Die Asche meiner Mutter

Montag, 26. März 2012, ARTE, 22:00 Uhr

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mit dem autobiographischen Roman Die Asche meiner Mutter / Angela’s Ashes aus dem Jahre 1996 hat der US-amerikanische Schriftsteller Frank McCourt die Geschichte seiner irischen Abstammung und Familie erzählt, die mit dem Pulitzer-Preis prämiert wurde. Der britische Regisseur Alan Parker, bekannt durch schwelend intensive Filme wie Pink Floyd The Wall, Birdy und Mississippi Burning, hat diesen Stoff 1999 als Spielfilm inszeniert, dessen eingängige Filmmusik von John Williams unter anderem für den Academy Award nominiert war. Mit der Stimme Andrew Bennetts als Erzähler der beeindruckenden Familiengeschichte entfaltet sich das authentische Schicksal eines Kindes und späteren jungen Mannes, der alles daran setzt, sich trotz äußerst ungünstiger Bedingungen einen würdigen Platz im Leben zu erkämpfen.
Mitte der 1930er Jahre kehrt Angela (Emily Watson) mit ihrem Ehemann Malachy McCourt (Robert Carlyle) und ihren Kindern aus New York ins irische Limerick zurück, wo sie geboren wurde, da sich der Traum vom besseren Leben in den USA als erbärmliche Sackgasse entpuppt hat. Doch in Irland erwartet die Familie nur die blanke Armut in einem Elendsquartier, flankiert von Alkoholexzessen des Vaters, der auch noch seinen Lohn vertrinkt, wenn er überhaupt einmal Arbeit bekommt. Frank (Joe Breen, Ciaran Owens und Michael Legge, in unterschiedlichen Altersstufen), der älteste Sohn der Familie, der davon träumt, eines Tages in seine Geburtsstadt New York zurückzukehren, schildert die extremen Desolationen, aber auch die kleinen Lichtblicke seines unwegsamen Aufwachsens zwischen existenzieller Not und tief greifenden Demütigungen, wobei es seine unerschütterliche Mutter Angela ist, die die Familie mit verzweifelter Tapferkeit irgendwie durchbringt, auch als schon drei der jüngeren Kinder verstorben sind und der Vater sich schließlich aus dem Staub macht.

Es ist das Kino, dessen visuelle Inspirationen jenseits seiner bitteren Alltagswelt den heranwachsenden Frank dazu motivieren, sich für ein hoffnungsvolles Leben zu rüsten, und dieser Aspekt zählt zu den positiv bewegenden von Die Asche meiner Mutter, der mit einem engagierten Ensemble und starken Bildern gelungen die dichte Atmosphäre seiner literarischen Vorlage zu transportieren versteht, auch wenn deren sprachliche Komplexität dabei nur begrenzt zum Ausdruck kommt. Emily Watson, die dafür unter anderem 2000 als Beste Darstellerin des Jahres mit dem London Critics Circle Film Award ausgezeichnet wurde, spielt mit der ihr eigenen emphatischen Art die tragende Säule einer Familie im rüden Überlebenskampf – allein diese beeindruckende Leistung macht den Film schon sehenswert, der trotz temporärer dramaturgischer Längen ein realitätsnahes und berührendes Bild der irischen Gesellschaft jener Zeiten entwirft.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/die-asche-meiner-mutter