Young Adult (2011)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Zu schön, um wahr zu sein

Mavis Gary (Charlize Theron) war die Prom Queen der Highschool in ihrer kleinen Heimatstadt in Minnesota. Die Jahre als das begehrteste Mädchen der Schule waren die glücklichsten in ihrem mittlerweile 37-jährigen Leben. Das wird der Autorin einer Jugendbuchreihe für die weibliche Zielgruppe schlagartig bewusst, als sie einsam und verkatert in ihrer Hochhauswohnung in Minneapolis ihre Mails checkt. Denn darin erblickt sie das Foto eines neugeborenen Babys, dessen stolzer Vater Buddy Slade (Patrick Wilson) ist, ihre große Jugendliebe aus der Schulzeit. Mavis packt ihren vernachlässigten Hund ins Auto und fährt nach Mercury, um Buddy aus seinem Familiengefängnis zu befreien und mit ihm an die glorreichen Tage anzuknüpfen.

Regisseur Jason Reitman (Up in the Air) hat erneut ein Drehbuch seiner Juno-Autorin Diablo Cody verfilmt. Young Adult bürstet den Mainstream in mehrfacher Hinsicht gegen den Strich: Die Hauptfigur ist eine rücksichtslose Frau, sie begegnet der wahren Liebe nicht auf Umwegen und sie empfindet keine Reue über ihre Fehler. Mavis trägt immer noch das angewiderte Augenrollen und Stöhnen eines Teenagers zur Schau, wenn es um ihre Wurzeln geht. Insofern deutet der Filmtitel auf ihr Eingeklemmtsein zwischen jugendlich und erwachsen hin, auch wenn er die Leserschaft ihrer Bücher meint. Mavis will von den Bewohnern von Mercury, speziell Buddy, bewundert werden als mondän, erfolgreich und frei, aber je nervöser sie wird, weil Buddy durchaus glücklich verheiratet ist, desto mehr kippen ihre Auftritte ins Lächerliche.

Die Komödie kostet den schnellen Wechsel der zwei Gesichter von Mavis – attraktiv oder grotesk — genüsslich aus. Stellenweise lässt die auf ihre erotische Wirkung vertrauende Frau, wenn sie sich an den mit dem Baby beschäftigten Buddy ranschmeißt, gar eine Entwicklung zur Filmfigur der psychopathischen Stalkerin befürchten. Aber hier gerät ihr Verhalten vielmehr in einen satirischen Dialog mit den sozialen Filtern und Regeln, auch denen, die man in Filmen erwartet. Mavis trägt die gehässigen oder abfälligen Gedanken offen zur Schau, die die meisten Menschen, wenn sie sie ebenfalls hegen, tunlichst vor anderen verbergen. Das führt zu befremdlichen Szenen mit einem lustigen, entlarvenden Kern, zum Beispiel als Mavis auf der Straße von ihrer überraschten Mutter angehalten wird, die über den Besuch der Tochter in Mercury nicht informiert war.

Charlize Theron spielt die ehemalige Highschool-Königin so natürlich glaubhaft, dass ihr gleichzeitig als Mensch Verständnis entgegengebracht werden kann. Wenn Mavis von ihren Besuchen bei Buddy oder den Eltern so richtig deprimiert ist, flüchtet sie sich zu ihrem ehemaligen Schulkameraden Matt (Patton Oswalt), um sich mit seinem Bourbon volllaufen zu lassen. Matt ist ein halber Krüppel, denn er wurde während der Highschool als vermeintlich Schwuler brutal zusammengeschlagen. Er ist zynisch genug, um mit Mavis auf Augenhöhe sprechen zu können und nennt sie einen Fall für den Therapeuten. Aber er gewährt ihr Zuflucht, denn als ihr früherer heimlicher Verehrer mag er sie immer noch.

Je bitterer Mavis‘ Kollision mit der Wirklichkeit wird, desto vergnüglicher und verblüffender gerät sie dank Reitman und Cody. Am Ende einer Geschichte geht die Hauptfigur normalerweise zuversichtlich in die Zukunft. Das beherzigt Mavis auch für das Jugendbuch, an dem sie schreibt. Mangels Erfolg ist jedoch geplant, die Serie mit ihm einzustellen.
 

Young Adult (2011)

Mavis Gary (Charlize Theron) war die Prom Queen der Highschool in ihrer kleinen Heimatstadt in Minnesota. Die Jahre als das begehrteste Mädchen der Schule waren die glücklichsten in ihrem mittlerweile 37-jährigen Leben. Das wird der Autorin einer Jugendbuchreihe für die weibliche Zielgruppe schlagartig bewusst, als sie einsam und verkatert in ihrer Hochhauswohnung in Minneapolis ihre Mails checkt.

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