Perret in Frankreich und Algerien

Besichtigungen

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Auguste Perret (1874-1954) und sein Bruder Gustave (1876-1952) gelten bis zum heutigen Tage als Pioniere des Bauens mit Beton. Das Besondere an den Bauten ist vor allem der noch heute sichtbare Kontext, in dem sie entstanden und in den sie auch heute noch eingebettet sind. Ab 1932 bauten die Perrets auch in der damaligen Kolonie Algerien. Indem Emigholz die Gebäude mit sorgsam ausgewählten Bildausschnitten erfasst und filmisch katalogisiert, erfahren wir auch einiges über den unterschiedlichen Umgang mit kulturellem Erbe – zumal unter den erschwerten Bedingungen des Kolonialismus.
Der 1948 in Achim bei Bremen geborene Heinz Emigholz hat sich wie kaum ein zweiter deutscher Filmkünstler mit der Architektur auseinandergesetzt. Zu seiner Filmreihe "Architektur als Autobiografie" gehört auch sein neuester Film Perret in Frankreich und Algerien, der über eine Dauer von 110 Minuten die dreißig Gebäude des Bruderpaares vorstellt. Ohne Kommentar oder Musik, sondern nur mit der dazugehörigen Atmo versehen, zeigt Emigholz in seinem Film sorgfältig kadrierte, nahezu unbewegte Aufnahmen von Details der Gebäude, die man beinahe als eine Art Diashow, ein illustriertes Werkverzeichnis ansehen könnte.

So künstlerisch ausgeklügelt und gerade vom konservatorischen Standpunkt her verdienstvoll dies auch sein mag, Perret in Frankreich und Algerien ist eher filmische Installation als Kino im ursprünglich unterhaltenden oder belehrenden Sinne. Sofern man sich nicht brennend für Architektur interessiert und sich zudem im Bezug auf die Perrets bestens auskennt, wirkt der Bilderreigen der Details und Ansichten schnell ermüdend und der Kampf gegen die aufkommende Langeweile und Monotonie als wahrhaft herkulische Aufgabe oder als Übung in Sachen Trance-Erzeugung.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/perret-in-frankreich-und-algerien