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Axel B. Steinmüllers wilder Low-Budget-Genremix um einen derangierten Profikiller und den Tod eines geheimnisvollen Strippenziehers orientiert sich an großen Vorbildern, findet aber nicht immer den richtigen Ton.

Warum Siegfried Teitelbaum sterben musste (2017)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Der Mann mit den vielen Gesichtern

Wer dieser Siegfried Teitelbaum (Michael Mendl) letztendlich ist, weiß niemand in diesem Film so wirklich. Die Versionen seiner Vita sind vielfältig, sie reichen vom Mafioso über ein Leben als Geheimagent und Strippenzieher bis hin zu der Vermutung, dass er vielleicht einfach nur ein harmloser Klarinettenspieler gewesen sein könnte. Fest steht nur eines: Dieser Siegfried Teitelbaum ist mausetot. Und nun stellt sich die Frage, wie er zu Tode gekommen ist.

Darüber kann, so die Hoffnung des Polizisten Dante (Joseph Hannesschläger), der Profikiller Stefán (Maik van Epple) Auskunft geben. Der hatte nämlich den Auftrag, Teitelbaum um die Ecke zu bringen, doch das Ergebnis war eine Kugel im Kopf, von deren Folgen sich der Killer mit dem Faible für Erdnussbutter der Marke Supertschunk gerade erst erholt. 

Die Verletzung ist es dann auch, die die Aufklärung der heillos verzwickten Geschichte recht kompliziert macht. Stefán erweist sich als unzuverlässiger Zeuge, der zudem ja selbst einiges zu verbergen hat. Und so stellt sich die Frage, welche Rolle eigentlich Stefáns Konkurrent „Der Luxemburger“ (Robert Kühn) in der Sache spielt. Oder die Geheimdienstchefin Lady von Prittwitz-Schmidt (Annette Kreft). Und auch die Rolle von Samantha (Michelle Monballijn), der Ehefrau des Auftragsmörders, wirft Fragen auf, die gar nicht so einfach zu beantworten sind. 

Was in der Zusammenschau noch einigermaßen übersichtlich klingt, ist in der Realität des Films um einiges verzwickter. Wilde Sprünge auf der Zeitachse, rasante Stimmungswechsel, unvorhersehbare Plottwists, zahlreich auftretendes Personal und unklare Motivationen, dazu insgesamt recht durchwachsene Schauspielleistungen, die zwischen der Weltläufigkeit eines Michael Mendl und anderen, eher im Laienspiel angesiedelten Darstellungskünsten oszillieren: All das ergibt eine insgesamt ziemlich unausgegorene Mixtur, die am ehesten – auch wegen der musikalischen Intermezzi – an Niki Lists Müllers Büro (1986) erinnert, ohne allerdings den anarchistischen Charme des Vorbilds zu erreichen. 

Davon abgesehen plündert sich der Film munter durch die jüngere wie ältere Filmgeschichte und wirft mit filmischen Zitaten und Reminiszenzen nur so um sich: Die berühmte Treppenszene aus Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin findet sich hier ebenso wieder wie Querverweise auf Bryan Singers Die üblichen Verdächtigen und Quentin Tarantinos Gesamtwerk.

Allerdings wird hierbei der Bogen des Öfteren deutlich überspannt: Stefáns Vorliebe für eine bestimmte Erdnussbutter ist eigentlich als running gag gemeint, doch schon die fünfte Erwähnung von „Supertschunk“ dürfte in manchem Zuschauer einen ähnlichen Effekt auslösen, wie dies beim Hauptdarsteller von Carl Reiners Dead Men Don’t Wear Plaid (noch so ein Film, an den man unwillkürlich denken muss) bei dem Reizwort „Cleaning Woman“ der Fall war. Hinzu kommen eher schmalbrüstige Witze mit Dialekten, bemüht witzige Dialoge und ebensolche Rollennamen, die den Film insgesamt in die Nähe einer waschechten Klamotte rücken. Und so fragt man sich am Ende, was genau der Regisseur und Drehbuchautor mit seinem über Crowdfunding finanzierten Film eigentlich wirklich erzählen will: Vielleicht weiß ja in diesem Fall der große Puppenspieler Siegfried Teitelbaum die Antwort, die sich im Film selbst verbirgt: „Warum das Ganze…? Es macht Spaß!“ 

Das allerdings ist dann doch ernsthaft zu bezweifeln.

Warum Siegfried Teitelbaum sterben musste (2017)

Der Auftragskiller Stefán hat knapp einen Kopfschuss überlebt. Nun wird er von der Polizei vernommen, kann sich aber kaum erinnern. Und so steht die Frage im Raum: War er an der „Sache Teitelbaum“ beteiligt? Und sagt er überhaupt die Wahrheit?

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Meinungen

Patrick · 04.05.2018

Der Kommentar spricht mir aus dem Herzen, was soll das ganze? Es war furchtbar und meine Frau sauer. Das war ein teurerer Abend.Amen, jetzt freue wir uns auf Netflix!!!!!