Wer zuerst kommt, kriegt die Braut (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein Klassiker mit krassem Kultstatus

Es ist schlichtweg unvermeidlich, dass diese beiden Cliquen, die per InterRail in Europa unterwegs sind, aufeinandertreffen und eine fröhlich-feine Zeit miteinander verbringen werden: Der gerade durchs Examen gerasselte Raj Malhotra (Shah Rukh Khan) reist mit seinen Freunden Roby (Arjun Sablok) und Rocky (Karan Johar), während die sonst wohlbehütete Simran Singh (Kajol) zum ersten Mal allein mit drei Freundinnen losziehen darf, bevor sie sich auf Wunsch ihres stark in Traditionen verhafteten Vaters Chaudhry (Amrish Puri) mit dem in Indien lebenden Kuljeet (Parmeet Sethi) vermählen soll. Zwar ist Simran ebenso wie Raj in Großbritannien aufgewachsen, doch ihre Zukunft soll sie im Rahmen der familiären Planung in Indien an der Seite ihres für sie ausgewählten Ehemannes verbringen.
Am Bahnhof in London, wo die Reise in Richtung Paris beginnt, ereignet sich jene Szene aus Wer zuerst kommt, kriegt die Braut, die in Sachen Bollywood reichlich zitiert und in Chennai Express (2013) von Rohit Shetty schließlich höchst amüsant persifliert wird: Hätte Raj selbst bereits beinahe den Zug verpasst, spurtet Simran auf den allerletzten Drücker auf den Bahnsteig und lässt sich von Raj gerade noch in ein Großraumabteil hieven. Diese symbolträchtige Situation wird am Schluss des Films erneut aufgegriffen und bildet den haptischen Auftakt einer Begegnung, die nach einigen turbulenten, humorigen wie konfliktreichen Schleifen in eine tiefe emotionale Verbindung zwischen Simran und Raj mündet. Doch am Ende der Reise kehrt Raj zu seinem Vater Dharamvir (Anupam Kher) und Simran in ihr Elternhaus zurück, wobei beiden Familien nicht verborgen bleibt, dass ihre Sprösslinge unterwegs offensichtlich auf das Wesen ihrer Sehnsüchte gestoßen sind. Während Dharamvir Malhotra seinem Sohn rät, unbedingt sofort aufzubrechen, um die Dame seines Herzens zu erobern, schiebt Chaudhry Singh den Liebeskeimungen seiner Tochter gnadenlos einen Riegel vor, indem er für die gesamte Familie den Marschbefehl in die Heimat erlässt, um Simran dort rasch mit Kuljeet zu verheiraten.

Nun verlegt sich das Szenario der Geschichte nach Indien, wo die Vorbereitungen für die arrangierte Hochzeit auf Hochtouren anlaufen und ständig neue Gäste eintreffen. Bald findet sich auch Raj, der Simran vergeblich in London gesucht hat, inkognito in der ländlichen Region ein, inszeniert sich mit einem Trick als Lebensretter Kuljeets und wird so in dessen Familie eingeführt. Jetzt ein Gast der Hochzeit fährt Raj die Strategie des Best Boys für die bevorstehenden Feierlichkeiten, indem er sich kräftig in alle Aktivitäten einbringt und zum Liebling der Familien avanciert. Allein Simrans Vater steht ihm anfangs skeptisch gegenüber, meint er in ihm doch eine unliebsame Bekanntschaft aus London zu erkennen, doch mit seinen charmanten kleinen Finten bricht er auch diesen Widerstand, während er sich heimlich mit Simran trifft. Schließlich erscheint auch noch Rajs Vater, um seinen Sohn zu unterstützen, und nach einigen Missverständnissen und Verwicklungen entdeckt Familienoberhaupt Chaudhry – Amrish Puri zeigt sich zuvorderst mit seinem beißenden Blick in dieser Rolle als Meister der dramatischen Mimik – die wahre Identität von Raj, der nach einer gefühlvollen Entschuldigung das Landhaus verlässt. Am Bahnhof aber, wo er mit seinem Vater auf den Zug wartet, stellt ihn Kuljeet mit seinen Freunden, und seine Absichten sind eindeutig gewalttätig …

In Indien läuft Wer zuerst kommt, kriegt die Braut seit seinem Start im Oktober 1995 ununterbrochen im Maratha Mandir Kino in Mumbai und hält damit den Weltrekord cineastischer Laufzeiten, was in höchstem Maße von seiner ungeheuren Popularität mit krassem Kultstatus zeugt. Anlässlich der 1000. Spielwoche im Dezember 2014 trat das romantische Filmpaar Kajol und Shah Rukh Khan gemeinsam im indischen Fernsehen auf und zelebrierte dieses außergewöhnliche Jubiläum, zu dem unter dem Motto „1000 Weeks of Timeless Romance“ auch ein spezieller neuer Trailer veröffentlicht wurde. Mit seinem Debüt DDLJ, wie Fans den indischen Originaltitel gern abkürzen, zu dem er auch selbst das Drehbuch mitverfasste, hat sich der Filmemacher Aditya Chopra – Sohn des großen indischen Regisseurs Yash Chopra (1932-2012), dessen 1970 gegründete Produktionsfirma Yash Raj Films er nunmehr leitet – schlagartig als erfolgreicher Filmschaffender eingeführt, der allerdings überwiegend als Produzent tätig ist. Wer also einmal Mumbai bereist, sollte es sich unter keinen Umständen entgehen lassen, DDLJ im Maratha Mandir Kino im Original und in der originären Umgebung Bollywoods anzuschauen, um hautnah mitzuerleben, wie hier die Faszination für diese humorige Romanze auch beinahe zwanzig Jahre nach ihrem Erscheinen noch zelebriert wird.

Wer zuerst kommt, kriegt die Braut (Blu-ray)

Es ist schlichtweg unvermeidlich, dass diese beiden Cliquen, die per InterRail in Europa unterwegs sind, aufeinandertreffen und eine fröhlich-feine Zeit miteinander verbringen werden: Der gerade durchs Examen gerasselte Raj Malhotra (Shah Rukh Khan) reist mit seinen Freunden Roby (Arjun Sablok) und Rocky (Karan Johar), während die sonst wohlbehütete Simran Singh (Kajol) zum ersten Mal allein mit drei Freundinnen losziehen darf, bevor sie sich auf Wunsch ihres stark in Traditionen verhafteten Vaters Chaudhry (Amrish Puri) mit dem in Indien lebenden Kuljeet (Parmeet Sethi) vermählen soll.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen