Wechselzeiten - Auf dem Weg zum ersten Triathlon

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Den inneren Schweinehund überwinden

Die Selbstoptimierungswelle und das kompetitive Element des globalisierten Arbeitsmarktes und der durchökonomisierten Lebenswelt hat längst auch die Freizeit der Menschen erfasst. Mittlerweile gehört es fast schon zum guten Ton, einmal im Leben einen Marathon gelaufen zu sein. Und wer sich mal so richtig herausfordern will auf sportlichem Gebiet, der geht noch einen Schritt weiter und wählt einen Triathlon als ultimative Herausforderung – es muss ja nicht gleich der Iron Man auf Hawaii sein.
In Wechselzeiten folgt der Regisseur und Drehbuchautor Guido Weihermüller vier Frauen zwischen 30 und 53 Jahren, die sich mit Hilfe eines Trainers für Ungeübte auf den Hamburg Triathlon vorbereiten. Der ist zwar mit 500 Metern Schwimmdistanz, 20 Kilometern auf dem Rad und einem Lauf über 5000 Meter allenfalls eine Einstiegsdroge, stellt aber dennoch einige Herausforderungen an die ungeübten Triathlon-„Rookies“. Und so treffen sich Adolé, Cecilia, Kristina und Sarah beim Anfängerprogramm zur Vorbereitung auf den Triathlon in der Hansestadt und trainieren 12 Wochen lang auf den großen Tag hin, der dann natürlich den Abschluss des Filmes bildet.

Wechselzeiten ist nach einem einfachen Prinzip aufgebaut – der Film folgt den Vorbereitungen vierer Protagonistinnen vom Beginn chronologisch bis zu dem großen Tag, an dem sie sich bewähren müssen. Dabei geht es weniger um Bestzeiten und Höchstleistungen wie im Hochleistungssport, sondern – und das macht diesen Film so sympathisch – um all das, was wir auch aus dem alltäglichen Leben kennen: Ängste, Selbstzweifel, die überwunden werden müssen, der innere Schweinehund, der in einem Fall auf den Namen Dolores hört, aber auch kleine Teilerfolge und die Erkenntnis, dass man zwar nicht alles, aber doch zumindest vieles erreichen kann, wenn man nur will. En passant lernt man so die unterschiedlichen Frauen kennen, folgt ihnen in ihr privates Leben hinein, wobei das kein gesellschaftlicher Querschnitt ist, der sich hier darbietet, dazu sind die Frauen bei aller Unterschiedlichkeit einander zu ähnlich. Außergewöhnlich und zutiefst bewegend ist vor allem die Geschichte Sarahs, die am Anfang zu erkennen gibt, dass sie aufgrund eines Unfalls Angst vor dem Wasser habe. Später dann erfährt man, dass sie eine Überlebende der Tsunami-Katastrophe in Südostasien im Dezember 2004 war, die viele Hunderttausend Todesopfer forderte. Auch Cecilia, die aus Chile stammende alleinerziehende Mutter zweier Kinder, öffnet sich im Lauf der Gespräche der Kamera gegenüber, wodurch man ihr ein wenig näher kommt als den anderen Protagonistinnen.

Insgesamt ist Wechselzeiten – Auf dem Weg zum ersten Triathlon ein zwar durchaus sympathischer Film, dem allerdings das Konfliktpotenzial fehlt, um Zuschauer, die sich nicht für Triathlon als Breitensportart interessieren, über die gesamte Laufzeit zu fesseln. Einzig in dem tragischen Schicksal Sarahs und in einigen wenigen Momenten bei Cecilia schimmert so etwas wie eine universellere Perspektive durch, die auf ein größeres Interesse stoßen könnte.

Wechselzeiten - Auf dem Weg zum ersten Triathlon

Die Selbstoptimierungswelle und das kompetitive Element des globalisierten Arbeitsmarktes und der durchökonomisierten Lebenswelt hat längst auch die Freizeit der Menschen erfasst. Mittlerweile gehört es fast schon zum guten Ton, einmal im Leben einen Marathon gelaufen zu sein.
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Meinungen

Randall · 03.08.2014

Ein wunderbar anrührender Film- auch fesselnd für diejenigen, die mit dem Triathlon bisher nichts am Hut hatten, aber vielleicht in ihnrem Leben etwas ändern möchten..

Paulina Stoecker · 05.06.2014

Beste Sportdoku die ich je gesehen habe!