Roland Klick - The Heart is a Hungry Hunter

Porträt eines Unbeugsamen

Eine Filmkritik von Festivalkritik Berlinale 2013 von Beatrice Behn

Zwei Wochen vor den Dreharbeiten zu Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, schmiss Roland Klick hin. Er hatte die Schnauze voll von Produzent Bernd Eichinger und Eichinger hatte die Schnauze voll von ihm. Ulrich Edel drehte dann den Film zu Ende - spannend wäre es gewesen, Klicks Version zu sehen, die es sicher in sich gehabt hätte.
Der Außenseiter des deutschen Autorenfilms hatte nicht nur Probleme mit Eichinger, sondern mit so ungefähr jedem. Oder andersherum, viele hatten ein Problem mit ihm, denn Anpassung war nicht sein Ding. Das brachte ihm viel Hass ein. Soviel sogar, dass als sein Film Deadlock im Jahre 1970 als deutscher Beitrag für das Filmfestival von Cannes ausgesucht wurde, diverse Lobbyisten und Filmemacher Druck machten, bis man ihn wieder auslud. Da stand er bereits auf der Croisette und die Plakate hingen schon. Gleichzeitig aber - und das ist nun wirklich schizophren - verlieh man ihm drei Bundesfilmpreise.

Einfach hat es sich Klick nie gemacht und seine Umgebung tat es ihm gleich. "Er ist ein Träumer, der in einem Deutschen wohnt. Das ist nicht gerade einfach!" fasste es Kollege und Schauspieler David Hess einmal zusammen.

Sandra Prechtel hat dem Sturkopf und Visionär nun ein nötiges Denkmal gesetzt. Roland Klick - The Heart is a Hungry Hunter ist ein biographisches Dokument über einen Unverwüstlichen, das vor allem ihn selbst und seine Filme zu Wort kommen lässt. Und eines vermag der Film ganz sicher: Wer Klicks Werke zuvor nicht kannte, wird nach der Dokumentation sicherlich Lust haben, sich ein paar davon anzuschauen.

Doch betrachtet man Prechtels Dokumentation einmal unabhängig davon, wie charismatisch und spannend Klick und sein Lebensweg ist, so lässt sich sehr schnell feststellen, dass der Film nicht allzu viel zu bieten hat. Eindeutig lebt und überlebt er einzig und allein durch sein porträtiertes Subjekt. Wäre Klick ein wenig langweiliger, ein wenig konventioneller - wäre Roland Klick - The Heart is a Hungry Hunter ein Gähnfest.

So schleicht sich beim Sehen immer mehr eine etwas eigenartige Diskrepanz zwischen neuem Filmwerk Prechtels und altem Filmwerk Klicks ein. Was aber auch nicht schlecht ist, wirft das doch heimlich, still und leise die Frage auf: Wie steht es eigentlich heute um den deutschen Film? Schade, dass man dazu Klicks Meinung nicht hören kann, er hätte sicherlich Interessantes zu sagen. Doch immerhin vermag Klick hier auch noch etwas zu leisten - mitnichten ist der Mann in Rente, er lehrt jetzt jungen Filmemachern das Handwerk. So kann man nur hoffen, dass unter seinen Eleven der nächste Unbeugsame heranwächst.

(Festivalkritik Berlinale 2013 von Beatrice Behn)

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/roland-klick-the-heart-is-a-hungry-hunter