Tut - Der größte Pharao aller Zeiten

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine romantische Heldengeschichte aus dem alten Ägypten

Neun Jahre alt ist Tutanchamun (Kaizer Akhtar), als er nach dem Giftmord an seinem Vater Echnaton zum Pharao von Ägypten und mit seiner Schwester Ankhesamun (Sibylla Deen) vermählt wird. In seinem Palast in Theben stehen ihm der Wesir Ay (Ben Kingsley) und der Hohepriester Amun (Alexander Siddig) zur Seite und üben gemeinsam mit dem General Horemheb (Nonso Anozie) mehr oder weniger insgeheim die wahre Macht im Reich und an seinen Grenzen aus, während der Kindpharao im Ansehen seines Volkes ein schwächliches bis von hässlichen Gerüchten umwobenes Bild abgibt.
Das ändert sich, als Tutanchamun zu einem ebenso sensiblen wie mutigen jungen Mann (Avan Jogia) mit wachsendem Interesse an den Werten und Geschicken seines Reiches heranwächst und sich aktiv auch militärisch zu engagieren beginnt. Von diesem Wandel handelt die erste Episode Vorherrschaft des in der deutschen Version sechs Kapitel umfassenden historischen Epos Tut – Der größte Pharao aller Zeiten, das ursprünglich als dreiteilige Mini-Serie des US-amerikanischen Fernsehsenders Spike produziert und im Juli dieses Jahres dort ausgestrahlt wurde.

In den fünf folgenden Episoden, die im Deutschen mit den dramatisch ausgerichteten Titeln Schicksal, Loyalität, Verrat, Stolz und Tal der Könige überschrieben sind, entspinnt sich die auf Hochglanz polierte Geschichte eines der berühmtesten Pharaos der altägyptischen Historie, der sich im Spannungsfeld seiner Beziehungen zu seiner Königin Ankhesamun und seiner Geliebten Suhad (Kylie Bunbury), der er sein Leben verdankt, zu einem tapferen wie tragischen Helden entwickelt. Der treue Soldat Lagus (Iddo Goldberg) ist der einzig wahre Freund an seiner Seite, nachdem sein ehrgeiziger Jugendfreund Ka (Peter Gadiot), der zudem eine heimliche Affäre mit der Königin unterhält, ihn gnadenlos verrät. Im Fokus der Handlung ereignen sich die nicht selten intriganten Kämpfe um die Macht im Palast und Reich Tutanchamuns, dessen Mittelpunkt hier in Theben verortet wird, flankiert vom Kriegsgeschehen der Ägypter mit dem erstarkenden Mitanni-Volk. Die bedeutsame Rolle des Großwesirs Ay – verkörpert durch einen so souverän wie wunderbar ambivalent aufspielenden Ben Kingsley mit unverwechselbar prägnanter Miene und ebensolchen Blicken – avanciert dabei zum Angelpunkt der Verhältnisse und Verstrickungen der Protagonisten untereinander. Dieser seltsamerweise stets sanft wirkende, diplomatische und gleichzeitig durchtriebene Hofpolitiker ist es auch, dem die meisten markanten Aussprüche in den Mund gelegt werden und der am Ende dezent triumphiert.

Weniger an den auch in wissenschaftlichen Zusammenhängen mitunter recht vagen historischen Erkenntnissen als an der Inszenierung eines oppulenten, bildgewaltigen Abenteuers um eine charismatisch präsentierte historische Figur orientiert, trumpft Tut – Der größte Pharao aller Zeiten einerseits mit komparsenreichen Schlachten und sorgfältig rekonstruierten Kostümen auf. Andererseits wird ein Karussell illustrer Charaktere in Gang gesetzt, das sich einem unterschwellig verfeindeten Klan gleich leidenschaftlich bekämpft, wobei die Serienhaftigkeit des Films in dieser Komponente ganz besonders stark zum Ausdruck kommt. Tutanchamun als zentraler Protagonist erfährt in diesem Zuge zunächst eine fiktive Initiation als verkannter romantischer Held mit für seine Umgebung ungewöhnlichen humanistischen Haltungen und Entscheidungen, der später jedoch im Netz der Intrigen und der damit einhergehenden persönlichen Verletzungen und Verluste zu einem bitteren und brutalen Herrscher mit der permanenten Notwendigkeit zur Selbstbehauptung und Selbsterhaltung avanciert. Diese mit dem hübschen Avan Jogia besetzte Rolle vereint alle Facetten eines klassischen Helden, und das in Marokko gedrehte, prächtige und authentisch erscheinende Szenario unterstützt diese Glorifizierung ansprechend.

So stellt dieser spannende, episodisch angelegte Historienfilm insgesamt zwar einen typischen Repräsentanten seiner Gattung dar, verwendet jedoch ungewöhnlich reichlich Sorgfalt auf die ausführliche Ausgestaltung der zwischenmenschlichen Beziehungen, die eine wesentliche Komponente dieses Films ausmachen und ihre sentimentale bis krude Kraft aus effektvollen fiktiven Konstruktionen beziehen. Fortlaufende erotische Eskapaden und pathetische Psychologismen bewirken das Übrige, um aus diesen Episoden einen bestens funktionierenden, enorm langen Spielfilm entstehen zu lassen, der sein Fernsehpublikum bereits gefunden hat und nun begleitet von hintergründigen Extras zur gemächlichen Sichtung als qualitativ einwandfreie Blu-ray von Concorde zur Verfügung steht.

Tut - Der größte Pharao aller Zeiten

Neun Jahre alt ist Tutanchamun (Kaizer Akhtar), als er nach dem Giftmord an seinem Vater Echnaton zum Pharao von Ägypten und mit seiner Schwester Ankhesamun (Sibylla Deen) vermählt wird. In seinem Palast in Theben stehen ihm der Wesir Ay (Ben Kingsley) und der Hohepriester Amun (Alexander Siddig) zur Seite und üben gemeinsam mit dem General Horemheb (Nonso Anozie) mehr oder weniger insgeheim die wahre Macht im Reich und an seinen Grenzen aus, während der Kindpharao im Ansehen seines Volkes ein schwächliches bis von hässlichen Gerüchten umwobenes Bild abgibt.
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