Un Conte de Noël

Eine Filmkritik von Red.

Ein Weihnachtsfest und andere Katastrophen

Wie ein Who is who des neueren französischen Films liest sich die Besetzung von Arnaud Desplechins Wettbewerbsbeitrag Un Conte de Noël: Neben Catherine Deneuve und deren Tochter Chiara Mastroianni sind hier Mathieu Amalric, Emmanuelle Devos, Hippolyte Girardot, Anne Consigny und Melvil Popaud vor der Kamera versammelt. Der Film erzählt die Geschichte einer Familie, deren gemeinsames Weihnachtsfest unter einer schweren Bürde steht: Junon Vuillard (Catherine Deneuve) erkrankt an Krebs und benötigt einen Spender aus der eigenen Familie. Im Laufe des Weihnachtsfestes rückt die Familie unter dem Schock der Krankheit wieder näher zusammen, nachdem sie zuvor durch einen Streit der beiden Geschwister Elizabeth (Anne Consigny) und Henri (Mathieu Amalric) auseinander gerissen worden war. Doch der Weg zur Versöhnung und Heilung körperlicher wie seelischer Malaisen ist steil und mit Konflikten und lange verdrängten Aggressionen gepflastert.
Ruprecht Skasa- Weiß in der Stuttgarter Zeitung nahm vor allem einen Film voller „ maladie-, gezerf- und hasserfüllten großfamiliären Turbulenzen“ wahr und beschließt seinen Artikel mit den Worten: „ Desplechins Regie lässt die Szenen durcheinander tanzen wie Erythrozyten und Leukozyten in einem kranken Blutbild – am Ende wirkt der Filmkorpus, als wäre er total von innen her zerfressen. Kein schöner Befund.“

Lars-Olva Beyer stellt bei Spiegel Online fest, dass das Weihnachtsfest der Familie Vuillard „zu einer Form medizinischer Sippenhaft“ gerate „und der Film zu einer seltsamen Mischung aus Komödie und Rührstück.“

Deutlich positiver äußert sich Dominik Kamalzadeh im Wiener Standard: „Arnaud Desplechins Un conte de Noël formt in zweieinhalb Stunden aus der weihnachtlichen Zusammenkunft einer Großfamilie eine Komposition, die so reich an dramatischen Miniaturen, komischen Ausbrüchen und nuancierten Beobachtungen ist, dass man kaum glauben mag, dass diese Figuren nur erfunden sind. Der Film simuliert das Leben jedoch nicht naturalistisch, er setzt es als hochkünstliches Gebilde neu zusammen und koloriert es dabei mannigfaltig.“

Viel Lob findet der Film auch bei Martin Rosefeldt auf der Website von ARTE: Er bezeichnet den Film als „hintersinnig und horizonterweiternd“ und vergleicht die Arbeit des Regisseurs mit der eines begnadeten Musikers: „ Wie ein großer Jazzvirtuose experimentiert Desplechin stilistisch mit Schattentheaterfiguren, Zeitlupen, Schlüssellochaufnahmen und Fotocollagen und unterlegt dieses kreative Chaos auch noch mit der gesamten Bandbreite musikalischen Schaffens. Wer soviel riskiert und dabei seinem inneren Werte- und Emotionen-Kompass treu bleibt, kann im Kino von heute immer noch viel gewinnen. Vielleicht sogar eine Goldene Palme in Cannes.“

Lisa Nesselson von Screen International zeigt sich ebenfalls beglückt über den Film und hebt an dem „bestens besetzten, tragikomischen Ensemblefilm“ vor allem dessen „manchmal verrückten, aber immer glaubhaften Humor“ hervor.

Derek Elley vom Fachmagazin Variety lobt die Kameararbeit von Eric Gautier und stellt fest, dass der Film „niemals langweilig anzuschauen sei“.

Ob der Film auch den Weg in die deutschen Kinos finden wird, steht bislang noch nicht fest.

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Wie ein Who is who des neueren französischen Films liest sich die Besetzung von Arnaud Desplechins Wettbewerbsbeitrag Un Conte de Noël:
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