyn Monroe intonierten Song "River of No Return" zu einem einprägsamen Klassiker wurde. Eine aparte Frau zwischen Loyalität und Liebe, eine dramatische Floßfahrt in gefährlichem Gewässer, atmosphärisch dichte Zwischenmenschlichkeiten und wunderbar ambivalent agierende Figuren zeichnen Fluß ohne Wiederkehr aus, dessen im Grunde schlichte, nichtsdestotrotz bewegende Geschichte mit ihren eindrucksvollen, intensiven Bildern auch heute noch zu fesseln vermag.
Lange Jahre hat er im Gefängnis verbracht, und nun will der Witwer Matt Calder (Robert Mitchum) mit seinem Sohn Mark (Tommy Rettig) ein neues Leben beginnen. Eine kleine Farm am so genannten Fluss ohne Wiederkehr wird zum Heim für die beiden, die sich noch reichlich fremd sind, doch schon bald reißt ein unvorhersehbares Ereignis Vater und Sohn in einen Strudel von gefährlichen Turbulenzen: Auf einem vorüberjagenden Floß geraten die Saloon-Sängerin Kay (Marilyn Monroe) und ihr selbstsüchtiger Liebhaber Harry Weston (Rory Calhoun) in Not und werden von Matt Calder gerettet. Das Paar ist auf dem Weg in die Stadt, wo Weston eiligst eine Goldmine auf seinen Namen registrieren lassen will, und um den Fluss zu meiden und zügig voranzukommen, setzt er kurzerhand Calder außer Gefecht, bestiehlt ihn um Pferd und Gewehr und reitet ohne seine Geliebte weiter. Kay bleibt bei Matt und Mark zurück, doch bald müssen sich die Drei schleunigst mit dem Floß auf die gefährliche Reise den Fluss hinunter machen, denn sie werden von einer Gruppe kriegerischer Cree angegriffen ...

Eine absolut hinreißende Marilyn Monroe mit Robert Mitchum und Rory Calhoun als zwei grandios agierenden Charakteren an ihrer Seite, die wilde, wunderschöne Landschaft, der ungezähmte Fluss und die melancholische Melodie des Titelsongs schaffen eine spannungsgeladene, intensive Stimmung, die Fluß ohne Wiederkehr zu einem packenden Liebesdrama in Western-Kulisse werden lassen. Auch wenn die Metapher des Flusses als Sinnbild des Daseins im Grunde recht unspektaklär anmutet, gewinnt sie hier durch eine geradezu gnadenlose, unwiderstehliche Romantik, wenn die schöne Blonde im sexy Korsett auf dem Klavier im Saloon andächtig umringt voller Schwermut singt: „Love is a traveler on the River of No Return ...“

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