Wolf Creek

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Terror australia

Nach der Teeniehorrorwelle der frühen 1990er mit Franchising-Filmen wie Scream, Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast, Düstere Legenden und wie sie alle heißen, war das Genre kurzzeitig am Boden. Doch seit zwei, drei Jahren brodelt es wieder. Blutiger, als zuvor. Der Terrorfilm regiert!
Diverse Remakes von 1970er Jahre Klassikern (The Hills have Eyes, Texas Chainsaw Massacre) gehen derzeit mit neuem Stoff der Marke The Descent, Saw oder Hostel einher. Das Publikum freut es, die Kritiker meistens weniger, sind viele der Filme doch nur auf pure Gewaltexzesse und Ekel ausgelegt. Wolf Creek macht da eine rühmliche Ausnahme. Auch hier gibt es zwar keine übermäßig originelle Story, doch Regisseur Greg McLean nimmt sich erstaunlich viel Zeit, um den Zuschauer mit seinen Hauptdarstellern bekannt zu machen. Doch dann ist Polen offen und unsere Helden müssen um ihr Leben kämpfen.

Liz (Cassandra Magrath) und Kristy (Kestie Morassi) aus England, sind mit ihrem Australischen Kumpel Ben (Nathan Phillips) auf einem Zelt-Trip durch die Weiten Australiens. Die Stimmung ist bestens, man versteht sich blendend und die blöde Anmache einiger Trucker in einer Bar trübt nur kurzzeitig die Stimmung. Weiter geht es zum Meteoridenkrater Wolf Creek, der eine einsame Touristenattraktion mitten im Nirgendwo ist. Tatsächlich kommen sich Ben und Liz, zwischen denen es schon eine Weile mit Gesten und Blicken knistert, am Krater des Wolf Creek näher. Selten wurde ein erster Kuss sensibler und schöner inszeniert – und gespielt. Doch als die Drei wieder weiterfahren wollen, streikt die Kiste. Da es zu regnen anfängt, beschließen die Freunde im Auto zu schlafen und am nächsten Tag Hilfe zu suchen. Diese taucht unvermittelt mitten in der Nacht in Form des Jägers und Crocolile Dundee-Verschnitts Mick (John Jarratt) auf. Der bietet freundlich seine Hilfe an, erzählt später am Lagerfeuer Anekdoten aus seinem Leben und sorgt bei den Freunden für ein wirklich, wirklich böses Erwachen…

Hier beginnt nun ein Alptraum, der in der vorliegenden 16er Fassung leider arg zerschnippelt wurde. Ungefähr so, wie Kristys Gesicht im Laufe der weiteren Handlung. Manchmal muss man schon sehr aufpassen, um sich zusammenreimen zu können, was denn nun mit dieser oder jener Person passiert ist. Lebt sie noch? Wurde sie von Mick doch noch erwischt? Doch Wolf Creek ist nicht so einfach kaputt zu machen. Die sich langsam aufbauende Spannung hält bis zum Schluss, die Darsteller von Liz, Kristy und Ben sind nicht nach Model-Richtlinien gecastet und das Wichtigste: Sie können spielen! Ja wirklich. Und das ist in diesem Genre kein Normalzustand. Auch überzeugt Vorzeigesadist Mick, der vom freundlichen Kauz überzeugend zum kaltblütigen Monster umschalten kann, auf ganzer Linie. Leider erweist sich das Ende seltsam unbefriedigend, obwohl es plausibel und logisch erscheint. Hier wäre mehr ähem; mehr gewesen.

Gutes Bild und Ton sind vorhanden, Herzstück des Bonusmaterials ist ein Making of, dass zwar informativ und recht persönlich ausfällt, jedoch nicht um die gegenseitige Lobhudelei herumkommt. („Sie ist perfekt.“ – „Er ist ein Genie.“). Es sei noch einmal erwähnt: Die Zielgruppe sollte sich, wenn möglich, die ungeschnittene Fassung von Wolf Creek zulegen. Der Rezensent wird es ebenfalls tun.

Wolf Creek

Nach der Teeniehorrorwelle der frühen 1990er mit Franchising-Filmen wie Scream, Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast, Düstere Legenden und wie sie alle heißen, war das Genre kurzzeitig am Boden.
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