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Mit Christian Schwochows Bankenthriller „Bad Banks“ setzt sich das extreme Hoch deutscher Serien fort, das sich bereits bei „4 Blocks“ und „Dark“ andeutete. Sein Thriller im Finanzzentrum Frankfurt ist eine Sternstunde des öffentlich-rechtlichen Fernsehens.

Bad Banks (2018)

Im Haifischbecken Frankfurt

Kaum hat sie am ganz großen Geld gerochen, da scheint es mit der Karriere von Jana Liekam (Paula Beer) schon wieder vorbei zu sein. Weil die ehrgeizige junge Bankerin ihren Chef, der zudem der Sohn eines Vorstandes ist, quasi vorgeführt hat, folgt direkt die Kündigung – im Haifischbecken des Investmentbankings haben es Frauen unter all den Alphatieren und Testosteronbomben eben noch schwerer als anderswo.

Doch da tut sich unvermutet eine Tür auf, eine neue Möglichkeit: Mithilfe von Christelle Leblanc (großartig und mit eiskaltem Charme gespielt von Désirée Nosbusch), der Chefin der Investmentabteilung der Crédit International, erhascht Jana einen Job beim deutschen Branchenriesen Deutsche Global Invest in Frankfurt. 

Allerdings ist die Aufnahme ins Netzwerk der mächtigen Strippenzieherin Leblanc kein Liebesdienst, sondern an knallharte Bedingungen geknüpft, wie sich bald herausstellen wird. Jana Liekam soll bei ihrem neuen Arbeitgeber spionieren, ob es dort wirklich mit rechten Dingen zugeht. Was Jana in diesem Moment noch nicht weiß: Hintergrund des Ganzen ist eine geplante Fusion und damit ein beinharter Konkurrenzkampf zwischen Leblanc und Janas neuem Chef Gabriel Fenger (Barry Atsma) um einen Posten, der in Bälde freiwerden wird. Dabei agieren die beiden Kontrahenten mit fast allen legalen und illegalen Mitteln und werden von ihren Vorgesetzten noch an Skrupellosigkeit und Gier übertroffen. Denn tatsächlich gibt es eine ganze Menge krummer Machenschaften, die die dafür Verantwortlichen für Jahre in den Knast bringen könnten.

Derweil gestaltet sich gleich das erste Großprojekt, für das Jana verantwortlich zeichnet, als echte Herausforderung: Binnen vier Wochen muss sie eine komplette Finanzierung für Leipzig 2025 zusammenbekommen, ein ehrgeiziges Städtebauprojekt, mit dem sich der todkranke Oberbürgermeister der Stadt (Jörg Schüttauf) ein Denkmal setzen will. Eigentlich ist das in der Zeit kaum zu schaffen, doch unerbittlich peitscht Jana ihr Team nach vorne – und lässt damit dessen versammelten Wahn und grenzenlose Gier von der Leine …

Loyalität, so erteilt Christelle Leblanc ihrer Schülerin zu Beginn eine Lektion, gelte nicht gegenüber der Bank, für die man arbeite, sondern ausschließlich sich selbst. Und es käme – gerade als Frau in dieser Branche – vor allem auf das eigene Netzwerk an, wenn man Karriere machen wolle. Was Leblanc an dieser Stelle verschweigt: Neben den eigenen Verbindungen (oder sollte man an dieser Stelle lieber „Abhängigkeiten“ sagen) komplettieren Gier, Intrigen und Hemmungslosigkeit jene „Tugenden“, die anscheinend in einer entfesselten globalisierten Finanzbranche unabdingbar sind.

An den beiden Haupthandlungsorten Frankfurt am Main und Luxemburg sowie anderen Finanzmetropolen der Welt kontrastreich und mit feinen Gespür für Stimmungen inszeniert, strahlt Bad Banks eine derartige Kälte und Getriebenheit aus, dass Wall Street allenfalls wie ein müdes Vorspiel zu einem auf Lug und Betrug aufgebauten Turbokapitalismus wirkt, dem auch die staatlichen Regulierungsversuche nach der Finanzkrise des Jahres 2008 nichts anhaben konnten. Vielleicht ist das ja das Erschreckendste an Bad Banks – man sofort glaubt, dass die Zocker der Großbanken nicht das Geringste aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben.

Von all dem gibt es in Christian Schwochows herausragender Serie mehr als genug zu bewundern. In Sachen Durchtriebenheit stehen die Handelnden ihren Kollegen in House of Cards nichts nach, erst als Leblanc einem Vertrauten gegenüber andeutet, dass für sie auch ein Mord in Frage käme, solange es der Karriere nütze, wird sie ausgerechnet von ihrem Mann fürs Grobe ausgebremst.

Dabei lässt Bad Banks zwar vom koksenden Trader bis zur nymphomanen Assistentin kaum ein Klischee links liegen, dennoch funktioniert die Mischung aus kühlen Bildern, einem sparsam eingesetzten, sanft pulsiernden elektronischen Score und einer bis in die Nebenrollen herausragenden Besetzung und erzeugt einen Sog, dass die Fortsetzung jetzt schon gewiss erscheint. Das Ende jedenfalls lässt das stark vermuten. Und für die Zuschauer wäre das ein echter Gewinn.

Bad Banks (2018)

Die junge Investmentbankerin Jana Liekam fängt nach ihrer Entlassung bei einer Luxemburger Bank bei dem deutschen Schwergewicht „Deutsche Global Invest“ an und gerät in einen Machtkampf um Karriere, das schnelle Geld und schmutzige Geheimnisse, in dem sie kräftig mitmischt.

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Meinungen

t schra · 06.03.2018

selten solch einen Schwachsinn gesehen. meilenweit an der Realität vorbei! beim nächsten mal etwas mehr zeit in die recherche investieren! ..nehmt euch bitte margin call als vorbild - so muss ein solcher film rüber kommen. nüchtern und trocken. ein stück zur finanzindustrie kann und darf nicht so sein - das verzehrt alles und verstärkt bestehende Klischees (die hier übrigens größtenteils an den haaren herbei gezogen sind + total unrealistisch kombiniert werden)