Vampire Diary

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein sehenswerter Vampirfilm aus dem Londoner Underground

Es passt zur Thematik des Genres, das Vampirfilme einfach nicht tot zu kriegen sind: Wie die nach Blut dürstenden Widergänger zehren auch die Filme , die sich mit den Blutsaugern beschäftigen, vor allem vom (Aber)Glauben an die Phantasiewesen und sprechen offensichtlich atavistische Urängste an, die in uns allen schlummern. Ob Blade, Underworld, Wächter der Nacht / Nochnoi Dozor oder 30 Days of Night: Wo auch immer die Blutsauger in den letzten Jahren ihr Unwesen im Kino treiben, wirklich Neues außer immer ausgeklügelteren Spezialeffekten gibt es kaum von ihnen zu berichten. Wohltuend anders hingegen präsentiert sich der britische Film Vampire Diary von Mark James und Phil O’Shea.
Holly (Morven Macbeth) ist eine angehende Filmemacherin, die mit ihrer Kamera nachts in den Gothic-Clubs von London recherchiert und sich vor allem für „Modern Vampires“ interessiert, eine kleine Subkultur innerhalb der Gothic-Szene, die sich für Vampirismus begeistert. Eines Abends begegnet sie der geheimnisvollen und ungemein attraktiven Vicki (Anna Walton), die ihrerseits Holly filmt und sich ebenso auffällig für die Regisseurin interessiert wie diese bald für sie. Schnell merkt Holly, dass Vicki anders ist als die anderen Wochenend-Vampire: Sie behauptet, eine echte Vampirin zu sein und nicht nur so zu tun als ob. Natürlich misstraut Holly Vickis Beteuerungen, und selbst als ein bekannter Szene-DJ auf seltsame Weise und mit Bissmalen am Hals tot aufgefunden wird, schöpft die Filmemacherin keinen Verdacht. Und mehr noch – sie verliebt sich in die dunkle Schönheit und geht eine Beziehung mit ihr ein. Als sei das nicht schon schwer genug, zeigt sich bald, dass Vicky schwanger ist und ein kleines Vampirbaby in sich trägt, das ebenfalls versorgt werden muss – mit Blut natürlich. Bald stehen die beiden Frauen vor einer unlösbaren Aufgabe und müssen dem ungeschriebenen Gesetzt Tribut zollen, dass Beziehungen zwischen Menschen und Vampiren von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind.

Sexy und über weite Strecken mit subjektiver Wackelkamera ist Vampire Diary ein sehr stylisher und über weite Strecken richtig faszinierender, sehr moderner Vampirfilm, der gleichzeitig durchaus als Porträt der „Modern Vampire“-Szene durchgehen könnte. Überzeugende Darsteller, der ganz spezielle Look und die zahlreichen Twists machen aus diesem Film auch ein sehenswertes Spektakel für Fans anspruchsvollerer Kinokost. Selten in den letzten Jahren stand das Phänomen des Vampirismus so sehr als Metapher für Ausgrenzung und Andersartigkeit wie in diesem kleinen, aber temporeichen und nuanciert inszenierten Arthouse-Horrorthriller, der zugleich einen ikonographsichen Trend der letzten Jahre im Horrorgenre widerspiegelt: Nach langen Jahren immer gigantomanischer werdenden Effektschlachten begrüßen wir den Realismus und Bezug zu den Schrecken des Alltags wieder im Kino der Grausamkeit. Wer mag, kann darin durchaus einen Bezug zu unserer Wirklichkeit sehen.

Vampire Diary

Es passt zur Thematik des Genres, das Vampirfilme einfach nicht tot zu kriegen sind: Wie die nach Blut dürstenden Widergänger zehren auch die Filme, die sich mit den Blutsaugern beschäftigen, vor allem vom (Aber)Glauben an Phantasiewesen.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen