Mondkalb

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Liebe, Gewalt, Kindererziehung

Alex, eine Frau aus dem Westen, soeben aus der Haft entlassen, sucht einen Neuanfang in einer Kleinstadt im Osten. Den Kontakt zu ihren neuen Nachbarn meidet sie, Ruhe und Zurückgezogenheit sind ihr am liebsten. Doch so einfach ist das nicht: Der 12jährige Tom sucht ihre Nähe genauso sehr wie sein Vater Piet. Als Alex versucht die beiden loszuwerden, scheitert sie.
Es sind hauptsächlich diese drei Personen, um die sich Sylke Enders neuer Film Mondkalb dreht: Die ängstlich und unsicher wirkende Alex (Juliane Köhler), der ebenfalls verschlossene und schweigsame Tom (Leonard Carow) und sein kontaktfreudiger, gesprächiger Vater Piet (mal wieder in der Ossi-Rolle: Axel Prahl). Toms Mutter hat sich vor einigen Jahren das Leben genommen, so dass Piet die doppelte Verantwortung für seinen Sohn trägt, der sich jedoch immer mehr von ihm entfremden zu scheint. Als Piet Alex kennenlernt, wittert er in ihr nicht nur einen Mutterersatz für Tom, sondern auch eine passende Lebensgefährtin.

Doch Alex wehrt sich gegen jeden Versuch der Annäherung. Sie ist in die Provinz gezogen, um sich zurückzuziehen. Andere Menschen stören dabei nur. Aber Piet und Tom lassen sich nicht abwimmeln und irgendwann gibt Alex nach. Piet lädt sie zu sich nach Hause zum Essen ein und der Abend verläuft entspannt und weitgehend harmonisch. Als Piet sie am nächsten Tag im Büro anruft, weist sie ihn erneut ab. Sie fühlt sich bedrängt, ihr geht das alles viel zu schnell. Und so geht das eigentlich immer weiter. Mal gewährt sie ihm Zugang, dann lässt sie ihn wieder abblitzen. Doch Piet ist einer, den man nicht so schnell loswird. Ihm scheint weder Charme noch Humor auszugehen, er versucht immer wieder aufs Neue bei Alex zu landen.

Dieses Nicht-einlassen-wollen auf einen anderen Menschen ist der eine Teil des Films, der andere behandelte das Thema Kindererziehung. Piet ist in seiner Doppelrolle als Erzieher überfordert. Tom kann es nicht lassen, seinen Vater immer wieder zu provozieren, der wiederum nicht davor zurückschreckt, seinen Sohn dafür zu verprügeln. Als Tom eines Tages des Auto von Piet, der sein Geld als Fahrschullehrer verdient, anzündet, eskaliert die Situation zwischen den Beiden – mit der Konsequenz, dass Tom seinem Vater entzogen und bei Pflegeeltern untergebracht wird. Und dass Alex nun endgültig Piet den Rücken kehrt.

Mondkalb ist ein berührendes Porträt dreier Menschen, die alle in ihrer eigenen Welt leben. Die drei haben verschiedene Vorstellungen und Auffassungen vom Leben, die schwer miteinander vereinbar sind. Und dennoch kreuzen sich ihre Wege. Jeder hat für sich zu kämpfen, jedem fällt es gleich schwer, sich mit dem anderen zu vereinen. Erst am Ende finden die drei zueinander – auf ihre Art.

Die Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Sylke Enders wurde 2003 mit ihrem Debütfilm Kroko auf den Hofer Filmtagen entdeckt. Der Film um die 16-jährige coole Kroko (Franziska Jünger), die nach einem selbst verschuldeten Autounfall Sozialstunden in einem Heim für Behinderte ableisten muss, wurde mit diversen Festivaleinladungen, Filmpreisnominierungen und mit dem Deutschen Filmpreis in Silber 2004 ausgezeichnet. Ein Jahr darauf folgte ihr zweiter Spielfilm Hab mich lieb. Mit Mondkalb kehrte sie nach Hof zurück und eröffnete das Festival.

Mondkalb

Alex, eine Frau aus dem Westen, soeben aus der Haft entlassen, sucht einen Neuanfang in einer Kleinstadt im Osten. Den Kontakt zu ihren neuen Nachbarn meidet sie, Ruhe und Zurückgezogenheit sind ihr am liebsten.
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Meinungen

Bosman · 08.08.2013

Haben uns den Film ausgeliehen, weil wir Axel Prahl gut finden. Der Film war es leider nicht. In der Tat sehr zäh, kaum Spannung und die Intention, die dahinter steckt, erschließt sich mir nicht wirklich. Aber vielleicht bin ich ja zu einfach gestrickt.

Vincent Herb · 10.03.2008

Ein sehr berührender Film der wirklich aus dem Leben spricht.Ein Film, der betroffen macht, und mich tief erschüttert hat. Selten habe ich auch Darsteller so echt empfunden. Ich glaube, wir haben solche Filme auf unsem Weg, Menschen zu werden sehr nötig. Danke, Sylke Enders.

Fralu · 28.01.2008

War auf der Premiere in Berlin. Einer der schlimmsten Filme aller Zeiten. Langweilig, uninteressant und unglaubwürdig bis zum Abwinken.

puppe · 28.01.2008

@Fralu. waren wir bei der gleichen premiere in berlin? uninteressant und unglaubwürdig. oh wow...wie geschmäcker auseinander gehen können. sehr beachtlich. ich finde die thematik im übrigen sehr interessant und insbesondere ernst zu nehmen!

puppe · 27.01.2008

Unbedingt anschauen!!!

marion · 27.01.2008

der film ist echt super!