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In nicht allzu ferner Zukunft spielt Rock Ostermanns kühler Tech-Thriller, bei dem sich neben einer rechtspopulistischen Regierung vor allem ein Smart Home und ein an Ideen übervolles Drehbuch als hartnäckige Gegner erweisen.

Das Haus (2021)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein Haus mit eigenem Willen

Deutschland im Jahre 2029: Die politische Lage ist angespannt, seitdem eine rechtspopulistische Partei die Regierungsverantwortung übernommen hat und rigoros gegen unbequeme Menschen vorgeht. Einer der Betroffenen ist der renommierte Journalist Johann (Tobias Moretti), der wegen eines Artikels kaltgestellt und mit einem Schreibverbot belegt wurde. Gemeinsam mit seiner Frau Lucia (Valery Tscheplanowa) zieht er sich in ein abgelegenes, überaus luxuriöses Smart Home auf einer Insel zurück. Mit der Zeit aber scheint es mehr und mehr so zu sein, dass das Haus ein merkwürdiges Eigenleben entwickelt und das Paar gegeneinander auszuspielen scheint, indem es Geheimnisse preisgibt, die besser im Verborgenen geblieben wären. Mitten in diese Phase höchster Anspannung hinein verschärft sich die Beziehungsdynmaik, als Johann entdeckt, dass seine Frau Teil des (bewaffneten) Widerstandes gegen das Regime ist. Als dann noch zwei mutmaßliche Widerstandskämpfer*innen nach einem Anschlag auf der Insel auftauchen und dort Unterschlupf suchen, eskaliert die Situation vollends — wobei auch das Haus daran seinen Anteil hat…

Normalerweise erwartet man von Politthrillern — zumal solchen, die in der (in diesem falle nicht allzu fernen) Zukunft spielen — eine gewisse Opulenz, weil die Zukunft als solche ja möglichst bildmächtig in Szene gesetzt werden soll. In seinem Film Das Haus reduziert Rick Ostermann (Wolfskinder, Lysis) das Setting bis aufs Äußerste auf die Titel gebende Smart Home und lässt die Entwicklungen der Außenwelt fast ausschließlich aus dem Off und über Gespräche in die hermetische Welt der kleinen Insel eindringen. Das wirkt bisweilen wie ein theoretisches Konstrukt und mehr als einmal fragt man sich, welcher der beiden erzählerischen Hauptstränge — die politische Lage einerseits und das Eigenleben des Hauses andererseits denn nun eigentlich die Hauptgeschichte erzählen.

Hinzu kommt zudem noch die Beziehungsdynamik zwischen Johann und Lucia, die mit der Zeit immer angespannter wird, als das Haus offenbart, dass sie einst eine Affäre mit Johanns Verleger hatte, auf die sie sich, so beschwört sie, nur einließ, weil sie erpresst wurde und ihren eh schon unter Beschuss stehenden Mann schützen wollte. Und vielleicht hat all dies überhaupt erst Platz in diesem Film, weil der fast ausschließlich sich auf der Insel (die, wie man auf den ersten Blick sehen kann, sich nicht in Deutschland, sondern auf den schwedischen Schären rund um Stockholm befindet) angesiedelt ist.

Das Haus basiert auf einer Kurzgeschichte des früheren Spiegel-Redakteurs Dirk Kurbjuweit, die sich in einem Band wiederfindet, der es zum Thema hat, wie die Welt wohl im Jahre 20129 aussehen mag.

Was auf den ersten Blick an production values fehlt, wurde im feinen Setdesign untergebracht: autonome Rollkoffer, eine futuristische Küche mit einem mehr als selbständigen Kühlschrank und andere kleine Gimmicks, dazu eine prächtige Glasfront zum Meer hinaus und ein selbstpilotierendes Taxi-Boot. Es sind Details wie diese, die nicht so weit vom derzeitigen Stand der (Haus)Technik entfernt sind, die wirkungsvoll zeigen, dass das, was da gezeigt wird, gar nicht so weit von uns zeitlich entfernt ist. So detailversessen an dieser Stelle auch gearbeitet wird, so ungenau und schwammig bleibt der Film aber im Bezug auf das größere Bild, das sich daraus ergibt, denn wieviel gruseliger ist die Vorstellung, dass in wenigen Jahren eine rechtspopulistische Regierung in Deutschland an der Macht sein könnte? — Aus dieser Prämisse aber leitet der Film zu wenig ab, lässt die Gefahr zu wenig konkret werden.

Sicher, es gibt Johann und seine Frau sowie die beiden Widerstandskämpfer*innen, doch ihr Auftreten und Agieren wirkt angesichts der Reduktion auf einen Handlungsort fast schon theaterhaft und hat bisweilen den Charakter einer zumindest politisch recht trockenen Parabel. Insofern funktioniert Das Haus auch aufgrund der darstellerischen Leistungen in erster Linie als Beziehungsdrama im leicht futuristischen Gewand bzw. als Science Fiction im Stil einer Folge von Black Mirror mit hohem emotionalen Gehalt, weniger aber als Ausblick auf das, was uns womöglich politisch blüht, wenn wir Rechtspopulisten weiter gewähren lassen.

Das Haus (2021)

Im Mittelpunkt der Adaption eines Romans von Dirk Kurbjuweit steht der Journalist Johann, der von der mittlerweile in Deutschland amtierende rechtspopulistischen Regierung mit einem Berufsverbot belegt wurde. Frustriert hat er sich mit seiner Frau auf ein luxuriöses Anwesen zurückgezogen. Als wegen eines vermeintlichen Anschlags von links die Stimmung im Land weiter kippt, spielt plötzlich das mit allen technischen Raffinessen ausgestattete Haus verrückt und scheint seine Bewohner gegeneinander ausspielen zu wollen. Und dann stehen da plötzlich noch zwei gesuchte Terroristen vor der Tür, die vom Regime dringend gesucht werden…

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Meinungen

Ingeborg Längsfeld · 15.12.2021

Spiel mit der Technik-Faszination, die alles sonstige fehlende Inhaltliche verdeckt! Die Magie eines Hauses, das meine Gedanken und Vorstellungen kennt und danach agiert, wiederholt technisiert bzw. modernisiert das uralte Märchenmotiv von der Belebtheit der Dinge, die durch ihre Seele zum Kumpanen der Menschen werden, weil es die Menschen sowenig miteinander können, oder zum Mahner der Menschen wie die Bäume in Frau Holle oder der Spiegel und die Zwerge in Schneewittchen usw....wie in den alten Märchen wird so auch im Film erkennbar die defizitäre Kommunikation der Menschen miteinander: An die Stelle der beseelten Dinge als Kommunikationsersatz tritt ein moderneres Ding, das Gewehr, das alle Beziehungen durcheinanderbringt und Wahrheiten zutage fördert, weil niemand sie sprechend beim Namen nennt...insofern der Film die genannten Assoziationen in mir auszulösen vermag, hat er vielleicht doch (für mich) eine anerkennenswerte (Tiefen)Wirkung. Aber wenn jemand noch nie über Märchen nachgedacht hat....?

Huch · 15.12.2021

Selten so einen Blödsinn gesehen. Schade ums Geld für die Produktion

Dr. Ulrich Ulonska · 28.03.2022

Stimmt 100%. Nur ärgerlich:
Musik: Schlecht
Pausen zwischen den Sätzen: Zeitschinderei
Dialoge: Primitiv
Schade um die Zeit!