What a Man (2011)

Was kommt bei Frauen am besten an?

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Am Anfang ist Alex (Matthias Schweighöfer) ein wenig zu putzig für einen Mann, der ernst genommen werden will: Er trägt einen Pullunder, den Inbegriff des braven Kleidungsstücks, er wagt sich morgens auf einem lächerlich kleinen Klapprad in den Frankfurter Berufsverkehr. Und er ist viel zu nachgiebig seiner aufbrausenden Freundin Carolin (Mavie Hörbiger) gegenüber. Für den 30-jährigen Lehrer bricht eine Welt zusammen, als ihn Carolin gegen den Sexprotz Jens (Thomas Kretschmann) aus der Wohnung im oberen Stockwerk austauscht. Alex begibt sich auf einen schmerzhaften Selbstfindungstrip und landet beim Erproben traditionell männlicher Werte buchstäblich im Wald.

Carolins Verhalten erschüttert Alex so tief, dass er seine gesamte Identität in Frage stellt. Wie muss sich ein Mann denn geben, um Frauen zu gefallen? Sein bester Freund Okke (Elyas M'Barek) plädiert für türkisch gefärbten Machismo und verpasst Alex einen neuen Look. Als Rapper verkleidet geht es unter Okkes Führung in die Disco, wo Alex lernen soll, mit Frauen anzubandeln. Das kann er aber nicht. Auf der Straße verfolgen ihn sexuell anzügliche Werbeplakate und in der Nacht Erinnerungen an seine unrühmliche Schulzeit als molliger Junge unter lauter schnippischen Mädchen. Sein einziger Trost ist die platonische Freundin Nele (Sibel Kekilli), die ihm Zuflucht in ihrer Wohnung und erbauliche Gespräche beim Frühstück bietet. Nele engagiert sich für die Rettung der Pandabären und führt ein unstetes Liebesleben, das um einen meistens abwesenden Umweltaktivisten kreist. Dass sich zwischen ihnen allmählich zärtliche Gefühle entwickeln, wollen Nele und Alex hingegen nicht wahrhaben.

In seiner ersten Regiearbeit What a Man ist der Schauspieler Matthias Schweighöfer auch Hauptdarsteller, Co-Autor und Produzent. Die romantische Komödie strahlt eine Leichtigkeit aus, die hervorragend zu Schweighöfers Qualitäten als Darsteller passt. Obwohl die Handlung auf die gängigen Genremuster setzt und einen recht harmlosen Lauf nimmt, überzeugt die Umsetzung im Kleinen. Es gibt viele Details, die von purer Spielfreude geprägt sind, wie auch Schweighöfers Gesichtsausdruck ganz locker zwischen Unschuld und Schalk pendeln kann. Alex ist zwar mehr Softie als Macho, aber das harte Image, das ihm fehlt, macht er im Grunde durch Wendigkeit und Durchblick mehr als wett. Der Macho ist in dieser Komödie der eigentliche Verlierer, das Objekt spöttischer Überzeichnung.

Der Humor experimentiert auch mit Geschmacklosigkeiten, wie man sie aus einschlägigen amerikanischen Komödien kennt. Sex- und Ekelwitze der derberen Art kommen vor, erstaunlicherweise aber ohne deswegen den Tonfall der Geschichte entscheidend zu prägen. Schweighöfer findet vielmehr eine eigene Linie zwischen Komik und zärtlicher Romantik. Vor allem lässt er von Übertreibungen wieder ab, bevor sie sich zu Albernheiten verdichten können. Zum Beispiel hat der Held auch in dieser Komödie eine Mutprobe zu bestehen, indem er eine Liebeserklärung vor Publikum abgibt. Aber Alex' Worte sind einfach, sie vermeiden das Schwülstige, das an dieser Stelle fast schon zu befürchten gewesen wäre. Auch die Auflösung dieser Szene sucht den Witz im Herunterspielen.

Die optische Umsetzung spiegelt die kreative Freude der Filmemacher an diesem Projekt. Die Außenszenen mit den Hochhäusern hinter einem Brückengeländer lassen die Frankfurter Skyline amerikanisch aussehen. Gefühle werden mittels Zeitlupenaufnahmen und Überblendungen betont und es gibt Bilder, die das Reich der Fantasie streifen. Die Musik spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Der Filmtitel ist einem bekannten Lied entnommen, das im Laufe der Handlung wiederholt erklingt. In vielen Szenen ersetzen Popsongs zeitweise die Dialoge und sind üppig eingesetztes Transportmittel für atmosphärische Botschaften. Alles in allem macht Schweighöfers Komödie wegen ihrer angenehmen Leichtigkeit einen originellen Eindruck.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/what-a-man-2011