Was?

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Komödie des Absurden

Die Amerikanerin Nancy (Sydne Rome) reist allein durch Europa. In Italien kann sie gerade so einem Trio von Vergewaltigern entkommen. Sie flüchtet in eine nahe gelegene Villa, wo sie sich in einer Umgebung wiederfindet, in der alles übersexualisiert ist. Je länger sie bleibt, desto mehr offenbaren sich die Obsessionen der Bewohner des Anwesens – und alle kreisen sie um die hübsche, fast immer halbnackte Nancy.
Es ist eine surreale Geschichte, die Polanski hier erzählt, eine Art sexualisierte Version von Lewis Carrolls Alice im Wunderland. Wie die kleine Alice gerät die attraktive Nancy in eine andersartige Welt, in der alles seinen eigenen Regeln folgt, nur um diese dann auf den Kopf zu stellen – bis hin zum Finale, das anerkennt, dass alles, was geschehen ist, ein Film ist. Selbst die Hauptfigur weiß darum, auch wenn es den übrigen Verrückten in dieser Villa des Abstrusen nicht klar ist.

Was? ist eine amüsante und sexy Komödie, bei der die Substanz fehlt. Das gilt vor allem für die Figuren, die keinerlei charakterliche Vertiefung erleben. Vielmehr sind sie Schablonen, die Polanski so einsetzen kann, wie es jede Szene erforderlich macht. Das erlaubt ihm, immer wieder ins Surreale abzugleiten. Er entwickelt Szenen, die den Film nicht vorantreiben, für sich gesehen jedoch absolut traumhaft sind. Diese Qualität zeichnet das gesamte Werk aus. Fast ist es, als wäre die Hauptfigur in einem Fiebertraum gefangen, in dem eine kuriose Episode auf die andere folgt. Die Geschichte bestätigt es nicht, aber es mutet an, als würde Nancy Zuflucht in einem Sanatorium für geistig Kranke suchen. Oder aber, als wäre sie in das Dorf gekommen, in dem Nummer 6 nicht weiß, wie er entkommen kann.

Polanski wollte eine Art Comic-Strip auf die Leinwand bringen, eine Komödie, bei der sich alles nur um das eine dreht – auf die eine oder andere Art, inklusive verspielter Perversionen, die immer leichtherzig dargeboten werden. Sicherlich ist dies nicht Polanskis bestes Werk, auf jeden Fall aber eines, das auch mehr als 40 Jahre nach seiner Entstehung noch über reichlich Charme verfügt. Während Rome vor allem mit ihrer Schönheit punktet, ergeht sich Marcello Mastroianni im Porträt eines Mannes, der längst alle Konventionen hinter sich gelassen hat, aber darum auch innerlich und äußerlich frei ist.

Die neue Edition von Koch Media ist ein Traum. So farbenfroh sah dieses sexy Märchen noch nie zuvor aus. Darüber hinaus gibt es interessantes Bonusmaterial: Sydne Rome spricht darüber, wie sie die Rolle erhielt, wie die Dreharbeiten mit Polanski und Mastroianni waren und welche Überraschungen damit einhergingen. „Die Memoiren eines jungen Pianisten“ stellen den Musiker Claudo Gizzi in den Mittelpunkt, während „Ein surrealer Popfilm“ sich mit der Fotographie von Was? befasst. Abgerundet wird das alles durch den Trailer und eine Bildergalerie.

Was?

Die Amerikanerin Nancy (Sydne Rome) reist allein durch Europa. In Italien kann sie gerade so einem Trio von Vergewaltigern entkommen. Sie flüchtet in eine nahe gelegene Villa, wo sie sich in einer Umgebung wiederfindet, in der alles übersexualisiert ist.
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