Ich bin Nummer Vier

Vier gewinnt

Eine Filmkritik von Lida Bach

Die Dramatik von Ich bin Nummer Vier beschreibt Produzent Michael Bay als die eines Teenagers, der alles findet, wonach er gesucht hat, aber es nicht haben kann: "Weil er zuerst die Welt retten muss." Ob Bay vor Dramatik einfach das "Melo" vergessen hat oder ihm bereits eine ganze Reihe von Filmen basierend auf dem gleichnamigen Erfolgsroman von Pittacus Lore vorschwebte, ist unklar. Zunächst gilt es für den jungen John (Alex Pettyfer) in dem Fantasy-Abenteuer, sein eigenes Leben zu retten.
John ist nicht der wahre Name des neuen Schülers in dem Städtchen Paradise. Nur eines der Pseudonyme unter denen der Jugendliche in immer wechselnden Orten lebt, mit seinem Beschützer Henri (Timothy Olyphant) auf der Flucht vor düsteren Verfolgern, die auch Johns Vater getötet haben. Denn John ist eines aus einer Gruppe von Alien-Kindern mit übernatürlichen Kräften. Drei von ihnen sind tot. "Ich bin Nummer vier", weiß John. Obwohl die Entdeckung seiner Fähigkeiten droht, weigert sich John aus Liebe zu seiner Schulkameradin Sarah (Dianna Agron), Paradise zu verlassen. Seinen Verfolgern bleibt sein Aufenthaltsort nicht verborgen und sie sind weder äußerlich noch charakterlich so menschlich wie John.

Aus Alien-Invasion-Film, Superheldengeschichte und Jugenddrama konzipierte Regisseur D. J. Caruso einen kruden Science-Fiction-Thriller, der sich großzügig bei anderen Werken des Unterhaltungskinos bedient. Die roten und blauen Lichtwaffen, mit denen sich John und der dämonische Commander (Kevin Durand) der Aliens, die ihn jagen, bekriegen, erinnern an die Laserschwerter aus Star Wars, John und sein schmächtiger Freund Sam (Callan McAuliffe) ähneln so sehr einem Superhelden und dessen Sidekick, dass man fast erwartet, sie im "Batman"- und "Robin"-Kostüm auftreten zu sehen. Und die Alien-Kriegerin Nummer Sechs (Teresa Palmer) gleicht in ihrer Motorradkluft einer jungen Version von Pamela Anderson in Barb Wire.

Nicht einmal als schlichte Action-Unterhaltung kann Ich bin Nummer Vier indes überzeugen. Noch bedenklicher als die für ein Kinderpublikum, auf das die Handlung augenscheinlich ausgerichtet ist, mitunter drastischen Gewaltszenen ist eine fragwürdige Unterteilung in "gute" und "schlechte" Gewalt, die rassistische Gleichsetzung von fremd Aussehendem mit Bösem und die unterschwellige Botschaft, Pflichterfüllung solle für Jugendliche über Selbstverwirklichung stehen. Durch das offene Ende, das deutlich auf eine Fortsetzung verweist, und die Schematik in der Einführung der Charaktere wirkt Ich bin Nummer Vier mehr wie der Pilot-Film zu einer Fernsehserie, der Figuren und Setting der Geschichte etabliert, anstatt wie ein eigenständiges Werk. Von den zahlreichen angerissenen Plot-Strängen bleibt kaum mehr als ein wirrer Haufen loser Enden.

Wie es mit der Beziehung von John und Sarah weitergeht, bleibt unklar. Das Verschwinden von Sams Vater ist ungelöst und Sam selbst bricht mit John auf, anscheinend ohne dass seine Eltern davon wissen. Nicht die feindlichen Aliens, sondern eine Gruppe ihrer Gesandten ist besiegt, der höchstwahrscheinlich eine weitere nachgeschickt werden wird - größer und mächtiger, um John auch garantiert zu vernichten. Der persönliche Hintergrund von Nummer Sechs wird nie enthüllt. Sie ist nicht mehr als kühle dea ex machina, deren Funktion innerhalb der Geschichte sich darauf beschränkt, die martialische Effekt-Schlacht fürs Erste zu einem Ende kommen zu lassen. Bis sie dann in Ich bin Nummer Fünf oder unter einem ähnlich albernen Titel weitergeht.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/ich-bin-nummer-vier