Unser Haus in Kamerun

Eine Filmkritik von Stefan Dabrock

Gefühle und Strategie

Über das Afrikabild in Alfred Vohrers Melodram „Unser Haus in Kamerun“ ließen sich seitenlange Abhandlungen schreiben, denn die Szenerie aus gutherzigen weißen Großgrundbesitzern und immer fröhlichen, zu einfachen Arbeiten herangezogenen Schwarzafrikanern ist reine Fantasie. Zum Glück steht das Verhältnis zwischen den deutschen Farmbesitzern und der aus Afrika stammenden Bevölkerung nicht im Vordergrund, sonst wäre das Werk heute kaum noch konsumierbar. Stattdessen ist es von größerer Bedeutung, dass weite Teile des Films außerhalb Deutschlands und damit außerhalb der dortigen gesellschaftlichen Kontrolle spielen.
Georg Ambrock (Götz George) lebt seit seiner Geburt auf einer weitläufigen Farm in Kamerun. Als ihn sein Vater Willem (Hans Söhnker) nach Hamburg schickt, um ihn von der Nachbarstochter Manuela (Helga Sommerfeld) fernzuhalten, bricht für den jungen Mann fast eine Welt zusammen. In der deutschen Hafenstadt soll er bei Konsul Steensand (Walter Rilla) mehr über geschäftliche Abläufe lernen. Obwohl sich Klaas Steensand (Horst Frank), der Sohn des Konsuls, auf Geheiß seines Vaters um Georg kümmert, fühlt sich der Neuankömmling in Hamburg nicht richtig wohl. Aber dann lernt er Doris Kröger (Johanna von Koczian) kennen und verliebt sich in sie. Georg weiß jedoch nicht, dass Doris ein Jahr lang Klaas‘ Geliebte war und sich aus Enttäuschung über die Hinhaltetaktik des Konsulsprösslings an ihn herangemacht hat. Sie glaubt nicht mehr daran, dass sie Klaas heiraten kann, weil ihr Geliebter aus Geldnot die wohlhabende Ina Lorenz (Helga Münster) ehelichen will. Doch als Doris‘ Strategie von echten Gefühlen für Georg abgelöst wird, fürchtet sie, dass ihr Geheimnis inklusive unehelichen Kindes herauskommt und sie Georg verliert.

Zielsicher baut Alfred Vohrer die melodramatischen Verwicklungen auf, um sie bis zum Finale zumindest formal zuzuspitzen. Aber dem Film fehlt die nötige Würze, um über das Stadium eines soliden Unterhaltungsfilms hinauszukommen. Denn es macht sich irgendwann bemerkbar, dass alle Figuren in einer unscharfen Fantasiewelt agieren. Neben der absurden Darstellung Kameruns wirkt auch das Hamburg des Films wie eine oberflächliche Hülle. Ein kurzer Ausflug in das üppige Anwesen des Konsuls, ein Taxifahrer mit nordischer Gelassenheit und Drehorte am Hafen bilden die Kulisse für den Strategie- und Liebesreigen. Zur dichten Darstellung gesellschaftlicher Realitäten ist das alles nicht differenziert genug und auch nicht karikierend-scharf präsentiert, um als zugespitzt-pointiertes Abbild der Hamburger Lebenswirklichkeit durchzugehen. So setzt sich Vohrer dahin, wo es keinem wehtut. Selbst die Konflikte wirken nie besonders wuchtig.

Das mag vor dem Hintergrund moralischer Ansichten Anfang der 1960er Jahre sogar System gehabt haben. Denn so konnte Vohrer das damals durchaus etwas heikle Thema einer alleinstehenden Frau mit unehelichem Kind und Geliebtem beackern, ohne die Figur der Doris zu verdammen. Nötig war es nur, ihr einen Sinneswandel zu verpassen, und die Handlung in einer luftig-leichten Realität fern der bodenständigen Wirklichkeit anzusiedeln. Das ändert aber nichts an dem bemerkenswert positiven Umgang mit Doris.

In Verbindung mit den ausgezeichneten Darstellern, allen voran Horst Frank als zwiespältigem Söhnchen aus gutem Hause und Johanna von Koczian zwischen Durchtriebenheit und Wärme, hat Unser Haus in Kamerun seinen Reiz.

Über dem ganzen Film liegt ein leichter Schleier, der sich vor allem bei den Landschaftsaufnahmen aus Afrika bemerkbar macht. Die Aufnahmen sehen immer ein wenig unscharf aus, weil die Konturen ausfransen und die Detailfreude recht gering ist. Da hat man schon bessere DVDs von Filmen aus den 1960er Jahren gesehen. Die Farben sind in Ordnung, aber das Bild sieht grundsätzlich immer etwas zu dunkel aus. Passend dazu ist der Kontrast nicht immer gelungen. Helle Flächen neigen zum Überstrahlen und in dunklen Szenen werden Details verschluckt. Der 2.0-Mono-Ton gibt die Dialoge zumeist sauber wieder, aber gelegentlich sind Lautstärkeschwankungen zu hören. Darüber hinaus tauchen leichte Verzerrungen auf. Insgesamt ist der Ton aber in Ordnung. Das Bonusmaterial besteht aus einem Nachdruck des Programmheftes „Illustrierte Film-Bühne“.

Unser Haus in Kamerun

Über das Afrikabild in Alfred Vohrers Melodram „Unser Haus in Kamerun“ ließen sich seitenlange Abhandlungen schreiben, denn die Szenerie aus gutherzigen weißen Großgrundbesitzern und immer fröhlichen, zu einfachen Arbeiten herangezogenen Schwarzafrikanern ist reine Fantasie. Zum Glück steht das Verhältnis zwischen den deutschen Farmbesitzern und der aus Afrika stammenden Bevölkerung nicht im Vordergrund, sonst wäre das Werk heute kaum noch konsumierbar.
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