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Regisseur Alfonso Gomez-Rejon erzählt in diesem Historiendrama vom erbittert geführten Wettstreit um die beste Technik für die Elektrifizierung Amerikas. Der Erfinder der Glühbirne, Thomas Edison, will unbedingt das Wechselstromsystem verhindern, auf das der Unternehmer George Westinghouse setzt.

Edison: Ein Leben voller Licht (2017)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

​​​​​​​Die elektrisierende Macht des Ruhms

Es geht schon auch um Helligkeit und Erleuchtung, wie sie mit dem Erfinder der Glühbirne assoziiert werden, in diesem historischen Drama. Es geht aber zugleich um viel Schatten, nämlich um den verbissenen Konkurrenzkampf, den Thomas Alva Edison (Benedict Cumberbatch) Ende des 19. Jahrhunderts gegen den Unternehmer George Westinghouse (Michael Shannon) führt. Edison will die Elektrifizierung Amerikas mit Gleichstrom durchführen lassen und um jeden Preis verhindern, dass Wechselstrom, auf dessen technische Nutzbarmachung Westinghouse setzt, als effizientere Wahl das Rennen macht. Der Originaltitel „The Current War“, übersetzt „Der Stromkrieg“, fasst also viel treffender als der deutsche den Inhalt dieser von Alfonso Gomez-Rejon („Ich und Earl und das Mädchen) inszenierten Geschichte zusammen.

Doch bevor sich ein im Grunde zeitloses Spannungsfeld zwischen individuellem Erfinderruhm, wissenschaftlich-technischem Fortschritt als Kollektivleistung und der Macht des Geldes ausbreiten kann, buhlt bereits der stilistische Ausdruckswille um Aufmerksamkeit. Im Januar 1880 beantragt Edison das Patent für die Glühbirne, es folgt eine Demonstration für New Yorker Investoren auf freiem Feld. In der Dunkelheit nähern sich Bärtige mit Zylinderhüten einer Installation mit Glühbirnen, die auf Pfählen in konzentrischen Kreisen montiert sind. Die Kamera fliegt frontal auf Edison zu, der inmitten der Anlage steht und das Licht angehen lässt. Knapp und cool war seine Ansprache: „Ich hoffe, dass Sie Ihre Scheckbücher dabeihaben!“

Mit dieser Szene geht auch den Kinozuschauer*innen ein Licht auf, über die prägnante Machart des Films. Sie ist stylish, die Kamera vollführt Kapriolen, überwindet schwerelos Distanzen, schaut auf Gebäude herab, zoomt rasant auf Personen zu. Edison gibt Kommentare, die auf ein großes Ego hindeuten und zugleich auf eine Vertrautheit mit anheischiger Slogan-Sprechweise im Zeitalter des Videoclips.

Gomez-Rejons Film, datiert schon aus dem Jahr 2017, landete im Zuge des Weinstein-Skandals nach einigen Festivalaufführungen auf Halde. Dann gab es noch einen Nachdreh und Änderungen im Schnitt für die jetzt gezeigte Fassung. Der Showcharakter der Inszenierung ist wohl auch Michael Mitnicks Drehbuch geschuldet, das auf sein eigenes Musical zurückgeht. Dieses verschwand nach ein paar Uni-Aufführungen 2008 allerdings in der Versenkung. Der expressive Stil lässt Edison, Westinghouse und den Erfinder Nikola Tesla (Nicholas Hoult), der im Konkurrenzstreit das Zünglein an der Waage wird, wie Abenteurer im Rausch der bevorstehenden technischen Umwälzungen erscheinen. Optisch macht es schon Eindruck, wenn Tesla keinen schwarzen, sondern einen leuchtend blauen Gehrock anhat oder wenn wiederholt ein Billardtisch von der Kamera so umarmt wird, dass er die Dimensionen des Breitbildformats zu sprengen droht. Nur haben die imposanten Aufnahmen des Tischs keine inhaltliche Bedeutung.

