Schatten der Vergangenheit

Mittwoch, 19. Dezember 2012, ARTE, 20:15 Uhr

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Es ist ein spannender Psychothriller düsterer, dennoch auch witzig-makabrer Sorte, den der britische Regisseur Kenneth Branagh 1990 inszeniert hat. Der vielseitige Filmkünstler mit einem Faible für Shakespeare-Verfilmungen ist auch an der Seite seiner damaligen Frau Emma Thompson in einer Hauptrolle von Schatten der Vergangenheit zu sehen. Zwei ineinander verwobene Geschichten um zwei Paare aus unterschiedlichen Zeitebenen – beide verkörpert von Emma Thompson und Kenneth Branagh – bilden die Basis dieses packenden Stoffes nach dem Drehbuch von Scott Frank.
Da wird eine offensichtlich verwirrte, verängstigte junge Frau (Emma Thompson) in Los Angeles aufgegriffen, und der versierte, auf vermisste Personen spezialisierte Privatdetektiv Mike Church (Kenneth Branagh) wird beauftragt, sich um den Fall zu kümmern. Grace, wie Church sie bald nennt, hat ihre Sprache sowie ihr Gedächtnis verloren und leidet unter heftigen Alpträumen, doch eine Hypnose-Behandlung bei Doctor Cozy Carlisle (Robin Williams), der nach einem Zeitungsartikel über die geheimnisvolle Grace seine Hilfe anbietet, lässt sie zumindest wieder sprechen und fördert allmählich eine seltsame, gewalttätige Geschichte zutage, die sich vor fünfzig Jahren zugetragen hat. Bald wird deutlich, dass das Zusammentreffen von Grace und Church keineswegs ein zufälliges darstellt, sondern dass auch der charmante Ermittler offensichtlich in die lange zurückliegenden Ereignisse verstrickt ist, die Grace bedrücken, und es entspinnt sich ein mysteriöses Geflecht aus Vergangenheit und Gegenwart, um Liebe, Eifersucht und Mord ...

Wer bei diesem, in allen Details sorgfältig und spannend gestalteten Thriller nicht an den grandiosen Alfred Hitchcock erinnert wird, kennt die Welten seines Werks nicht, was allerdings das schaurige Vergnügen an Schatten der Vergangenheit kaum mindern wird. Mit seinem stimmigen, illustren und engagiert aufspielenden Ensemble, das die intensiv inszenierten Protagonisten ganz wunderbar zur Geltung bringt, bietet dieses hintergründige Stück über Reinkarnation und verschleppte Verstrickungen in seiner atmosphärischen Dichte feinste Unterhaltung in nostalgischem Schwarzweiß ebenso wie in Farbe, wobei die beiden unterschiedlichen Zeitebenen gelungen miteinander korrespondieren, um in ein fulminantes Finale zu münden.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/schatten-der-vergangenheit