Unhung Hero – Auf die Größe kommt es (nicht) an (DVD)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Darf's ein bisschen mehr sein?

Der Schriftzug auf dem deutschen DVD-Cover ist an die Titelseite eines Superhelden-Comics angelehnt. Es wäre ein äußerst schräger Comic. Denn der Protagonist, um den es in der Dokumentation Unhung Hero geht, ist nicht besonders gut bestückt.
Der Aufhänger des Films böte Stand-Up-Komiker Patrick Moote ausreichend Stoff für ein Bühnenprogramm. Auf die Lacher könnte er jedoch getrost verzichten. Denn sie gehen auf seine Kosten. Als Moote seiner Freundin während eines Basketballspiels vor laufenden Kameras einen Heiratsantrag macht, lehnt diese ab. Begründung: Mootes Penis sei nicht groß genug. Das Video geht um die Welt, wird im Internet innerhalb von vier Tagen zehn Millionen mal angeklickt und stürzt den Komiker in die Sinnkrise. Ist sein bestes Stück tatsächlich zu klein? Und wenn ja, kann er das ändern?

Was dabei herauskommt ist eine Mischung aus Seelenstriptease und Selbstversuch. Mootes Reise beginnt in Seattle, wo er seine Familie, Freunde und Exfreundinnen mit den Fakten konfrontiert. Nachdem ihm eine Urologin bestätigt, dass sich die Größe seines äußeren Geschlechtsorgans eher am unteren Rand des US-amerikanischen Durchschnitts bewegt, will er das Problem beheben. Doch weder Pumpen, Pillen noch Knettechniken erzielen das gewünschte Wachstum. Und so zieht Moote in die Welt hinaus, um sich über weitere Methoden zu informieren, die vom Verzehr von Hühnerhoden bis zur Operation reichen.

Mit Fünftagebart und treuem Dackelblick ist Patrick Moote der perfekte Protagonist für dieses Projekt. Als charmanter Verlierer, der sein geringes Selbstbewusstsein mit Humor überspielt, trägt er die Doku und täuscht über manche Schwäche hinweg. So hätte sich der Zuschauer beispielsweise mehr Einblicke in den weltweiten Umgang mit dem männlichen Sexualorgan gewünscht. Auf seiner Suche nach Erkenntnis kommt Moote jedoch nicht über die Westküste der USA und Südostasien hinaus.
Auch hätte der Film durchaus mehr Struktur vertragen. Die Vermittlung folgt zu sehr der Konfusion und der Unentschlossenheit des Protagonisten. Hier hat es Regisseur Brian Spitz schlicht versäumt, an Justin Guerrieris Schneidetisch nachzujustieren.

In seinen gelungenen Momenten ist Unhung Hero brüllend komisch, zeigt Männer bei ihren skurrilen bis verzweifelten Versuchen, in ihrer Körpermitte zu wachsen, und entlarvt die Industrie um Produkte zur Penisvergrößerung als pure Bauernfängerei. Doch hätte es dazu eines kompletten Dokumentarfilms bedurft?
Sicher, Unhung Hero ist über weite Strecken amüsant anzusehen, der Erkenntnisgewinn jedoch gleich null. Dass Pillen, wie sie einem täglich in Spammails angeboten werden, nicht funktionieren, bedarf keines Tests. Das verrät einem der gesunde Menschenverstand oder ein Arzt. Ärzte kommen in Unhung Hero zwar zu Wort, ob Pillen oder andere Methoden irgendetwas bringen, werden sie jedoch nicht gefragt. Schließlich wäre die Doku dann bereits vor ihrem Beginn zu Ende gewesen.

Doch immerhin: Letztlich zeigt Unhung Hero, wie in einer pornografisierten Mediengesellschaft auch Männer zusehends unter Optimierungsdruck geraten. Die Naivität, über die ein Protagonist verfügen muss, um sich auf diese Reise zu begeben, nimmt der Zuschauer Patrick Moote trotz seines Verlierer-Images dann aber doch nicht ab. Ein bisschen weniger Ernsthaftigkeit und mehr (Selbst-)Ironie hätten Unhung Hero gutgetan.

Unhung Hero – Auf die Größe kommt es (nicht) an (DVD)

Der Schriftzug auf dem deutschen DVD-Cover ist an die Titelseite eines Superhelden-Comics angelehnt. Es wäre ein äußerst schräger Comic. Denn der Protagonist, um den es in der Dokumentation „Unhung Hero“ geht, ist nicht besonders gut bestückt.
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