Violet & Daisy

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Der Innere-Blutungs-Tanz

Geoffrey Fletcher, der zuvor das Drehbuch zum Independent-Hit Precious geschrieben hat, etabliert sich mit seinem Regiedebüt Violet & Daisy als neue, starke und originelle Stimme des zeitgenössischen Kinos. Nicht nur hat er ein pointiertes, spritziges Drehbuch geschrieben, sondern erweist sich auch als Filmemacher mit Vision.
Violet (Alexis Bledel) und Daisy (Saoirse Ronan) sind jung, hübsch und tödlich. Denn beide arbeiten als Auftragskillerinnen. Ihr neuer Auftrag sieht vor, einen Mann zuhause zu besuchen und ihm dort das Licht auszuknipsen. Doch als die beiden jungen Frauen dort ankommen, ist nichts so, wie sie es erwartet hätten. Die Zielperson hat auf sie gewartet und ist bereit, aus dem Leben zu scheiden. Dumm nur, dass der Kerl eigentlich ganz nett ist, die Munition fehlt und auch andere Killer auf dem Weg sind …

In seiner Erzählung verdichtet, gestaltet sich Violet & Daisy fast wie ein Kammerspiel, führt aber auch immer wieder aus der Wohnung der von James Gandolfini umwerfend gespielten Zielperson heraus. Mit der Unterteilung in Kapitel schafft Fletcher es immer wieder, den Fokus zu verlegen. Er präsentiert eine Charakterstudie, die bis zum Ende hin überraschend, aber konsequent bleibt. Der Blick in die Seele von Killern und willigem Opfer reicht tief und ergründet die Psychologie der Figuren, die wie eine Menage à trois umeinander kreisen, immer dann, wenn zwei alleine sind und etwas von sich preisgeben.

Die Mixtur aus Drama und schwarzem Humor ist verflixt verführerisch. In zehn Kapitel unterteilt, erweckt das erste den Eindruck, einen Film tarantinoesker Art geboten zu bekommen. Aber Fletcher will und erreicht mehr, als nur die Formel eines Tarantino-Films zu kopieren. Feinheiten des Drehbuchs werden vom erstklassigen Ensemble genommen und beeindruckend umgesetzt. Dabei wird ein Ende gefunden, bei dem man sich wie die Protagonisten fühlt. Man wünscht sich, dass es anders ausgehen möge, aber zweifelt, dass es möglich ist, bis hin zur Nachklappe, der in Frage stellt, wie es um eine Freundschaft bestellt ist, die von der ersten Minute zum Kern der Geschichte gemacht wird, nur um sie im Mittelteil in Frage zu stellen.

Visuell interessant, unkonventionell strukturiert, auch das zeichnet Violet & Daisy aus. Ein kleiner, feiner Film, dem es gelingt, den Zuschauer dazu zu bringen, sich in die Handlungsträger zu verlieben.

Violet & Daisy

Geoffrey Fletcher, der zuvor das Drehbuch zum Independent-Hit „Precious“ geschrieben hat, etabliert sich mit seinem Regiedebüt „Violet & Daisy“ als neue, starke und originelle Stimme des zeitgenössischen Kinos. Nicht nur hat er ein pointiertes, spritziges Drehbuch geschrieben, sondern erweist sich auch als Filmemacher mit Vision.
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Meinungen

andy · 24.08.2017

Ich habe nichts gegen ruhige Filme.
Ich habe auch nichts gegen melancholische Filme, gegen verträumte Filme, gegen nachdenkliche Filme, meditative Filme, hypnotische Filme, schräge Filme oder experimentelle Filme. Ganz im Gegenteil.
Wenn aber ein Film, der sichtlich den anspruch an sich selber hat, künstlerisch zu sein, zu albern ist, dann mach ich halt schon nach einer knappen halben Stunde aus; so wie bei diesem Film hier.