Viel Lärm um nichts (1993)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Samstag, den 22.03.2008, 3sat, 20:15 Uhr

Wie immer kurz vor Feiertagen besinnt sich das Fernsehen auf seine Qualitäten und feuert wahre Salven guter Filme auf die geplagten Zuschauer ab, so dass die Qual der Wahl (endlich) wieder einmal schwer fällt. Da Ostern aber vor allem ein Fest der Freude ist und angesichts der Wetterlage ein wenig Wärme gut tut, möchten wir Ihnen einen Film ans Herz legen, der Lebensfreude und Anspruch auf das Vergnüglichste zusammenbringt – Kenneth Branaghs Adaption der Shakespeare-Komödie Viel Lärm Um Nichts / Much Ado About Nothing, die nicht nur mit einem sehenswerten Schauspieler-Ensemble zu punkten weiß.
Ein sommerliches Landgut irgendwo in der Toskana, die Uniformen und Kleider der Damen verorten das Schauspiel irgendwann im beginnenden 19. Jahrhundert: Unbeschwert ist das Leben auf dem Anwesen Leonatos (Richard Briers). Als der Prinz Don Pedro (Denzel Washington) und seine Männer nach einer erfolgreicher Schlacht hierhin zu Besuch kommen, finden sich schnell zwei Paarkonstellationen, die es in sich haben: Leonatos Tochter Hero (Kate Beckinsale) und der Edelmann Graf Claudio (Robert Sean Leonard) verlieben sich bereits bei der ersten Begegnung. Doch Don Juan (Keanu Reeves), der frustrierte Halbbruder Don Pedros, setzt alles daran, das junge Glück zu hintertreiben und Unruhe zu stiften. Und auch bei Beatrice (Emma Thompson) und Benedict (Kenneth Branagh), dem zweiten Paar, um dessen Glück sich die Handlung dreht, gibt es mehr Zwist als Harmonie, denn die beiden verbindet eine herzliche gegenseitige Abneigung, die auch dann nicht abnimmt, als sie sich ineinander verlieben – weil nicht sein kann, das nicht sein darf. Und so geht es verbal heftig und deftig zur Sache, bis das Liebesglück unter dem toskanischen Himmel endlich als gesichert gelten darf…

Der aus Nordirland stammende Schauspieler und Regisseur Kenneth Branagh (1 Mord für 2 / Sleuth) ist vor allem für seine durchweg hervorragenden filmischen Umsetzungen von Shakespeares Dramen bekannt geworden, neben Viel Lärm Um Nichts / Much Ado About Nothing realisierte er Henry V., Othello, Hamlet, Vergebliche Liebesmüh /Love’s Labour’s Lost und Wie Es Euch Gefällt / As You Like It. Unter diesen Adaptionen ist Viel Lärm Um Nichts / Much Ado About Nothing trotz hoher Werktreue das Werk, das auch Shakespeare-Neulingen am meisten Vergnügen bereiten dürfte. Obgleich die Dialoge gegenüber der Vorlage kaum verändert wurden, atmet der Film eine sommerliche Leichtigkeit und Bissigkeit, die häufig genug an eine turbulente Screwball Comedy denken lässt. Und wie man dem Film deutlich ansieht, hatten auch die Darsteller sichtlich Spaß an dem munteren Treiben, was sich auch auf den Zuschauer überträgt. Der göttliche Will jedenfalls hätte an dieser Verfilmung seine helle Freude gehabt

Viel Lärm um nichts (1993)

Wie immer kurz vor Feiertagen besinnt sich das Fernsehen auf seine Qualitäten und feuert wahre Salven guter Filme auf die geplagten Zuschauer ab, so dass die Qual der Wahl (endlich) wieder einmal schwer fällt.
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Meinungen

Martin Zopick · 17.07.2019

Geschliffene Dialoge und jede Menge Wortwitz kennzeichnen diese Shakespeare Interpretation von Kenneth Branagh. Eine hervorragende Ensemble-Leistung (u.a. mit Denzel Washington, Brian Blessed) rundet die flotte Inszenierung ab. Es geht turbulent zu auf dem Landsitz von Leonato (Richard Briers), dem Gouverneur von Messina. Und die Zuschauer erleben das alles vor einer sonnendurchfluteten italienischen Kulisse.
Gleich zu Beginn begrüßen die Bewohner die heimkehrenden Helden durch ein gemeinsames Bad mit viel Geplantsche, um sich herzurichten.
Zwei Pärchen bilden sich heraus: zunächst Hero (Kate Beckinsale) und Claudio (R.S. Leonard), später Beatrice (Emma Thompson) und Benedikt (Kenneth Branagh). Die Akteure sind lebensfroh und ausgelassen, aber immer auch geistreich und scharfzüngig.
Dieses muntere Treiben wird durch die bösartige Intrige des Don Juan (sic!) (Keanu Reeves) gestört, der Hero zu Unrecht verleumdet. Viel Wirbel um eigentlich nichts (Titel!), denn die Braut ist natürlich unschuldig. Für mich stand da bei dem fingierten Fake Margareth (Imelda Staunton) Pate, die man nur von hinten sieht. Bei der Aufklärung hilft eine Wächtertruppe, die wie so oft bei Shakespeare für die Komik zuständig ist. Hier glänzt vor allem Dogberry (Michael Keaton) mit seinem Lumpenpack. Nur Regisseur und Hauptdarsteller Branagh hat sich noch ein kleines Kabinettstückchen vorbehalten, indem er loriotmäßig mit einem Liegestuhl kämpft. Zu Beginn gibt es ein großes, feuchtes Tohuwabohu am Ende eine Doppelhochzeit. So kann man Shakespeare für ein größeres Publikum öffnen.