Independence Day (1996)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

"Heute feiern wir alle unseren Independence Day!"

Als die Kamera über New York schwenkt und eine verheerte Freiheitsstatue zu sehen ist, standen einige Kinobesucher in den USA auf und schrien lauthals: „Niemals!“ Derartige Gefühlsausbrüche gab es hierzulande nicht, 1996 entwickelte sich Roland Emmerichs Science-Fiction-Epos Independence Day aber auch in Deutschland zum Hit. Pünktlich zum Kinostart des Sequels erscheint nun erstmals die neun Minuten längere Special Edition in HD. Auf DVD gibt es diese Fassung schon seit Jahren.

Überall auf der Welt tauchen riesige Raumschiffe auf, die über den Hauptstädten schweben. Man versucht, mit den außerirdischen Besuchern Kontakt aufzunehmen, während der clevere David (Jeff Goldblum) ein Signal entschlüsselt, das über die Erden-Satelliten versandt wird. Es ist ein Countdown! Als dieser endet, beginnt der Angriff, dem die Menschheit nichts entgegenzusetzen hat. Doch der Präsident (Bill Pullman) ist nicht bereit aufzugeben. Der Gegenangriff wird geplant.

Die neuen Minuten tun nichts zur Sache. Sie verändern den Film nicht, weder im Großen, noch im Kleinen. Ob man Kino- oder Langfassung bevorzugt, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Davon abgesehen wirkt der Film auch 20 Jahre nach seiner Entstehung noch. Natürlich sind die Defizite nach wie vor spürbar. Die Geschichte ist einfach gestrickt und die Charaktere sind simpel geformt. Beides erfüllt eine Funktion als Katalysator für gigantische Action und eine Zerstörungsorgie, wie man sie damals in dieser Form noch nicht gesehen hatte. In erster Linie ist Independence Day ein Spektakel – auch heute noch, denn schlecht gealtert ist dieses Werk wahrlich nicht.

Natürlich schreit der Film nach der großen Leinwand. Nur dort stellt sich Gänsehautgefühl ein, wenn die riesigen Schiffe über den Städten auftauchen – eine Einstellung, die dreist von der Serie V – Die außerirdischen Besucher kommen übernommen wurde, aber deswegen nicht weniger beeindruckend ist. Doch auch im Heimkino funktioniert der Invasionsfilm, der sich so wohltuend von anderen Genre-Vertretern abhebt. Denn Emmerich verfolgte von Anfang an einen anderen Ansatz und blieb diesem auch treu: Er wollte nicht, dass die Außerirdischen im Heimlichen agieren, sondern dass sie mit ihrer überlegenen Technologie einen großen, imposanten Auftritt haben.

Dabei spielt der Regisseur gekonnt mit der Spannung, die ein solches Ereignis weltweit erzeugen würde. Anhand sympathischer Figuren wird es dem Zuschauer leicht gemacht, sich in die Situation einzufinden – und dann vom Bombast mitgerissen zu werden. Die Lösung mag etwas einfach anmuten, ist aber tatsächlich auch nur eine Variation von Kampf der Welten und darum eigentlich sehr stimmig. Allerdings kommt der Sieg am Ende doch etwas abrupt. Schon damals hätte man sich ein Sequel gewünscht, 20 Jahre später wird man nun erfahren, wie sich die Welt weiterentwickelt und auf einen erneuten außerirdischen Angriff vorbereitet hat. Zur Einstimmung darauf ist eine erneute Sichtung in HD genau richtig. So gut wie hier hat Independence Day noch nie ausgesehen.
 

Independence Day (1996)

Als die Kamera über New York schwenkt und eine verheerte Freiheitsstatue zu sehen ist, standen einige Kinobesucher in den USA auf und schrien lauthals: „Niemals!“ Derartige Gefühlsausbrüche gab es hierzulande nicht, 1996 entwickelte sich Roland Emmerichs Science-Fiction-Epos „Independence Day“ aber auch in Deutschland zum Hit. Pünktlich zum Kinostart des Sequels erscheint nun erstmals die neun Minuten längere Special Edition in HD.

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Meinungen

Martin Zopick · 06.09.2020

Die Welt wird vom amerikanischen Präsidenten (Bill Pullman), einem Piloten (Will Smith) und einem Computerfachmann (Jeff Goldblum) gerettet. In wunderschönen Farben wird das überdimensionale Raumschiff (mehrere 100 km groß) der Außerirdischen in Flammen aufgehen. Die sonderbaren Wesen sind eine Mischung aus Oktopus und Alien.
Zuvor mussten im Drehbuch noch einige Charaktere aufgebaut werden, die sich dann in der Katastrophe verhalten können: dazu gehören die Präsidentengattin (Mary McDonnell, die zu Beginn ihrer Karriere mal Mit dem Wolf tanzte) und ihre kleine Tochter, dann die Ehefrau von Will Smith, Jeff Goldblums Vater (Judd Hirsch), der für die Komik zuständig ist und viele Militärs und Berater. Von den Nebendarstellern übertrifft alle der ehemalige Pilot und Alkoholiker Russell Casse (Randy Quaid). Sie alle bringen einen kleinen Tupfer Farbe ins Bild.
Manche Details sind für den europäischen Geschmack weniger passend, wie die in die Endphase eingestreute Blitztrauung. Die Lösung kommt wie ein Computerspiel daher mit PC-Virus und dem ganzen Zauber und der Patriotismus deckt alles zu. Die Amis sind halt die Größten und die Gigantomanie feiert wieder einmal fröhliche Urstätt. (vgl. jetziger Präsident). Wer’s mag!? Es gibt nur wenige Gags, die man an einer Hand abzählen kann. Es gibt halt in diesem Katastrophenfilm nichts zu lachen, aber auch keine Spannung.