Une vie de chat

Le chat qui pense

Eine Filmkritik von Lida Bach

Woran Kater Dino denkt, ahnt keiner der Charaktere in dem atemberaubenden Animationsfilm der französischen Regisseure Alain Gagnol und Jean-Loup Felicioli. Doch in Dinos Katzenkopf geht Kompliziertes vor. Ein Kind, Kriminelle und die Kripo kämpfen um das Katzentier – nicht um Dino selbst, sondern um ihn drumherum: in den kühnen Kulissen, die das Künstler-Duo kreiert. Katzenhafte Geschmeidigkeit hat den Pinsel geführt zu dem kongenialen Konstrukt des nächtlichen Paris. Über der pechschwarzen Silhouette der Seine-Metropole funkeln die Augen Dinos, der "Katze von Paris".
Le Filou stiehlt sich über die Dächer von Paris und durch die Schatzkammern der Reichen. Noch edler als die Steine, die er stibitzt, ist das Herz des Diebes Nico. Einsam ist Nicos Herz auch, darum blickt er beim Abschied nach jedem geglückten Raubzug betrübt seinem einzigen Gefährten Dino hinterher. Noch trauriger aber ist Dinos kleine Freundin Zoe, in deren Arme Dino sich tröstend schmiegt. Stumm wie ihr Kater ist das Mädchen, seitdem ihr Vater umgebracht wurde.

Le Flic ist eine femme und fatal für Verbrecher. Zoes Mutter Jeanne ist entschlossen, den Mörder ihres Mannes zur Strecke zu bringen. Als Kommissarin ist sie nicht nur dem Täter auf der Spur, sondern ebenso Nico, der in der Stadt der Liebe vielleicht auch das richtige Herz stehlen würde.

La Fripouille hat sein habgieriges Auge auf eine kostbare Kunstrarität geheftet. Als Zoe Dino auf einer seiner nächtlichen Touren nach schleicht, fällt sie unversehens mit der Wand statt mit der Tür in das Gangsterversteck und dem Verbrecherboss in die Hände.

Im Grunde sind es zwei Leben, welche "Die Katze von Paris" auf der Leinwand verlebt, denn Une vie de chat ist eine Scharade. Zum einen eine phantastische Pantomime, in welcher die stumme Kreatur beredter ist als der komplexeste Charakter. Zum anderen ein Spiel mit doppeltem Boden, aber ohne Netz. Schwindelfrei müssen der stibitzende Schatten, der schmierige Schwerverbrecher und der schlaue Schmusekater sein, genau wie die staunend auf die Leinwand Schauenden. Tödlich kann ein Taumeln auf den teuflischen Fratzen der Wasserspeier von Notre Dame sein, auf dem die Hatz´mit der Katz´endet.

Nicht nur "Die Katze von Paris" landet immer auf ihren Pfoten in dem kongenialen Kunstwerk, dem kürzesten der Kindersektion auf der Berlinale. Nicht "das Leben einer Katze", sondern "Ein Leben einer Katze" zeigt das detailverliebte Meisterwerk des französischen Animationsstudios Folimage. Nur eines der sieben Katzenleben – man hofft, die sechs anderen auf zukünftigen Berlinalen zu sehen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/une-vie-de-chat