Wenn der Richtige kommt

Das Kurpfälzer Dogma

Schon merkwürdig, welche filmische Entwicklung die Rhein-Neckar-Region genommen hat. Galt die Region um Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg vor einem Jahrzehnt noch als filmisches Niemandsland, so hat sich das spätestens seit den SWR-Tatorten mit Ulrike Folkerts und Dito Tsintsadzes Lost Killers geändert. Umso erfreulicher für die Region – in der ja auch kino-zeit.de beheimatet ist – dass sich diese Entwicklung mit Wenn der Richtige kommt nun kontinuierlich fortschreibt.

Die groß gewachsene Paula (Isolde Fischer) ist Putzfrau im Mannheimer Collini-Center – auch das übrigens ein filmischer Hotspot in der Quadratestadt, denn hier residiert das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg – und führt ein mehr oder weniger normales Leben mit Feudel und Kanari. Mit dem türkischen Wachmann Mustafa (Can Sengül) kommt Schwung in ihren versponnenen Alltag. ‚Das ist der Mann meines Herzens!‘, denkt sie — und verwechselt Höflichkeit mit Liebe. Als dann Mustafa eines Tages nicht mehr zur Arbeit kommt, geht sie ihn suchen und stürzt in das größte Abenteuer ihres Lebens. Vom Glauben an ein Wunder beseelt, folgt sie Mustafa in die türkische Millionenstadt Adana, obwohl sie weder Adresse noch Telefonnummer hat…

Ausgangspunkt der Zusammenarbeit zwischen Oliver Paulus und Stefan Hillebrand — beide Absolventen der Filmakademie Baden Württemberg — war die Idee, einen Spielfilm wie einen Dokumentarfilm zu drehen. Es gab weder ein Drehbuch noch einen vorgefertigten Handlungsstrang — Improvisation war das oberste Gebot! Die Darsteller wussten nie etwas über die Aufgaben und Absichten ihrer Spielpartner und lernten sich erst am Drehort kennen. Die Geschichte wurde aus dem Augenblick heraus entwickelt und orientierte sich immer an ihren Hauptfiguren. Keine einzige Szene wurde wiederholt, jede Planbarkeit für Kamera und Schauspieler ausgeschlossen. Bis auf die Hauptfiguren wurden alle weiteren Schauspieler sozusagen „auf der Strasse“ gecastet. Viele spielen sich selbst, z. B. an ihrem „wirklichen“ Arbeitsplatz. Auf diese Weise wirkt vieles zufällig und beiläufig, was dem Film eine große Authentizität und Unmittelbarkeit verleiht. Eine Art Kurpfälzer Dogma also, dass ähnlich wie in Dänemark den Rahmen der filmischen Möglichkeiten auszuweiten statt einzuengen erscheint und eine Nähe und Echtheit erzeugt, die man anderswo im Kino viel zu selten findet. Ein gelungenes, amüsantes und sehr charmantes Experiment, das hoffentlich nicht nur in Mannheim seine Zuschauer finden wird.

Wenn der Richtige kommt

Galt die Region um Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg vor einem Jahrzehnt noch als filmisches Niemandsland, so hat sich das spätestens seit den SWR-Tatorten mit Ulrike Folkerts und Dito Tsintsadzes Lost Killers geändert.

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Meinungen

wolfram grötzner · 15.02.2005

sehr schöner film!+!