Yes/No: You Lie You Die

Eine Filmkritik von Martin Beck

Yes!

Mal wieder Aufwachen-im-Verließ-und-sich-an-nichts-erinnern. Seit Saw und Cube ist aus dieser Ausgangsidee ein eigenes kleines Genre enstanden, das nun mit Yes/No: You Lie You Die einen weiteren Vertreter erhält. Der allerdings weniger auf physische denn vielmehr psychische Schmerzen setzt, ganz so wie z.B. Exam oder Shadowplay. Wann „brechen“ die Personen im Verließ und warum sind sie überhaupt hier?
Im Falle von Yes/No: You Lie You Die wäre das ein junges Paar, Kate (Ellen Hollman) und Jack (John Brotherton), die kurz vor der geplanten Hochzeit in zwei voneinander getrennten Betonbunkern erwachen. Frei nach dem Motto „Liebe ist Wahrheit“ müssen sie nun Fragen zu ihrem Partner beantworten und bekommen dazu entlarvende Filme zu sehen – nach denen sie dann zwischen dem „Ja“- und dem „Nein“-Knopf wählen müssen. Gefolgt von einer Belohnung oder Bestrafung.

Filme wie Yes/No: You Lie You Die entscheiden sich über ihre Protagonisten und das Finale. Man ist die ganze Zeit bei den Personen, hinter ihnen ragen karge Wände empor und nach und nach kommt man „zusammen“ der Lösung näher. Die dann einfach zünden muss, denn ansonsten ist der ganze Aufwand zuvor sinnloses Ankitzeln. Das halt durch nichts anderes, wie z.B. elegisch schweifende Panoramabilder, weitere Schauspieler oder schnittige Verfolgungsjagden, abgemildert werden kann.

Regisseur Enrico Clerico Nasino löst diese Hürden relativ gut, wobei das mit den Schauspielern besser gelingt als das mit dem Ende – das einfach die aufgebaute Erwartung nicht adäquat markerschütternd erfüllen kann. Die beiden Hauptakteure dagegen passen gut in ihre Rollen, machen beide eine drastische Entwicklung durch und werden auch immer wieder durch die an die Wände projizierten Filme „entlastet“ – inklusive einer Auflockerung der klaustrophobischen Eintönigkeit.

Die trotzdem mit der Zeit einsetzt, weil das Setting einfach sehr begrenzt bleibt und sich in dem Frage-Antwort-Spiel etwas Repetition einschleicht. Was natürlich Absicht ist, aber eben auch an dem Zuschauer nicht spurlos vorbeigeht, der ja quasi direkt bei den Protagonisten ist und ebenso die ganze Macht der Orwellschen Überwachungsspirale zu spüren bekommt. Yes/No: You Lie You Die wird mit fortschreitender Laufzeit zunehmend wilder, hektischer. Die Liebe der Charaktere erfährt immer neue Proben, die sie immer verzweifelter werden lässt.

Wie würde man sich selbst in dieser Situation verhalten? Die direkte Bindung zum Zuschauer ermöglicht gespanntes Mitfiebern, das kaum Ausbrüche durch SAW-mäßige Splatterszenen verkraften muss und lediglich ein paar unlogische Dämpfer kassiert – weil die Versuchsanordnungen schon ziemlich abstrus werden können, die Filme ab und an die Frage nach ihrer Entstehung aufwerfen und der anfängliche Anschub etwas zu lange dauert. Was aber alles nur begrenzt ins Gewicht fällt. Denn der grundsätzliche Draht zum Geschehen bleibt immer bestehen.

Yes/No: You Lie You Die bekommt mehr „yes“ als „no“. Es bleibt eine Kunst, kahle Betonwände so mit Leben auszufüllen, dass man über 90 Minuten keine Foltermaschinen und abgerissenen Gliedmaßen vermisst.

Yes/No: You Lie You Die

Mal wieder Aufwachen-im-Verließ-und-sich-an-nichts-erinnern. Seit „Saw“ und „Cube“ ist aus dieser Ausgangsidee ein eigenes kleines Genre enstanden, das nun mit „Yes/No: You Lie You Die“ einen weiteren Vertreter erhält. Der allerdings weniger auf physische denn vielmehr psychische Schmerzen setzt, ganz so wie z.B. „Exam“ oder „Shadowplay“. Wann „brechen“ die Personen im Verließ und warum sind sie überhaupt hier?
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