Yasukuni

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Berlinale 2008: Forum

Stark vertreten ist im diesjährigen Forum auch das Filmland Japan. Ein Regiedebüt ist Asyl / Park and Love Hotel von Kumasaka Izuru, der auf dem Dach eines Tokioter Stundenhotels eine eigenartige Oase in der Großstadt entdeckt. Einander kreativ eng verbunden sind die Regisseure Hirosue Hiromasa und Takahashi Izumi, die sich in Higurashi respektive Musunde-hiraite auf ebenso sensible wie subtile Weise dysfunktionalen Liebes- und Familienbeziehungen widmen.
Dem Altmeister Wakamatsu Koji ist anlässlich der internationalen Premiere seines dreistündigen Spielfilms United Red Army über die gleichnamige japanische Terrorgruppe ein Tribut von drei historischen „Pinku eiga“ gewidmet.

Auch der 44-jährige in Tokio lebende chinesische Filmemacher Yi Ling, der bisher mit all seinen Filmen im Forum vertreten war, steht mit seiner neuen Dokumentation Yasukini im Programm. 2007 wurde Mona Lisa und 2003 Aji / Dream Cuisine von ihm gezeigt. Mit Yasukini widmet er sich der wohl bedeutendsten Gedenkstätte Japans, die in den letzten Jahren zur Pilgerstätte eines erstarkenden japanischen Nationalismus, aber auch zum Ort des Protests dagegen geworden ist.

Der 1869 errichtete Yasukini-Schrein ist der zentrale Ort der Erinnerung an die Kriege in Japan, Korea, China und Taiwan. Im zweiten Weltkrieg wurde er zum religiösen Mittelpunkt des Militarismus. Japans Nationalisten gilt er heute noch als heilig. Es gibt aber auch viele Gegner der Opfer- und Gedenkstätte, weil dort auch den Seelen von Kriegsverbrechern gedacht wird. Das Thema wird sehr kontrovers diskutiert mit Relevanz weit über die japanische Grenze hinaus. Yi Ling versucht den verschiedenen Sichtweisen gerecht zu werden.

Zu seinem Film, an dem er zehn Jahre gearbeitet hat und der auf dem Sundance Filmfestival uraufgeführt wurde, sagt Yi Ling: „Der Yasukuni-Schrein hat große Bedeutung für die Japaner, die dort ihre Kriegstoten verehren. Dort bekam ich Einblick in Leben und Tod, Erinnern und Vergessen – und die Masken des Krieges. In dieser Welt sind die Kriege nie zu Ende gegangen. Mein Dokumentarfilm konstruiert eine Spur der Erinnerung an diese Kriege.“

Man lernt viel in Yasukuni – nicht nur über den Schrein an sich, sondern auch über die japanische Kultur, über Patriotismus und Euphorie. Es sind 123 Minuten, die einen ausgewogenen Einblick in ein brisantes Thema geben. Yi Ling benutzt dafür auch Ausschnitte aus Kriegsfilmen, um japanische Zuschauer mit ihren Erinnerungen zu konfrontieren. Eine gewisse Ironie steckt in der Szene, in der japanische Verehrer des Schreins einen Demonstranten schlugen, den sie fälschlicherweise für einen Chinesen hielten, jedoch Li Ying selbst der einzige Chinese vor Ort war.

Yasukuni

Stark vertreten ist im diesjährigen Forum auch das Filmland Japan.
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