La suerte en tus manos

Pokern

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Das Leben ist wie ein Pokerspiel. Man braucht ein bisschen Glück und man muss ein bisschen bluffen, dann kann man schon gewinnen, man muss nur die richtige Entscheidung treffen. Ob diese Regeln auch für die Liebe und das damit verbundene Glück gilt, versucht Uriel in La suerte en tus manos (dt. "Das Glück in deinen Händen") herauszufinden. Der Mittdreißiger entdeckt seine Jugendliebe wieder und möchte dieses Mal alles richtig machen.
Uriel (überzeugend gespielt von Musiker Jorge Drexler) hat eine gut laufende Firma, die Ehe aber ist schon lange kaputt und nun frisch geschieden. Seine Kinder, die er regelmäßig sieht, sind sein Ein und Alles, und das Pokern ist seine Leidenschaft. Uriels Leben läuft gemächlich dahin: Er genießt sein erneutes Single-Dasein und will dieses durch eine Vasektomie noch entspannter gestalten. Bis er im Casino in Rosario seine Jugendliebe Gloria (Valeria Bertuccelli) erspäht.

Glorias Leben dagegen erfährt gerade ein großes Durcheinander. Ihr Vater ist eben gestorben, von ihrem Freund bekommt sie nicht das Beileid, das sie sich wünschen würde. Und als sie in Buenos Aires ankommt, wo sie das ehemalige Haus des Vaters entrümpeln soll, holt sie nicht ihre Mutter (Norma Aleandro), sondern deren Freund ab. Irgendwie purzelt das alles über Gloria zusammen. Und dann begegnet sie Uriel, der die große Liebe ihres Lebens war, wie sie ihren Freundinnen kurz zuvor berichtet hat.

Uriel und Gloria treffen aufeinander, doch schon dieses erste Treffen beginnt mit einer Lüge. Die beiden kommen sich näher, entfernen sich wieder voneinander, und versuchen es dann noch einmal. Und dieses Mal ernsthaft, wie vor allem Uriel betont: Er will das sein, was er zuvor für Gloria nie war – ein Mann, der mit ihr ins Kino geht, sie zum Essen ausführt, ihr Blumen und Schokolade schenkt. Doch die Lüge bleibt. Ein klassischer Plot für eine gelungene Romantische Komödie, wie man ihn auch in Hollywood nicht besser geschrieben hätte. Die Umsetzung ist allerdings eher typisch argentinisch. Der Film ist geprägt von einer Ruhe und Stille – eben ohne allzu viel Musik im Hintergrund –, die für viele Spielfilme aus Argentinien und Lateinamerika im Generellen kennzeichnend ist.

Der Film von Daniel Burman, der für El abrazo partido (2004) in Berlin den Großen Preis der Jury erhielt und seitdem einer der bekannteren jungen Regisseure Argentiniens außerhalb Argentiniens ist, reicht jedoch leider nicht an frühere Produktionen wie eben El abrazo partido oder El nido vacio (2008) heran. Der Film ist nicht stringent genug. Vielleicht liegt das aber auch gerade daran, dass Burman versucht, vermehrt kommerzielles Kino zu machen. Da würde man sich eher ein Zurück zu den alten Geschichten wünschen.

Etwas schade ist auch, dass Burman zu viele Themen in den fast zweistündigen Film aufnimmt: Ehrlichkeit und Liebe, Sterilisation und Vatersein, Kinderwunsch und die Wünsche einer Kinderlosen und nicht zuletzt das Judentum sind in sich gut ausgearbeitet. Letztendlich sind die Themen aber doch zu breit und zu verschieden voneinander – sich auf einige wenige zu konzentrieren, wäre eventuell effektvoller gewesen. Nichtsdestotrotz ist der Film – auch gerade deswegen – nicht nur eine Romantische Komödie, sondern kann den Zuschauer auch zum Nachdenken anzuregen.

Schön ist, dass er in Deutschland im Original in die Kinos kommt. Der Film ist Teil der zweiten spanischsprachigen Cinespañol – Filmtournee2, die der Filmverleih Cine Global seit Dezember durch Deutschland schickt. Neben La suerte en tus manos umfasst die Reihe außerdem die Filme 18 comidas – 18 Essen (Argentinien/Spanien 2010) von Jorge Coira, Jardín de Amapolas (Kolumbien 2012) von Juan Carlos Melo Guevara und Escuela normal (Argentinien 2012) von Celina Murga.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/la-suerte-en-tus-manos