Zenabel - Gräfin der Lust

Eine Filmkritik von Stefan Dabrock

Kleidung, nein Danke!

Ruggero Deodato, dessen bekannteste Regiearbeit sicher der umstrittene Kannibalenfilm Cannibal Holocaust (Italien 1980) ist, hat am Beginn seiner Karriere einige Komödien gedreht, zu denen auch die Softsex-Groteske Zenabel – Gräfin der Lust gehört.
Als Inspiration für den Reigen diente die italienische Comicfigur Isabella, die in weit über hundert erotischen Abenteuern mit Fechtkunst und Körpereinsatz für ihre Sache kämpfte. Bei Deodato heißt sie Zenabel (Lucretia Love). Im 17. Jahrhundert erfährt die Schöne von ihrem scheinbar sterbenden Vater, dass sie in Wirklichkeit auf dem fürstlichen Thron sitzen müsste. Denn sie ist die Tochter des ehemaligen Herrschers, der einer Intrige zum Opfer fiel. Deswegen wuchs sie in einer Pflegefamilie auf. Zenabel fackelt nicht lange und scharrt eine Truppe Frauen um sich, die es den Männern zeigen will. Ihr Ziel ist der Sturz des unrechtmäßigen Fürsten Don Alfonso (John Ireland). Zenabel will das anstehende Jungfrauenfest nutzen, um in die Nähe des schändlichen Don Alfonso zu kommen. Bei ihrem Plan wird sie durch eine Rebellentruppe unterstützt, deren Anführer Gennaro (Mauro Parenti) ebenfalls gegen den Fürsten kämpft.

Die stärkste Szene des Films ist leider der Anfang. In Zeitlupe wird gezeigt, wie eine Gruppe Frauen an einem munter plätschernden Fluss ihre Kleidung ablegt, um nackt zu baden. Während die Kamera die ausgelassene Idylle mit einer schwelgerisch-langsamen Bewegung idealisiert und die Frauen unschuldig-fröhlich erscheinen, taucht eine Kuh im Bildausschnitt auf, die mit prallem Euter bewegungslos am Flusslauf steht. Das hat satirische Qualitäten, die unabhängig von der eigentlichen Intention Größe ausstrahlen. Der voyeuristische Blick auf die Frauen, die sich unbeobachtet wähnen, wird dank der absurden Stilisierung auf groteske Weise entlarvt. Passenderweise präsentiert Deodato dann auch eine Bande männlicher Spanner zwischen den Büschen, die stellvertretend für den Zuschauer eingefangen werden. Die Frauen schleppen die unliebsamen Beobachter ins Dorf, wo sie sich Hohn, Spott und körperliche Züchtigung gefallen lassen müssen.

Danach fällt Deodato in die Routine eines Filmemachers zurück, der sein inszenatorisches Pulver verschossen hat. Gepflegte Softsexszenen wechseln sich mit Klamauk und Anflügen des Abenteuerkinos ab. Dabei fällt auch das geringe Budget auf. Denn Deodato setzt vor allem auf den Schauwert der alten Gemäuer, die als Drehorte zur Verfügung standen. Wichtige Handlungsteile, deren Verfilmung etwas aufwendiger gewesen wäre, lässt er weg. Bei einem Einbruch in die Burg des Fürsten sieht man, wie eine Gruppe um Zenabel bis zu einer Tür auf der Mauer vordringt. Die Einbrecher gehen hinein, dann folgt ein Schnitt und sie kommen mit der Beute wieder heraus. Das ist kostengünstig und spannungsarm gemacht. So kann der Abenteuerteil nicht überzeugen. Die Softsexszenen, bei denen der weibliche Körper ohne die Absurdität des Anfangs ausgestellt wird, hängen dadurch in der Luft.

Für die DVD-Veröffentlichung konnte auf eine deutsche Kopie zurückgegriffen werden, die recht gut erhalten war. Abnutzungserscheinungen sind zwar sichtbar, sie halten sich aber in Grenzen. Die Schärfe ist meistens ganz anständig, einzelne Szenen fallen raus. Die Farben sind etwas ausgebleicht.

Die Dialoge des DD 2.0-Mono-Tons lassen sich gut verstehen. Nennenswerte Verzerrungen gibt es nicht. Auch die Musik kommt auf ordentliche Weise zur Geltung.

Zenabel - Gräfin der Lust

Ruggero Deodato, dessen bekannteste Regiearbeit sicher der umstrittene Kannibalenfilm „Cannibal Holocaust“ (Italien 1980) ist, hat am Beginn seiner Karriere einige Komödien gedreht, zu denen auch die Softsex-Groteske „Zenabel – Gräfin der Lust“ gehört. Als Inspiration für den Reigen diente die italienische Comicfigur Isabella, die in weit über hundert erotischen Abenteuern mit Fechtkunst und Körpereinsatz für ihre Sache kämpfte.
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