Yatterman (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Immer wieder samstags

Irgendwo zwischen Hinterhof- und Programmkino oszillieren die Filme des japanischen Irrwischs Takashi Miike. Dessen Publikum kann sich nur einer Sache sicher sein: Dass es sich nie sicher sein kann, was der Regisseur dieses Mal bereithält. Das gilt auch für Yatterman, der erstmals auf Blu-ray vorliegt und für Miikes Verhältnisse recht züchtig daherkommt.
Sein Output ließe selbst Rainer Werner Fassbinder erblassen – zumindest, was die Menge an Regiearbeiten angeht. Seit 1991 macht der Japaner Takashi Miike Filme, zunächst direkt für den Videomarkt, später auch fürs Fernsehen und für die große Leinwand. Auf 86 Spielfilme und einige Episoden von TV-Serien hat er es seither gebracht – Tendenz steigend. Im Gegensatz zu Fassbinder zeichnete Miike allerdings nur dreimal fürs Drehbuch verantwortlich. Als Autorenfilmer sehen ihn dennoch viele, da er seinen Werken eine ganz eigene Handschrift aus (abstrusem) Sex und häufig völlig überzeichneter Gewalt verleiht. Dass er auch anders kann, zeigt er in Yatterman.

Überhaupt ist in Japan – gemessen am westlichen Geschmack – alles etwas anders. Die USA haben Superman, Batman oder Spider-Man, die Japaner haben Yatterman. Und in dessen Paralleluniversum ist nicht nur alles ein bisschen bonbonbunter, der Superheld besteht auch gleich aus zwei Personen unterschiedlichen Geschlechts: Yatterman 1 (Shō Sakurai) und Yatterman 2 (Saki Fukuda). Da im fernen Osten selbstredend alles seine Ordnung haben muss, treffen Yatterman 1 und 2 nach einem strengen Zeitplan auf ihre Gegner. Jeden Samstag um 18.30 Uhr „kämpfen sie gegen die Grenzdebilen des Teufels“, wie der Erzähler der Geschichte wissen lässt. In diesem Fall sind das Lady Doronjo (Kyōko Fukada) und ihre zwei unbeholfenen Gehilfen Boyacky (Katsuhisa Namase) und Tonzra (Kendō Kobayashi). Mit irrwitzigen Robotern begeben sich beide Seiten auf die Jagd nach den vier Schädelsteinen, die seinem Besitzer alle Träume erfüllen.

Yatterman beruht auf der gleichnamigen Anime-Serie, die von 1977 bis 1979 mit großem Erfolg im japanischen TV lief und deren Remake von 2008 bis 2009 über die Fernsehschirme flimmerte. Das Bonusmaterial der Blu-ray macht schnell deutlich, mit welch großem Respekt vor der Vorlage Schauspieler und Crew an die Realverfilmung herangegangen sind. Regisseur Takashi Miike war es besonders wichtig, sowohl alte, mittlerweile erwachsene Fans als auch das neue, jüngere Publikum nicht zu enttäuschen. Dies erklärt den für Miikes Verhältnisse geradezu harmlosen Einsatz von Gewalt – immerhin handelt es sich bei der Vorlage um eine Kinderserie. Einige sexuelle Anzüglichkeiten konnte sich der Regisseur bei Yatterman dennoch nicht verkneifen. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Auch beim Drehbuch bleibt die Realverfilmung nah am Original, übernimmt deren episodisch abgeschlossene Struktur und dehnt sie auf Spielfilmlänge. Anstatt eine fortlaufende Geschichte über knapp zwei Stunden zu entwickeln, präsentiert Yatterman dem Zuschauer die Abfolge des Immergleichen: Kampf, Restitution nach der Niederlage, Wiederaufnahme des Kampfes an neuen Schauplätzen mit neuen technischen Mitteln.

Manch wohlwollende Rezension hat an dieser der Vorlage geschuldeten Redundanz eine Kritik an der Konsumgesellschaft und an den Mechanismen seriellen Erzählens abgelesen. Weniger bedeutungsschwanger, aber nicht minder wohlwollend könnte man in Yatterman auch schlicht den Versuch sehen, der Vorlage und den Fans des Originals gerecht zu werden – ohne doppelten Boden und Metaebene. Für eingefleischte Miike-Liebhaber ist die in jeder Hinsicht überdrehte Superhelden-Version vermutlich nur schwer zu ertragen, mit Sicherheit aber: erneut eine Überraschung.

Yatterman (Blu-ray)

Irgendwo zwischen Hinterhof- und Programmkino oszillieren die Filme des japanischen Irrwischs Takashi Miike. Dessen Publikum kann sich nur einer Sache sicher sein: Dass es sich nie sicher sein kann, was der Regisseur dieses Mal bereithält. Das gilt auch für „Yatterman“, der erstmals auf Blu-ray vorliegt und für Miikes Verhältnisse recht züchtig daherkommt.
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