Jets - Helden der Lüfte

Schrotthaufen der Lüfte

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Es gibt im Kinogeschäft ein Phänomen, das von Filmfans mit dem Begriff "Mockbuster" belegt worden ist. Das sind schnell und meist sehr preiswert produzierte Filme, die sich in Thema, Ästhetik und vor allem Titel an bekannte Blockbuster oder kommende Großproduktionen anlehnen, um von deren wirtschaftlichem Erfolg zu profitieren – entweder, indem man darauf hofft, dass Zuschauer die Filme verwechseln, oder schlichtweg um auf einer Erfolgswelle mitzuschwimmen. Meist landen diese Filme als Direct-To-Video-Titel in den Videotheken und Verkaufsregalen.
Zu den Mockbustern muss man auch Jets – Helden der Lüfte zählen, der fast auf den Tag genau zwei Monate vor der Disney-Produktion Planes sogar in deutsche Kinos kommt. Planes wiederum ist ein Disney-Spin-Off der extrem erfolgreichen Pixar-Produktion Cars und damit schon selbst ein wahrscheinlich nicht allzu originelles Filmunterfangen. Disney wird sich aber schon sehr anstrengen müssen, um einen noch langweiligeren, unansehnlicheren und liebloseren Film zu machen als Jets – Helden der Lüfte.

Die Welt von Jets ist, man ahnt es schon, eine Welt der belebten Flugzeuge; es gibt aber auch belebte Autos, Mikrofone und dann auch ganz normal organische Dinge wie Bäume und sprechende Vögel. Der kleine Jet Maverick, der unter gelegentlicher Höhenangst leidet, würde gerne bei einer ganz bekannten Akrobatenstaffel mitfliegen, den "Top Guns". Er bekommt die Chance, sich bei einem Vorfliegen zu bewerben, und wird dafür zu einem Trainingscamp geschickt, wo er neben viel Wüste und rostigen Flugzeugen auf seinen Widersacher Iceman trifft, während er sich zugleich vielleicht ein wenig in die Flugzeugdame Lightning verliebt...

Doch, doch, die Staffel heißt wirklich "Top Guns" und die Flugzeuge Maverick und Iceman – das sind sicher nicht ganz zufällig auch die Spitznamen der Hauptkontrahenten in Tony Scotts Actionfliegerknaller Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel von 1986. Das wäre nicht so schlimm, wenn die Macher von Jets sonst irgendeine eigenständige Idee gehabt hätten. Hatten sie aber nicht.

Die Figuren sind nicht nur stereotyp, sondern auch völlig unterentwickelt, die Handlung ist eine Underdog-Geschichte des Formats 08/15, die vage Behauptungen nur mühsam zusammenhalten. Der so entstandene Brei wird von zum Teil unfassbar bedeutungsloser Fahrstuhlmusik unterspült, und bis hierhin habe ich ja noch nicht einmal begonnen, mich über die Animation des Films aufzuregen. Diese gehört nämlich mit zum Lieblosesten, was man je an computergenerierten Bildern auf der Leinwand gesehen hat.

Die Flugzeuge sind weit entfernt vom Charme der Pixar-Kreationen und wirken physisch starr und emotional steif; die Bildhintergründe sind flächig oder von erschreckend grässlicher Textur, Bewegungen sind oft innerhalb des Filmuniversums unlogisch oder inkonsequent – und komplexe Bilder wie z.B. Feuer, Rauchentwicklung oder Wolken sehen aus wie in den allerbilligsten Fernsehproduktionen. Die Akrobatiksequenzen im Flug sind so verwirrend, dass man zu kaum einem Zeitpunkt weiß, wo sich die Flugzeuge gerade befinden oder warum dieses Kunststück so atemberaubend sein soll. Selbst die obligatorische Trainings-Montage wirkt ungelenk und fade. Mit anderen Worten: Der Film ist ein einziger Schrotthaufen, dem man 87 Minuten lang beim Sich-Auftürmen zusehen kann.

Entstanden ist das Projekt im Armenischen Animationsstudio Touch FX Animation Studio, in Deutschland wird es von Splendid Animation ins Kino gebracht, einem Label der Kölner Splendid Film GmbH. Bleibt zu hoffen, dass man bei Splendid für die nächsten Animationsfilme ein glücklicheres Händchen hat.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/jets-helden-der-luefte