Der Nanny

Eine Filmkritik von Laurenz Werter

Altbekannt und halbgar

Was man Matthias Schweighöfer lassen muss, ist eins: Er hat verstanden, wie man Kinoerfolge erschafft. Originalität ist dabei nicht gefragt, Witz und Esprit kann man auch ruhig durch zotige Einlagen von Kindern ersetzen, ein bisschen Herzschmerz muss dabei sein und anecken darf das Ganze auch nicht. Fließbandprodukte wie Der Nanny sind das Ergebnis.
Clemens Kliena (Matthias Schweighöfer) will eine ganze Reihe alter Häuser einebnen lassen, um neue Prunkbauten hinstellen zu können. Das missfällt Rolf (Milan Peschel), der dort lebt und sich nun aufmacht, dem reichen Typ die Meinung zu sagen. Der sucht gerade händeringend nach einer Nanny für seine zwei verzogenen Gören, denkt, dass Rolf sich dafür vorstellt, und gibt ihm prompt den Job. Während Rolf nun versucht, Clemens davon abzuhalten, seine Heimat plattzumachen, will er zugleich das Familienleben des Vielarbeiters aufmöbeln.

Vorhersehbarkeit ist Trumpf bei der deutschen Komödie. Man scheint zu glauben, der Zuschauer fühle sich wohl im Altbekannten. Nur ja keine Überraschungen bieten, das ist die Devise, die ja häufig auch zu hundertausenden, wenn nicht gar Millionen Zuschauern führt. Es ist darum müßig, die Defizite eines Films wie Der Nanny zu benennen, aber darum drücken kann man sich letzten Endes auch nicht.

Alles verläuft streng nach Plan. Einerseits die Familienzusammenführung, weil Clemens seine Fehler einsieht und praktisch von einem Moment zum nächsten ein neuer Mensch wird, andererseits die Rettung der Uralt-Buden. Wer sich hier mit wem verbündet, wer wem die Augen öffnet, und überhaupt wer zu den besten Freunden wird – geschenkt, das weiß man alles schon, bevor der erste Akt vorbei ist.

Bis zum Ende gibt es entsprechend nur kleine Episoden, die den ach so beschwerlichen Weg zum freudigen Schlusspunkt statthaft illustrieren sollen. Dabei ist sich der Film nicht zu schade, jeden noch so ausgelutschten Gag noch weiter zu drangsalieren. Einen Tropfen Humor kann man schließlich überall herauspressen, selbst bei so altbackenen Gags wie dem durstigen Clemens, der mit einem Getränkeautomaten kämpft, weil der den Durstlöscher nicht ausspucken will. Eine Szene wie diese ist auch symptomatisch für den ganzen Film. Jeder Gag ist nicht nur in anderen Filmen erprobt worden, er wurde dort zu Tode geritten. Aber das hält Schweighöfer nicht auf, ihn in Der Nanny noch einmal einzusetzen, gestreng dem Motto: Jeder Film ist für irgendeinen Menschen der erste Film. Und wenn es der erste Film ist, dann hat dieser Mensch die aufgewärmten Gags ja noch nicht gesehen!

Nun, wir haben sie schon gesehen, nicht nur einmal, auch nicht zweimal, sondern ganz viele Male. Sie werden auch nicht besser, wenn sich ein an sich talentierter Schauspieler mit großem komischem Potenzial wie Milan Peschel an ein Werk wie dieses hier verschwendet. Ihm hätte man einen besseren Film gegönnt. Und dem Zuschauer auch.

Der Nanny

Was man Matthias Schweighöfer lassen muss, ist eins: Er hat verstanden, wie man Kinoerfolge erschafft. Originalität ist dabei nicht gefragt, Witz und Esprit kann man auch ruhig durch zotige Einlagen von Kindern ersetzen, ein bisschen Herzschmerz muss dabei sein und anecken darf das Ganze auch nicht. Fließbandprodukte wie „Der Nanny“ sind das Ergebnis.
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Meinungen

@Matze · 26.03.2015

Das wäre aber schade wenn wir hier so berechenbar wären, dass einfach alles was irgendwie unter "Mainstream" fällt, nieder gemacht wird. Wir versuchen offen an alle rezensierten Filme heranzugehen, denn auch unter den Blockbustern gibt es echte Perlen, wenn auch wenige. Grüsse, Mike

Matze · 26.03.2015

Sei wir ehrlich .... Schweighöfer interressiert sich nicht für's Arthouse-Publikum - und wir uns nicht für ihn bzw. seine Filme. Allles andere als ein Verriss auf dieser Seite hätte mich zutiefst erschüttert (und mich fragen lassen, ob ich noch richtig bin). ;-)