Log Line

Javier Fesser Film „Wir sind Champions“ war in Spanien ein großer Kassenerfolg. Die muntere Komödie um eine Basketballmannschaft von geistig behinderten Menschen greift ein wichtiges Thema auf, trifft dabei aber nicht immer den richtigen Ton.

Wir sind Champions (2018)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Die Kunst der genauen Pässe und treffsicheren Pointen

Vielleicht wäre Marco (Javier Gutiérrez) ja selbst ein ganz guter Basketballspieler geworden, doch seine Körpergröße von gerade mal 1,60 Meter hat ihm diesbezüglich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und so hat er es „nur“ zum Co-Trainer eines Profiteams gebracht – zu wenig für einen Mann mit seinen Ansprüchen. Und so ist Marco zu einem ziemlichen Ekel geworden, der seine allgemeine Unzufriedenheit so sehr auf die Spitze treibt, dass ihn zuerst sein Verein und dann seine Frau Sonia (Athena Mata) rausschmeißt.

Dann wird Marco von der Polizei geschnappt, als er sturzbetrunken Auto fährt und natürlich einen (absichtlichen) Unfall mit einem Polizeifahrzeug baut. Das Chaos scheint perfekt. Doch es kommt noch schlimmer: Um einer Haftstrafe von 2 Jahren zu entgehen, bleibt ihm keine andere Wahl, als wie von der Richterin verhängt, eine Basketballmannschaft innerhalb von 3 Monaten wieder auf Vordermann zu bringen. Die heißt „Amigos“ und besteht ausschließlich aus geistig behinderten Menschen.

Klar, dass Marco darauf zunächst überhaupt keine Lust hast, doch alle Versuche, sich irgendwie um die Strafe zu rücken, werden von der resoluten Richterin rasch unterbunden und der renitente Trainer wird in seine Schranken verwiesen. So ergibt er sich schweren Herzens seiner Mammutaufgabe, denn das Team, das er betreut, zeigt nicht einen Funken Spielfreude oder -idee. Und so fliegen die Bälle vogelwild übers Feld und landen überall, nur nicht im gegnerischen Korb. Bis dann eines Tages doch der Knoten platzt …

Der Filmemacher Javier Fesser ist in Spanien wahrlich kein Unbekannter – und auch außerhalb seiner Heimat konnte der Regisseur bislang vor allem mit zwei exzellenten Werken auf sich aufmerksam machen: Mit seinem Film Camino über religiösen Wahn und die vermeintlichen Visionen eines jungen Mädchens und dem atemberaubenden Schwarz-Weiß-Stummfilm Blancanieves, der die Geschichte von Schneewittchen ins Spanien der 1930er Jahre und in die Szene der Toreros verlegt, waren echte Perlen der Filmkunst, die es auch heute noch wieder zu entdecken gilt. In der Gesellschaft dieser Vorbilder nimmt sich Fessers neues Werk, das in Spanien mittlerweile zum Kassenerfolg avancierte, beinahe wie ein Fremdkörper aus. Wir sind Champions ist mit Sicherheit Fessers größte Annäherung an das Mainstream-Kino und erinnert an die Erfolgsformeln vor allem französischer Arthouse-Komödien, ohne diese stumpf zu wiederholen. 

Dabei schießt der Film durchaus manchmal über das Ziel hinaus. Es sitzt beileibe nicht jeder Gag. Besonders bei der Einführung der Chaostruppe hat man das Gefühl, dass das Drehbuch und der Regisseur sich erst langsam an die Situation herantasten müssen. Für den ersten echten Lacher sorgt dann Marcos Mutter, die das Bekenntnis ihres Sohnes, er arbeite nun mit Intellektuell Behinderten, mit der ungläubigen Gegenfrage „Schriftsteller in Rollstühlen?“ kontert. Allerdings sitzt nicht jede der folgenden Pointen so gut wie dieser Dialog. 

Und so überzeugt Wir sind Champions dann letzten Endes auch mehr als warmherziges Drama über Inklusion mit zu erwartender, aber deshalb nicht minder wichtiger Botschaft denn als Komödie mit einem Feuerwerk von spritzigen Dialogen und reichlich Situationskomik.

Wir sind Champions (2018)

Marcos ist der zweite Trainer eines Teams von Profi-Basketballern. Doch nach einem Streit mit dem ersten Trainer und einem Autounfall wird er dazu verurteilt, Sozialstunden abzuleisten. Genauer: Der erfolgsverwöhnte Coach soll in dieser Zeit ein Team von Basketballern mit geistiger Beeinträchtigung trainieren. Und nach anfänglichem Widerstand profitiert nicht nur das Team von Marcos, sondern auch er von ihnen und ihren Eigenheiten.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen