Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2

Die Insel der Wortspieltiere

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Mag sein, dass er die Welt gerettet hat, aber ganz glücklich ist Flint Lockwood trotzdem nicht. Zu sehr wünscht er sich, dass sein Erfinder-Idol Chester V ihm Anerkennung entgegenbringen möge. Genau dies verspricht ihm der charismatische Firmenchef, nur müsse Flint dazu vorher seine eigene Heimatinsel aufsuchen und seine eigene Erfindung endgültig ausschalten. Denn seine Erfindung aus Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen, der FLDSMDFR, funktioniert noch immer; statt harmloser (wenn auch übergroßer) Hauptspeisen produziert sie nun aber am laufenden Band lebende, womöglich gefährliche Tiere aus Essen – und diese Tiere, so Chester, drohen nun die ganze Welt zu überrennen.
Ich habe es mir angewöhnt, immer dann, wenn ich als Filmkritiker ein Sequel zu sehen bekomme, mir möglichst vorab den vorangegangenen Film noch einmal anzusehen. Das dient zum einen dazu, dass ich mich besser an die Handlung und die Figuren erinnern kann; aber es hilft auch, kritisch in den Blick zu bekommen, wo sich die Filmemacher des alten Schemas "mehr des gleichen" bedient haben und wo sie wirklich versucht haben, Neuland aufzusuchen. Gerade bei Komödien wirkt sonst das Sequel, unser Gedächtnis, das fiese, gnädige Ding, ist da so gnädig wie nachlässig, oft lustiger als es wirklich ist.

Bei Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2 gibt es da wenig zu meckern; denn, sieht man von den grundlegenden Zugriffen auf die Gestaltung von Animation und Story ab, spritzt dem Film das Bemühen, nicht einfach das bewährte Rezept nachzukochen, förmlich aus jeder Geschmackspapille. Womit wir schon mitten in den zahlreichen Wortspielen wären, die der Film zum Thema Essen erfindet und in Bilder umsetzt, ein wahres Feuerwerk von Ideen, auf dem die Handlung entspannt dahingleitet wie auf etwas zu reichlichem Salatöl.

Ob die zahlreichen Wortspiele bei der Übersetzung ins Deutsche glimpflich davonkommen, ist noch fraglich – aber zum Ausgleich gibt es die ganzen lustig benannten "Foodimals" natürlich auch zum Anschauen, und das ist vom Tacodil über die Shrimpansen bis hin zum Flamango schon ziemlich unterhaltsam. Und ob die Tiere wirklich so gefährlich sind, wie Chester V behauptet, ist auch noch lange nicht ausgemacht.

Flints Reise zurück auf die Insel Swallow Falls, die er natürlich mit seinen Freunden aus dem ersten Film unternimmt, ist kein Katastrophenfilm mehr wie Teil 1, sondern ein Abenteuer- und Monsterfilm, bei dem es vor allem um die Entdeckung dieser Lebewesen geht. Da schwingen in jeder Einstellung die Klassiker der Genres mit, von Jurassic Park bis zu Die Goonies, und das wird auch die filmbegeisterten Erwachsenen bei der Stange halten, denen der knallbunte Einfallsreichtum der Szenerien nicht genügt.

Zugleich aber, und auch das macht der Film anders als sein Vorgänger, verbleibt er zu sehr im leichtfüßigen Durchspringen dieser Genreparodien; weder die Handlung noch die Figuren entwickeln sich in irgendeiner überraschenden Form. Gerade Flint durchläuft eine Wandlung, wie sie generischer und erwartbarer nicht sein könnte; seine Freunde, im ersten Film ja zum Teil noch Antagonisten, kommen über den Status von Randfiguren nicht hinaus, was sowohl für Sam Sparks gilt, Flints "love interest", als auch für seinen Vater Tim.

Und trotzdem ist auch Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2 ein sehenswerter Film, kurzweilig, witzig animiert und vor allem: nicht schlampig. Denn von allem, was an diesem Film ärgerlich oder beglückend ist, kann man gleichermaßen sagen: Die Macher haben nicht einfach noch einmal das gemacht, womit sie 2009 schon erfolgreich waren. Dass dabei das emotionale Herz der Geschichte verloren ging, ist ärgerlich, aber im Regenbogen dieses perfekten Essenssturms schnell vergessen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/wolkig-mit-aussicht-auf-fleischbaellchen-2