Fünf Freunde 2

Kinderabenteuer der alten Schule

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Schon die erste Verfilmung der Kinderbuchreihe von Enid Blyton begeisterte das Publikum. Über eine Million Zuschauer strömten in die deutschen Kinos, um die Abenteuer der Fünf Freunde auf der Leinwand mitzuerleben. Schon im Vorfeld hatte sich das Team um Regisseur Mike Marzuk entschieden, dass bei einem solchen Erfolg eine Fortsetzung folgen würde. Gesagt, getan.
Die fünf Freunde George (Valeria Eisenbart), Julian (Quirin Oettl), Dick (Justus Schlingensiepen), Anne (Neele Marie Nickel) und Collie Timmy (Coffey) fahren zu Beginn der Sommerferien in den Urlaub. Und zwar alleine! Zelten ist angesagt und bis auf Anne sind alle Kinder von dieser Idee begeistert. Was sie nicht wissen: Ihr Zeltplatz liegt auf einem Privatgrundstück. Und weil die Besitzer nicht nur reich, sondern einer Legende zu Folge auch in Besitz eines besonderen Edelsteins sind, beschließt der Verbrecher Rookey (Peter Lohmeyer), den Sohn der Familie kidnappen zu lassen. Doch die minder begabten Entführer Max (Stefan Konarske) und Fil (Oliver Korittke) nehmen stattdessen den ahnungslosen Dick gefangen. Keine Frage, dass die restlichen Vier alles daran setzen, ihren Freund zu befreien!

Schon der Beginn von Fünf Freunde 2 deutet daraufhin, dass es in der Fortsetzung deutlich düsterer zugeht als im ersten Teil: Ein Mönch flieht durch schummrige Gänge, wird von seinen Verfolgern eingeholt, aber in letzter Sekunde in einer actionreichen Kampfsequenz von einem maskierten Unbekannten gerettet, der den Edelstein – das grüne Auge – an sich nimmt. Was hat all das zu bedeuten? Mike Marzuk inszeniert einen steilen Einstieg in seine Geschichte und gewinnt so umgehend die volle Aufmerksamkeit seiner kleinen Zuschauer. Auch die übrige Geschichte ist spannend erzählt. So manch "erwachsener" Abenteuerfilm könnte sich von dieser gelungenen Storyline eine Scheibe abschneiden. Aber Marzuk überfordert sein Kinderpublikum nicht. Es gelingt ihm, die Geschichte einfach und linear zu erzählen, ohne jedoch Langeweile aufkommen zu lassen. Der Ausgang dürfte trotz allem nur für die ganz Kleinen wahrhaft überraschend daherkommen. Am Ende wird die Inszenierung dann doch etwas sehr düster. Wenn die fünf Freunde durch dunkle Gänge wandern und von tödlichen Fallen bedroht werden, sind diese Strapazen für Kindernerven unter sechs Jahren nicht empfehlenswert.

Aber es geht nicht nur düster zu im zweiten Kinoabenteuer der fünf Freunde. Es gibt auch kunterbunte Spielorte, wie zum Beispiel einen Zirkus, in dem die Spürnasen nach Hinweisen auf den Verbleib ihres verlorenen Freundes suchen. Auch das verlassene Schloss, in dem Dick gefangen gehalten wird und das den Schauplatz des Finales bildet, stellt ein aufregendes Setting dar. Ganz offensichtlich haben sich die Produzenten Andreas Ulmke-Smeaton und Ewa Karlström bemüht, ihrem Publikum nicht nur ein spannendes Abenteuer, sondern auch die entsprechende Kulisse zu bieten. Die Verfilmung spiegelt dabei die Atmosphäre der Vorlage. Auf eine übertriebene Dramatisierung der Ereignisse wird verzichtet. Die Abenteuerlust der kleinen Protagonisten spielt die wichtigste Rolle. Kleine Hinweise führen die Nachwuchsdetektive zum Ziel und jedes der Kinder kann sein Talent auf unterschiedliche Weise in die Mission einbringen.

Ob diese Art Geschichte die heutige Generation noch ebenso begeistert und zu eigenen Abenteuern motiviert wie in den 50er und 60er Jahren ist eine andere Frage. Schaden kann es jedoch nicht, der Computergeneration zu zeigen, welche Abenteuer sich aus einem simplen Campingtrip ergeben können. Fast scheint es, als wolle der Film der zeitgenössischen Spielemode einen Vogel zeigen, wenn er das Lebensumfeld des wohlhabenden Hardy (Kristo Ferkic) mit dem der fünf Freunde kontrastiert. Während die nämlich ausgelassen durch die Wälder toben, sitzt Hardy in seiner Villa mal wieder alleine vor dem Computer. Den Höhepunkt dieser Gegenüberstellung bildet jedoch das Aufeinandertreffen Timmys mit Hardys Roboterhund. Ein Pfotenhieb und allen ist klar, wer hier das wahre Haustier ist. Der pädagogische Input "Geld macht nicht glücklich" ist vielleicht etwas überdeutlich, aber Fünf Freunde 2 ist schließlich ein Kinderfilm und muss sich nicht auf subtile Botschaften beschränken.

Der Humor des Konzepts ist stark auf die jungen Zuschauer ausgerichtet: Es wird viel gepupst, über stinkende Socken geschimpft und eine Kloszene darf natürlich auch nicht fehlen. Sicher, mit Körperausdünstungen lassen sich problemlos und zuverlässig Kinderlacher generieren. Die inflationäre Verwendung dieser Witzform nervt jedoch zunehmend, insbesondere da andere Szenen in Fünf Freunde 2 deutlich zeigen, dass es noch so viel mehr Wege zum fröhlichen Ziel gibt. Vor allem Oliver Korittke kann mit seiner Darstellung des ungeschickten Verbrechers Fil auch die Erwachsenen ab und an zum Schmunzeln bringen.

Fünf Freunde 2 ist ein insgesamt gelungener Kinderfilm der alten Schule, zeigt ein Abenteuer jenseits der modernen Technik und kann damit hoffentlich den einen oder anderen PC-Junkie für Abenteuer an der frischen Luft begeistern.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/fuenf-freunde-2