Eine Insel namens Udo

Diagnose: Schwersichtbarkeit

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Als sei er nicht schon genug gestraft mit seinem Namen. Udo, um den es in der deutschen Liebeskomödie Eine Insel namens Udo geht, leidet noch dazu an Schwersichtbarkeit. Das heißt, er ist für die meisten Menschen unsichtbar – bis er eines Tages zum ersten Mal von einer Frau gesehen wird und sich verliebt. Klingt etwas schräg und schrullig? Ist es, aber außerdem wunderbar charmant und unterhaltsam. Es ist der Debütfilm von Markus Sehr, der gemeinsam mit Clemente Fernandez-Gil das Drehbuch dafür geschrieben hat.
Gespielt wird Udo von Kurt Krömer, der ausgerechnet in seiner ersten Kinorolle mal nicht Kurt Krömer spielen durfte. Denn Udo, Mitte 30, ist keiner, der gerne rumblödelt. Er ist ein kauziger Einzelgänger mit vielen komischen Eigenheiten. Weil niemand ihn sieht oder nur schwer sieht, arbeitet er als Kaufhausdetektiv, der für seine hellseherischen Fähigkeiten oft ausgezeichnet wird. Udo entscheidet selbst, welche Diebe er gehen und welche er auffliegen lässt. Mit dem Opa, der für seine im sterben liegende Frau Kaviar einsteckt, lässt er Gnade walten. Die Frau, die das Portmonnaie voller Geldscheine hat, wird des Diebstahls überführt. Udo schlürft gerne fremde Espressi aus, nimmt anderen den Kuchen weg und verbringt die Nacht im Zelt der Sportabteilung.

Udos Leben wäre wahrscheinlich bis ans Ende seiner Tag so dahin geplätschert, hätte er nicht die bezaubernde Jasmin (Fritzi Haberlandt) getroffen. Sie entdeckt Udo in der Cafeteria des Kaufhauses und nimmt ihn voll und ganz wahr: wie er fremde Tassen lehrt, die Torte heimlich wegschnappt und sie sieht den Fleck auf seinem Hemd. Udo ist schockiert. Denn bislang war es ja ganz angenehm, unsichtbar zu sein. Jasmin und Udo – das sind zwei verschiedene Welten. Sie ist zielstrebig und eigenwillig, er unmotiviert und orientierungslos. Sie ist modern und schick, er altmodisch und immer im selben eintönigen Look gekleidet.

Damit prallen zwei völlig unterschiedliche Welten und Charaktere aufeinander, die bestes Futter für eine Komödie liefern. Das Zusammensein der beiden ist insofern schon ein Lacher, da Udo ja für alle anderen immer noch unsichtbar ist – nur für Jasmin nicht. Das ändert sich nach einer gemeinsamen Nacht im Kaufhaus, die am nächsten Morgen peinlich endet. Plötzlich ist auch Udo sichtbar. Es reiht sich eine peinliche Situation an die andere. Udo ist alles andere als gesellschaftsfähig und verhält sich wie ein Außerirdischer, der weder weiß, wie man Gabel noch Messer hält noch wie man einer Frau korrekt den Hof macht.

Kurt Krömer schreibt auf seiner Website, dass er bei der ersten Vorführung Pipi in den Augen hatte. Und tatsächlich: Mit gerade mal 80 Minuten Spielzeit ist der Film kurzweilig und unterhaltsam, ganz reduziert inszeniert. Flotte, lockere Dialoge mit Witz und Charme ohne in Klamauk zu verfallen. Fritzi Haberlandt und Kurt Krömer brillieren in ihren Rollen, was bemerkenswert ist, da Haberlandt sonst vor allem ernstere Rollen bevorzugt und außer Liegen Lernen bislang noch keine Komödie gedreht hat. Zwar spielt Haberlandt auch in dem Udo-Film eine ernste Rolle, die jedoch in ein komödiantisches Umfeld eingebettet ist. Krömer wiederum bekam immer wieder die Regieansage: Mach weniger! Das dürfte für einen Bühnenkünstler wie ihn sicherlich nicht einfach gewesen sein. Umso bemerkenswerter, dass die Rechnung auf so gelungene Weise aufgeht.

Eine Insel namens Udo funktioniert nach dem Komödienprinzip, zwei unterschiedliche Charaktere aufeinander prallen zu lassen und diese mit einer gemeinsamen Sache zu verbinden. Bei Jasmin und Udo ist es die Liebe, die wie von selbst in den beiden erblüht. Jasmin verdrängt sie und Udo kannte sie bislang nicht.

Der Film macht Spaß, ist leicht verdaulich. Wer deutsche Komödien wie Bis zum Ellenbogen (2007) von Justus von Dohnányi oder Shoppen (2006) von Ralf Westhoff kennt, weiß, was er von diesem Film erwarten kann.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/eine-insel-namens-udo