In der zwischen 1880 und 1893 angesiedelten Handlung fürchtet Edison um seinen Ruhm, als sich immer mehr Städte und Gebiete bei der Elektrifizierung für das Wechselstrommodell von Westinghouse entscheiden. Und er fürchtet um seine Geldgeber. Wer den Zuschlag für die Beleuchtung der Weltausstellung in Chicago 1893 erhält, dessen Konzept wird das andere vom Markt verdrängen. Edison ist taub für die Worte Teslas, der für ihn arbeitet, und seines Sekretärs (Tom Holland), die ihm sagen, dass der Wechselstrom überlegen ist.

Immer mehr versteift sich Edison dann auf die Warnung vor der tödlichen Kraft des Wechselstroms und lässt sogar vor der Presse ein Pferd mit einem Elektroschock umbringen. Nun wird ihm angetragen, eine neue, auf Elektrizität beruhende Hinrichtungsmethode zu entwickeln. Edison gibt heimlich Anweisungen für den Bau des elektrischen Stuhls, weil er hofft, dass damit Westinghouse in Verruf gebracht werden könnte. Der Plan misslingt. Tesla, der Wechselstrommotoren entwickelt, wird von Westinghouse unter Vertrag genommen, der Rest ist Geschichte.

Benedict Cumberbatch stellt Edison als recht verbissenen Egomanen dar. Es geht ihm gegen den Strich, dass sich auch andere Leute erfolgreich mit Elektrizität befassen. Allerdings hat er noch genug andere Erfindungen, nach dem Phonographen die Filmkamera und das Kinetoskop, die ihn beschäftigen. Der Film widmet ihm auch ein paar Familienszenen mit zwei Kindern und der früh verstorbenen Gattin Mary (Tuppence Middleton), die eher pflichtschuldig wirken. Frauen haben hier wenig zu melden, auch die taffe Marguerite Westinghouse (Katherine Waterston) bleibt Randfigur.

Sympathischer als Edison wird Westinghouse gezeichnet. Michael Shannon spielt ihn als besonnenen Mann, der sich nicht in den Vordergrund drängt. Er ist fasziniert von den Verheißungen der neuen Technologien. Zu Tesla – ein Biopic gleichen Namens soll demnächst auch in die deutschen Kinos kommen — ist er wesentlich netter als Edison. Allerdings unterschlägt der Film, dass auch er in Wirklichkeit seinem genialen Tüftler den in Aussicht gestellten Reichtum zu großen Teilen vorenthielt.

Während der zähe Krieg zwischen Edison und Westinghouse, die sich fast die ganze Geschichte über nicht begegnen, unweigerlich zu ermüden beginnt, erweist sich die Nebenfigur Tesla als fesselnder Charakter. Nicholas Hoult verleiht dem serbischen Immigranten einen unschuldigen Forschergeist, der schwerelos abzuheben vermag. Der gesellschaftliche Außenseiter wird von den Geschäftsleuten ausgenützt. Er kennt sich in Geldfragen zu wenig aus, sie interessieren ihn einfach nicht.

Die Geschichte räumt mit der Vorstellung von der Forschung als hehrem Wettkampf der besten Ideen auf. Was sich durchsetzt, ist die stärkste Kombination aus Kapital und materieller Verwertbarkeit. Und sie zeigt auch, dass Erfindungen oft ein Wettlauf mit der Zeit sind, die einfach reif für sie ist. Aber nur weil der Film Edison als Gestalt aus Licht und Schatten darstellt, schmälert er keineswegs seine Genialität. Er erinnert sogar selbst daran, dass die geschilderte Episode Edisons Ruhm letztlich ja nichts anhaben konnte.

Edison: Ein Leben voller Licht (2017)

Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Weichen gestellt für eine Errungenschaft, die unser Leben bis heute beeinflusst und geprägt hat wie kaum eine andere Erfindung der Welt — die Elektrifizierung der Welt. Im Ringen um das beste System, um die Haushalte mit Strom zu beliefern, stehen Thomas Alva Edison und George Westinghouse in scharfer Konkurrenz zueinander: Edison machte sich für den Einsatz von Gleichstrom stark, während Westinghouse Electric versuchte, Wechselstrom durchzusetzen. Bei der Weltausstellung in Chicago im Jahr 1893 liefern sich die beiden Kontrahenten Edison und Westinghouse einen erbitterten Kampf darum, wer die nächtliche Beleuchtung für das Großereignis stellen darf.

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