Was vom Tage übrig blieb

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Aufwändige Literaturverfilmung

Großbritannien in den fünfziger Jahren: Soeben ist der Herrensitz Darlington Hall des jüngst in Schande verstorbenen ehemaligen Besitzers Lord Darlington (James Fox) versteigert worden. Der neue Besitzer ist der amerikanische Millionär Stevens (Anthony Hopkins), der neben den restlichen Hinterlassenschaften des ehemaligen Nazi-Sympathisanten auch den Butler Stevens (Anthony Hopkins) übernimmt. Als der neue Herr über Darlington Hall feststellt, dass es dem Haus an Personal mangelt, bricht Stevens zu einer Reise auf, um die ehemalige Hauswirtschafterin Miss Kenton (Emma Thompson) zurück zu holen, die in den dreißiger Jahren in Darlington Hall wirkte. Die Reise gerät auch zu einer Reise in Stevens’ Vergangenheit, denn er erhofft sich, frühere Fehler gegenüber Miss Kenton wieder gutmachen zu können, als er seine aufkeimenden Gefühle ihr gegenüber aus falsch verstandenem Pflichtbewusstsein unterdrückte. Und es sind nicht allein seine eigenen Verfehlungen, die in Stevens hochkommen, sondern auch die merkwürdigen Machenschaften seines ehemaligen Dienstherrn und ein Leben, das bislang gänzlich an ihm vorbeigegangen ist.
Nach den beiden erfolgreichen Verfilmungen der E.M. Forster Romane Zimmer mit Aussicht (1986) und Wiedersehen in Howard’s End (1992) wandte sich Regisseur James Ivory gemeinsam mit seinem Co-Produzenten Ismail Merchant und der Drehbuchautorin Ruth Prawer Jhabvala abermals einer literarischen Vorlage zu, dieses Mal hieß der Autor des zugrunde liegenden Romans Kazuo Ishiguro – ein Engländer japanischer Herkunft, der für dieses Buch den renommierten Booker-Prize erhielt. Der Film war insgesamt für acht Academy-Awards nominiert, musste sich aber den im Jahre 1994 überlegenen Filmen Schindlers Liste und Das Piano geschlagen geben. Manchmal kommen eben auch gute Filme schlichtweg zum falschen Zeitpunkt auf die Leinwand. Auch bei den BAFTA Awards und den Golden Globes erging es Was vom Tage übrig blieb / The Remains of the Day ähnlich. Vielleicht ist das ja das Schicksal des Gespanns James Ivory und Ismail Merchant: Ihre Filme sind in einer Zeit, die oberflächliche Effekte oftmals mehr schätzt als handwerkliche Solidität und Ernsthaftigkeit, ein wenig aus der Mode gekommen, passen nicht mehr so recht in den Zeitgeist, wirken wie eine Erinnerung an langsam verblassende alte Zeiten. Und es steht zu befürchten, dass mit dem Tod von James Ivorys Lebens- und Arbeitsgefährten Ismail Merchant Filme wie diese bald ebenso anachronistisch anmuten werden wie der Berufsstand des Butlers.

Was vom Tage übrig blieb

Großbritannien in den fünfziger Jahren: Soeben ist der Herrensitz Darlington Hall des jüngst in Schande verstorbenen ehemaligen Besitzers Lord Darlington (James Fox) versteigert worden.
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Meinungen

Anita Viktoria Mrohs · 24.07.2021

Ich liebe den Film 👉Howerts End.🎬 Genial gespielt von dem Genie Anthony Hopkins.🎥 Dieses Meisterwerk, zeigt uns ganz unverblümt, wie die Reichen denken und handeln.,, Leider"! 😴

Annelie Lenzing · 12.06.2020

Hallo, in der Kritik hat sich ein Fehler eingeschlichen: Nicht der Butler Stevens (Anthony Hopkins) ersteigerte Darlington Hall, sondern der amerikanische Millionär Jack Lewis (Christopher Reeve).