Fantomas

Freitag, 10. Mai 2013, ZDFneo, 23:50 Uhr

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Als im Jahre 1964 die schräge Komödie Fantomas mit Jean Marais und Louis de Funès in den Hauptrollen über die obskure Figur Fantômas aus den Serienkrimis von Pierre Souvestre und Marcel Allain in die französischen Kinos kam, erwies sich dieser komische Klamauk als derart erfolgreich, dass Regisseur André Hunebelle mit Fantomas gegen Interpol / Fantômas se déchaîne (1965) und Fantomas bedroht die Welt / Fantômas contre Scotland Yard (1967) zwei weitere Filme dieses Stoffes realisierte. Vor allem durch die Ausstrahlung auch im deutschen Fernsehen hat die Fantomas-Trilogie über Jahrzehnte hinweg einiges an Popularität gewonnen und ruft besonders bei der Generation der heute um die 50jährigen nostalgische Filmerlebnisse der Kindheit wach.
Niemand scheint wirklich zu wissen, wer sich hinter dem genialen Gangster Fantomas (Jean Marais) verbirgt, der mit seinen ungeahndeten Verbrechen Schrecken bei Volk und Polizei in Paris verbreitet. Diesem mysteriösen Kriminellen auf der Spur sind auch der Reporter Fandor (ebenfalls Jean Marais) und die aparte Fotografin Hélène (Mylène Demongeot), die den Mann mit der blauen Maske durch eine gewagte Finte herausfordern: Das Paar gibt vor, ein Interview mit Fantomas geführt zu haben, woraufhin dieser die beiden in seine Gewalt bringt, um die hübsche Hélèn in seiner Nähe zu haben und Fandor als Verbrecher zu diskreditieren. Der engagierte, doch reichlich überforderte Kommissar Juve (Louis de Funès), der wie der Teufel hinter Fantomas her ist, gerät in einige Verwirrungen, die sich noch steigern, als der ausgebuffte Schurke nun beginnt, in Verkleidung des Kommissars Verbrechen zu begehen ...

Respektlos, mächtig und ungreifbar kommt dieser Fantomas daher, dessen Raffinesse durch die explosiv aufbrausende und ungeschickte Figur seines Gegenspielers Kommissar Juve noch betont und gleichzeitig durch den Effekt des Lächerlichen entschäft wird. Dieser Mythos, der in den literarischen Vorlagen weitaus bedrohlicher, düsterer und kaum komisch gezeichnet wird, wandelt sich mit Fantomas in ein Schelmenstück vom überlegenen Gangster, dessen Missetaten überwiegend als amüsante Bloßstellung einer unfähigen Polizei fungieren und seinen ursprünglich diabolisch angelegten Charakter deutlich dämpfen. Hier steht die humorige, dynamische Unterhaltung mit ihren damals durchaus spektakulären Einfällen auch technischer Art im Vordergrund, und der wandlungsfähige Jean Marais (1913-1998) harmoniert in seiner Doppelrolle vorzüglich mit dem kräftig aufdrehenden Louis de Funès (1914-1983), dessen krasse Überzeichnungen clownesker Art seit damals noch beinahe zwei Jahrzehnte französischer Filmkomödie entscheidend mit geprägt haben.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/fantomas