Getaway (2013)

Ethan lässt es kräftig krachen

Eine Filmkritik von Gregor Torinus

Zunächst einmal die gute Nachricht: Courtney Solomons Action-Thriller Getaway ist mitnichten ein weiteres missglücktes Remake des gleichnamigen Action-Klassikers von Sam Peckinpah aus dem Jahre 1972. Die schlechte Nachricht: In diesem Falle wäre ein weiteres schlechtes Remake vielleicht doch besser gewesen...
Der Weltklasse-Rennfahrer Brent Magna (Ethan Hawke) hat sich gerade mit seiner Frau Leanne in Sofia zur Ruhe gesetzt, um in der bulgarischen Hauptstadt in Ruhe das Leben zu genießen. Damit ist es jedoch vorbei, als Leanne von einem Unbekannten (Jon Voight) entführt wird. Kurz darauf informiert dieser Brent darüber, dass er seine Frau nur dann lebend wiedersehen wird, wenn er genau seinen Anweisungen folgt. Diese bestehen darin in einem gepanzerten und mit High-Tech aufgerüsteten Shelby GT500 Super Snake wahnwitzige Kommandos zu befolgen, die der unbekannte Entführer per Funkübertragung gibt. Dass kurz darauf eine junge Frau in den Wagen einsteigt und Brent mit einer Waffe bedroht, macht dessen Lage zunächst auch nicht unbedingt angenehmer...

Eine der ersten expliziten Order, die Brent erhält lautet: "Smash into everything you can!" Also lässt es der Weltklasse-Fahrer in seinem mordsmäßig mit High-Tech gepimpten Shelby Super Snake kräftig krachen. Reifen quietschen, Glas splittert, Stahl knirscht und knallt. Die düstere Nachtszenerie ist schlecht ausgeleuchtet, der Stakkato-Schnitt sorgt für zusätzliche Desorientierung. Stetig dröhnen die treibenden Kommandos des scheinbar wahnsinnigen Entführers. Doch was sich nach schweißtreibender Spannung anhören mag, bleibt erschreckend fade. Der größte Unterhaltungswert, den Getaway zu bieten hat, entsteht zumeist dann, wenn der Film unfreiwillig komisch wird. Das passiert zum Glück häufig genug, um den Zuschauer bei 90 langen Minuten Reifengequietsche, Glasgesplitter und Stahlkrachen halbwegs bei der Stange zu halten. Dass die Action alleine den Film nicht zu tragen in der Lage ist, war wohl auch den Machern klar. Deshalb hat der tumbe Ritt mit der tollen Karre zwecks Story-Tuning einen extrem konstruierten Überbau erhalten, der im Wesentlichen ein einziges, unsägliches Plotloch darstellt.

Selbst Selena Gomez (Spring Breakers) als Eye Candy kann hier nicht mehr viel retten. Erstens versteht es die Inszenierung von Courtney Solomon (Dungeons & Dragons) auch nicht diese hübsche Dame in ihr bestes Licht zu rücken. Zweitens wirkt die Schauspielerin, die auch im realen Leben kaum halb so alt wie Ethan Hawke ist, hier noch wie ein Teenager. Damit ist sie als heimliches "love interest" für Brent Magna nicht wirklich glaubhaft, was sowieso wenig Sinn ergeben würde, da der ja den ganzen Wahnsinn nur mitmacht um seine geliebte Frau zu retten. Sicherlich hat sich die gute Dame auch nur deshalb in diesen Film verirrt, um dem angepeilten jugendlichen Zielpublikum etwas zum Angucken zu geben. Oder um es mit den Worten des Presseheftes zu sagen: "Als ungleiches Paar, das in bester Buddy-Movie-Tradition eine Tour de Force durch das nächtliche Sofia überstehen muss, beweisen die beiden Hauptdarsteller, wie generationsübergreifende Schauspielchemie aussehen muss."

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/getaway-2013