Underworld (1985)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Schrille Clive-Barker-Verfilmung

Ach ja, Underworld, der Film mit den Vampiren und den Werwölfen und Kate Beckinsale, der ist schon gut, der weiß schon zu gefallen. Nur dass der hier vorliegende Underworld – nach einem Vierteljahrhundert runter vom Index – damit rein gar nichts zu tun hat. Vielmehr handelt es sich um eine frühe Clive-Barker-Verfilmung, bei der der Schriftsteller sogar selbst am Drehbuch mitgearbeitet hat. Ein Qualitätsmerkmal ist das aber leider nicht.
Unter der Stadt hausen deformierte Gestalten. Menschen, die die Opfer von Dr. Savarys Experimenten geworden und nun abhängig von einer Droge sind. Sie entführen die Prostituierte Nicole, die gegen Savarys Mittel immun ist und nicht entstellt wurde. Nicole ist die einzige Hoffnung der Unterweltler, während ihr ehemaliger Freund Bain nach ihr sucht, nichtsahnend, dass er eigentlich nur die Drecksarbeit für jemand anderen erledigen soll.

Wenn der Drehbuchautor – in dem Fall Barker – das fertige Ergebnis hasst, dann hat das durchaus Aussagekraft. Es war wohl auch diese Erfahrung, die Barker benötigte, um wenige Jahre später bei seinem Hellraiser selbst auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen. Er wollte schlicht und ergreifend nicht, dass noch mal jemand eine seiner Geschichten entstellend adaptiert. Dabei wurde er gleich zweimal zum gebrannten Kind, denn Regisseur George Pavlou hat im Anschluss auch gleich Rawhead Rex gedreht.

Es ist müßig, darüber zu spekulieren, was sich auf dem Weg von Barkers Skript zum drehfertigen Drehbuch hin zum Film alles veränderte, aber so wirr und in sich verloren Underworld auch sein mag, gänzlich uninteressant ist er nicht geworden. Das Highlight sind die ersten zehn Minuten, die praktisch ohne Dialoge auskommen – nur Ingrid Pitt darf ein paar Mal namentlich nach einem Lakaien rufen. Man kann bei dieser Sequenz schon erahnen, dass sie noch am ehesten Barkers Intention entspricht. Sie erinnert an Barkers eigene Kurzfilme aus den 1970er Jahren, die über Bild und Musik, nicht jedoch über Dialoge erzählt wurden. Hinzu kommt, dass Pavlou auf eine peppige Neonfarbpalette zurückgreift, die das Geschehen in unwirklichem Ambiente stattfinden lässt.

Aus heutiger Sicht ist es vor allem dieses Surreale, das dem Film einen gewissen Wert verleiht. Er ist im besten Sinne ein Kind der 1980er Jahre, beginnend von der Ausleuchtung über die billig gestalteten Sets bis hin zur Erscheinung der Hauptfiguren, die direkt aus den damals angesagtesten Musikvideos entsprungen zu sein scheinen. Das macht Underworld nicht zu einem guten Film, wohl aber zu einem, der aus den völlig falschen Gründen gut gealtert ist.

Der eigentliche Reiz ist aber natürlich nach wie vor Clive Barkers Name. Für Fans ist dieses Werk jedoch weitgehend enttäuschend, es ist nur eine Fußnote im filmischen Schaffen des Ausnahmekünstlers. Die DVD hat ein erstaunlich gutes Bild zu bieten. An Bonus gibt es die gut zwölf Minuten längere Extended Version, die aber nur in englischer Sprache vorliegt.

Underworld (1985)

Ach ja, „Underworld“, der Film mit den Vampiren und den Werwölfen und Kate Beckinsale, der ist schon gut, der weiß schon zu gefallen. Nur dass der hier vorliegende „Underworld“ – nach einem Vierteljahrhundert runter vom Index – damit rein gar nichts zu tun hat.
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