War'n Sie schon mal in mich verliebt?

Die große Karriere des kleinen Caruso

Er war einer der Superstars der unruhigen Weimarer Republik, ein Frauenheld und begnadeter Sänger, ein Komiker und ein Wanderer zwischen Deutschland und Dänemark. Denn Max Haller, so der bürgerliche Name des „kleinen Caruso“, wie er seinerzeit genannt wurde, pendelte bereits früh zwischen München und Kopenhagen hin und her, ein Umstand, der ihm später das Leben retten sollte.

Geboren 1897 in Mannheim als uneheliches Kind der dänischen Schauspielerin Eva Haller, verdiente sich Max, der sich später als Hinweis auf seine skandinavische Herkunft Hansen nannte, erste Meriten im Münchner Kabarett Simplicissimus, ging anschließend nach Wien, wo er als Bänkelsänger sein Gesangsstudium finanzierte. Anschließend tourte Hansen mit seinen frechen und oftmals auch frivolen Couplets und Parodien durch verschiedene Varietés und Revuen, trat in ersten Stummfilmen und in Operetteninszenierungen auf und machte Schallplattenaufnahmen, die schnell die Herzen seines Publikums eroberten. Gemeinsam mit Kurt Robitschek und Paul Morgan gründete er das legendäre „Kabarett der Komiker“, das sich im selben Gebäude wie Erich Kästners Lieblingsarbeitsplatz, dem Cafe Léon befand. Allein die Liste der dort auftretenden Showgrößen liest sich heute wie ein Who is Who der deutschen Unterhaltungsszene: Unter anderem gaben sich, Karl Valentin, Heinz Ehrhardt, Peter Frankenfeld, Curt Flatow und die unvergleichliche Lale Andersen die Ehre. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aber beginnt der Stern des Multitalents rasch zu sinken, was weniger an einer vielfach kolportierten, aber ungewissen jüdischen Herkunft als vielmehr an dem Titel gebenden Lied „War’n Sie schon mal in mich verliebt?“ liegt, in dem Hansen Adolf Hitler als homosexuell verspottet hatte. Dort heißt es unter anderem: „Hitler und der Siggi Cohn kennen sich seit Jahren schon / Eines Tages ging’n sie aus miteinand’ ins Hofbräuhaus / Doch schon bei der fünften Maß, werden Hitlers Augen nass / Er umarmt den Siggi Cohn und stottert blass: / Warst du schon mal in mich verliebt? Das ist das Schönste, was es gibt.“ Für die humorresistenten Nazis war das ein klarer Affront. Hansen flüchtete nach Wien, wo er schnell Fuß fasst. Bei einer Reise nach Skandinavien entdeckt er Zarah Leander und holt sie nach Wien. Nach dem Anschluss 1938 zieht er nach Kopenhagen, eröffnet ein Theater, dreht abermals Filme und beginnt scheinbar nahtlos eine zweite Karriere, die ihn von 1951 bis 1953 noch einmal nach Deutschland führt. 1961 stirbt Max Hansen, ein Entertainer par excellence, in Kopenhagen.

Mit Hilfe einiger Zeitzeugen, vieler Ausschnitte, einer noch verbliebenen Verehrerin sowie Interviews mit Verwandten Max Hansens zeichnet der Regisseur Douglas Wolfsperger (Bellaria – Solange wir leben, Die Blutritter) ein ebenso abwechslungsreiches und augenzwinkerndes wie berührendes Bild eines Superstars der späten Zwanziger und frühen Dreißiger und entreißt eine Showgröße der Weimarer Republik dem drohenden Vergessen.

Der verschmitzte Lebemann Max Hansen, von dem Brigitte Mira (in ihrem allerletzten Filmauftritt) fast beleidigt behauptet, sie sei die einzige Kollegin, mit der er keine Affäre gehabt habe, wirkt so sympathisch, dass man es nach dem Verlassen des Kinos zutiefst bedauert, diesen Menschen nicht persönlich gekannt zu haben. Was will man mehr?

War'n Sie schon mal in mich verliebt?

Er war einer der Superstars der unruhigen Weimarer Republik, ein Frauenheld und begnadeter Sänger, ein Komiker und ein Wanderer zwischen Deutschland und Dänemark.

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