Trio Infernal

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Stilvoll inszenierter Erotik-Horror

Es ist schon verdammt verrucht, wenn die lediglich mit einem Hütchen und halterlosen Strümpfen – mit schmalen Riemen am kessen schwarzen Schlüpfer befestigt – bekleidete Romy Schneider (Philomena Schmidt) in leicht schräger Rückenansicht auf dieser kleinen Trittleiter steht, die Hände spielerisch an der Brust, und auf diese Weise mit dem erzürnten Michel Piccoli (Georges Sarret) in seinem schneeweißen Anzug kokettiert. Der scheint sie zunächst hinauswerfen zu wollen, dann aber erliegt er doch ihren Verführungskünsten. Immer wieder einmal innerhalb dieser erotisch aufgeladenen Krimikomödie aus dem Jahre 1974 bittet die anziehende deutsche Pflegerin Philomena, die mit ihrer Schwester Catherine (Mascha Gonska) in Frankreich lebt, den älteren Rechtsanwalt Georges darum, sie zu küssen, doch nur selten ist dieser spontan dazu bereit – eindeutig gibt Georges hier den Ton an, und sowohl Philomena als auch Catherine sind ihm sichtlich ergeben.
Hübsch ausgestattete, neckische bis beinahe kämpferische Szenen wie diese prägen die frivole Atmosphäre des Spielfilmdebüts von Regisseur Francis Girod, flankiert von Situationen visuell plakativ inszenierter Gewalt, denn ihr gemeinsamer Geliebter hat sich auf ein so gewinnträchtiges wie mörderisches Metier spezialisiert, und die beiden Schwestern mischen tatkräftig mit. Für beide Frauen, die gern Französinnen werden möchten, findet Georges Ehemänner, deren Ableben sich recht lukrativ gestaltet, und so gaunert und liebt das Trio fröhlich vor sich hin, wenn es nicht gerade schweißtreibend damit beschäftigt ist, die Leichen zu entsorgen, die Georges mitunter notwendigerweise produziert hat. Die grobschlächtige Beseitigung der toten Körper und sonstiger Spuren wird dabei in einer Ausführlichkeit dargestellt, die einem Splatterfilm alle Ehre macht, und wenn das blutige Ambiente die schöne Philomena offensichtlich spontan erregt, während ihre Schwester Catherine zunächst angeekelt und entsetzt ist, dann offenbart Trio Infernal seine schaurige Absurdität.

Es ist die zutiefst sarkastische, auch durch die muntere Musik von Ennio Morricone betonte, ganz spezielle Stimmung, die diesen stilvoll inszenierten Erotik-Horror, dessen Geschichte im Frankreich der frühen 1930er Jahre angesiedelt ist, zu einem provokanten, respektlosen Film über die Skrupellosigkeit eines gewieften „Geschäftsmannes“ und seiner beiden Mätressen werden lässt, der allerdings im Verlauf der sich ein wenig verkomplizierenden Dramaturgie seinen anfänglich prägnanten, morbiden Charme vermissen lässt. Auch die zunächst gelungene Balance zwischen Krimi und anzüglicher Groteske zerfasert sich zunehmend in kleine Episoden recht banaler Wendungen, die kaum eine Bedeutung für die Entwicklung der Geschichte aufweisen. Gegen Ende des Films, als die junge, an Schwindsucht erkrankte Magali (Monica Fiorentini) mit böswilligen Hintergedanken in den Haushalt des Trios aufgenommen wird, gewinnt der Stoff wieder an Fahrt, und im Finale wird Romy Schneider – beinahe zwanzig Jahre nach Sissi und längst vollzogenem Image-Wechsel – dann abermals zur Braut, aber dieses Mal heiratet Philomena genau den Mann, den sie wirklich will.

Trio Infernal

Es ist schon verdammt verrucht, wenn die lediglich mit einem Hütchen und halterlosen Strümpfen – mit schmalen Riemen am kessen schwarzen Schlüpfer befestigt – bekleidete Romy Schneider (Philomena Schmidt) in leicht schräger Rückenansicht auf dieser kleinen Trittleiter steht, die Hände spielerisch an der Brust, und auf diese Weise mit dem erzürnten Michel Piccoli (Georges Sarret) in seinem schneeweißen Anzug kokettiert.
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