Qualunquemente

Kalauer im Dutzend

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Nomen est omen und im Falle dieses Filmes reichen die ersten vier Buchstaben: Qualunquemente (Whatsoeverly) ist eine Qual. Doch bevor der Film im Panorama der Berlinale gezeigt wurde, betraten zwei italienische Aktivisten die Bühne und erzählten von der völlig desolaten Situation der doritgen Kulturlandschaft, die mittlerweile nur noch mit 0,1% des Bruttosozialproduktes gefördert wird. Unabhängige Künstler gehen in die Diaspora, Filmtheater schließen, die Independent-Kultur steht vor dem Ausverkauf. Nur die Multiplexe und natürlich das Fernsehen sind in Italien noch vorhanden. Und da passt diese Ansprache doch wie die Faust aufs Auge, denn bei Qualunquemente (Whatsoeverly) handelt es sich um eine Kinoadaption einer beliebten italienischen Fernseh- Comedy-Serie.
Die Hauptfigur Cette Qualunquemente (Antonio Albanese) ist ein kalabrischer Kleinganove, der nach vierjährigem Auslandsaufenthalt, um einer Haftstrafe zu entgehen wieder nach Hause zurück kehrt. Zum Entsetzen seiner Frau Carmen (Loranza Indovina) hat er die Zeit genutzt um eine neue Familie zu gründen, die er gleich mitbringt. Cetto erfährt schon bald, dass die Zeiten sich zu ändern drohen. Er soll Steuern zahlen, braucht Baugenehmigungen für seine Häuser und für Ganovereien aller Art kommt man jetzt selbst in Italien in den Knast. Um dies zu verhindern tritt er in seinem Ort als Bürgermeisterkandidat an – Mafia Style.

Was als Groteske die italienischen Verhältnisse in Politik und Gesellschaft widerspiegeln soll, ist leider nur dümmlich und weit davon entfernt, die aufgesetzte Botschaft ans Ziel zu bringen. Nicht ansatzweise werden die subversiven Kräfte nutzt, die Humor entfalten kann. Man merkt von Anfang an, dass es sich um eine Fernsehadaption handelt, dementsprechend ist das Niveau, das kennt man ja auch aus dem deutschen TV. Von der ersten Minute an treibt ein Kalauer den anderen durch das kalabrische Dorf, man fühlt sich an alte Benny Hill-Wiederholungen erinnert und erwartet nach jeder künstlich gesetzen Pointe ein "Tataa!" wie beim Karneval.

Das Problem des Filmes besteht vor allem darin, dass sein Humor flach ist und Regisseur Giulio Manfredonia vor allem auf Quantität setzt. Man kann in den ersten Minuten schon hier und da lachen, doch sehr schnell durchschaut man die Witzstruktur, die sich wiederholt wie eine chinesische Wasserfolter. Der Film will persiflieren, doch er lässt seinen narzisstischen Protagonisten mit allen Fiesheiten durchkommen und feiert ihn gar noch. Dabei gibt es eindeutige Anleihen auf Berlusconi und diverse andere italienische Politiker. Vor allem in Kombination mit der Einführung der beiden italienischen Aktivisten, stößt das schon sauer auf. Qualunquemente (Whatsoeverly) deutet zwar darauf hin was falsch läuft, doch letztendlich ist es kein suberversiver Film, im Gegenteil er bestätigt und feiert den Status Quo.

Einzig die Kulissen, die Kostüme und vor allem die Musik sind positiv hervor zu heben. Hier hat man sich viel Mühe gegeben eine kohärente Filmwelt zu schaffen. Antonio Albanese spielt seinen Charakter routiniert ab, aber was soll man auch erwarten – in diese Rolle schlüpft er schon seit 2003.

Es ist ärgerlich Qualunquemente (Whatsoeverly) zu sehen. Nicht nur weil die Kalauer nach einer Weile ganz schön nerven, sondern weil dieser Film sein ganzes Potential einfach unter einer Tonne Flachwitz im Fernseh-Style vergräbt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/qualunquemente